ARD-DeutschlandTrend-Blitzumfrage: Wähler halten große Koalition für Notlösung - Müntefering als Vizekanzler am häufigsten gewünscht
Köln (ots)
Achtung Sperrfrist 10. Oktober 2005, 23.00 Uhr und Dienstagsausgaben der Tageszeitungen
Köln, 10. Oktober 2005 - Die Wählerinnen und Wähler reagieren verhalten auf die Beschlüsse der vergangenen Nacht. 75 % der Deutschen halten die verabredete große Koalition nur für eine Notlösung. Nur 30 % geben an, dass sie sich über deren Zustandekommen gefreut haben. Das sind Ergebnisse eines ARD- DeutschlandTrend extra für den ARD-Brennpunkt und die Tagesthemen, für den Infratest dimap heute Nachmittag 1.006 Wahlberechtigte befragt hat. Dabei richtet sich die Skepsis der Wähler weniger gegen Angela Merkel. 53 % glauben, dass sie gute Arbeit als Kanzlerin machen wird, nur 42 % gehen nicht davon aus. Das Bedauern, dass der amtierende Bundeskanzler seinen Anspruch aufgegeben hat im Amt zu bleiben, hält sich in Grenzen. Nur 39 % geben an, diesen Schritt zu bedauern, 60 % bedauern ihn nicht.
Zwar geht eine knappe Mehrheit von 54 % davon aus, dass eine große Koalition gute Voraussetzungen mitbringt, um die anstehenden Probleme zu lösen. Eine starke Minderheit von 44 % zweifelt aber daran und immerhin 37 % der Befragten befürchten, dass eine große Koalition Stillstand für Deutschland bedeutet.
Auch mit den anstehenden Personalfragen beschäftigt sich der DeutschlandTrend extra. Dabei wird der Name des SPD-Fraktions- und Parteivorsitzenden Franz Müntefering am häufigsten bei der Frage nach dem Vizekanzler genannt. Unter fünf vorgegebenen Politikern wünschen sich 25 % Müntefering in dieser Rolle. Mit Abstand folgen der brandenburgische Ministerpräsident Platzeck 17 %, der amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder 16 %, Otto Schily mit 15 % und Peter Struck mit 7 %.
Die Erwartungen an die Politiker der beiden großen Parteien, die derzeit in den Spekulationen als ministrabel gelten, sind allerdings sehr unterschiedlich. Bei der SPD schneiden Innenminister Schily und Verteidigungsminister Struck am besten ab. Jeweils 68 % der Befragten sind sicher, dass die beiden auch in einer künftigen Regierung gute Arbeit als Minister machen würden. Vom SPD- Vorsitzenden Müntefering erwarten das 64 %, von Peer Steinbrück 51 % und von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt nur 38 %.
In der Union scheidet Wolfgang Schäuble mit 69 % am besten ab, dicht gefolgt von CSU-Politiker Horst Seehofer 68 %. Von Bayerns Ministerpräsident Stoiber und der baden-württembergischen Bildungsministerin Annette Schavan erwarten nur je 44 % gute Arbeit.
Als vorrangige Aufgaben der künftigen Koalition nennen 52 % der Wähler, die Renten- und Krankenversicherung finanzierbar zu halten, 50 % die Arbeitsmarktreformen fortzusetzen. Die Vereinfachung der Steuergesetze halten 47 % für vorrangig, 39 % fordern mehr soziale Gerechtigkeit und 32 % halten einen harten Sparkurs für vorrangig, um die Verschuldung zu verringern.
Etwas Optimismus bringen die Wählerinnen und Wähler immerhin auf, was die Verfallsdauer des neuen Bündnisses angeht. 52 % glauben, dass die große Koalition über die gesamte Legislaturperiode halten wird, nur 43 % haben daran Zweifel.
Infratest dimap hat am 10. Oktober im Zeitraum zwischen 16 und 19 Uhr 1006 Wahlberechtigte über 18 Jahre befragt. Die Fehlertoleranz beträgt bei einem Anteilswert von 50 % 3,1 Prozentpunkte, bei einem Anteilswert von 5 % 1,4 Prozentpunkte.
Pressekontakt Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Telefon 0172 - 253 79 62
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