WDR-Intendant Fritz Pleitgen zum Tod von Papst Johannes Paul II.:
Köln (ots)
Die Nachricht vom Tode Papst Johannes Pauls II. hat mich tief bewegt. Damit geht eine Ära von großer Bedeutung für die römisch- katholische Kirche und für die christliche Welt zu Ende. Der Pole Karol Wojtyla hat über 25 Jahre mit sehr großer Energie und Gewissenhaftigkeit sein Amt ausgeübt. Seine vielen Reisen in alle Kontinente machten ihn in der Welt präsenter als es jemals ein Papst zuvor war. Er mischte sich in politische Verhältnisse ein, mahnte zur sozialen Verantwortung, engagierte sich für die Grund- und Menschenrechte. Offen verurteilte er Neoliberalismus, Rüstungswettlauf und Krieg und sagte den Mächtigen mutig seine Meinung. Ausdruck dieser politischen Berufung waren neben seinen Besuchen bei der UNO und im Weißen Haus vor allem die Polenreisen, die den politischen Reformprozess in seiner Heimat nachhaltig bestärkten. Seine Öffnung gegenüber dem Protestantismus und dem Judentum setzte neue Akzente im gegenseitigen Umgang der Kirchen und Religionen. Kritisch gesehen wurde seine konservative Haltung gegenüber drängenden innerkirchlichen und gesellschaftlichen Problemen der Zeit, wie zum Beispiel die unter der Bedrohung von Aids überholt erscheinende katholische Sexualmoral. Papst Johannes Paul II. hat der Kirche ein menschliches und der Person des Papstes ein nahbares Image gegeben. Das hat ihm sehr viele Sympathien bei den Menschen eingebracht. Welch große Bedeutung sein Ostersegen für viele Christen hatte und welchen Stellenwert er als Heiliger Vater und ruhender Glaubensanker für die Menschen in der Welt einnahm, wurde uns in den vergangenen Tagen noch einmal sehr deutlich. Ich erinnere mich an drei Papst-Besuche in Nordrhein-Westfalen. Knapp 400.000 Menschen kamen im November 1980 zur Papstmesse nach Köln. Weitere Stationen waren erneut Köln sowie u.a. Kevelaer (1987) und Paderborn (1996). Die Stadt Aachen zeichnete ihn im vergangenen Jahr mit dem ersten außerordentlichen Karlspreis aus. Dass der diesjährige Weltjugendtag in Köln im August ohne ihn stattfinden wird, ist für die Organisatoren, die Bürger in NRW und alle Katholiken traurig und schmerzlich.
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