Lew-Kopelew-Preis 2005 an die tschetschenische Menschenrechtsaktivistin Sainap Gaschajewa verliehen
Köln (ots)
Die tschetschenische Menschenrechtsaktivistin Sainap Gaschajewa ist heute in Köln mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2005 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde vom ersten Vorsitzenden des Lew Kopelew Forums, WDR-Intendant Fritz Pleitgen, vor rund 500 geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft und in Anwesenheit von Maria Leonene Kopelew, der Witwe des verstorbenen Bürgerrechtlers, in den Räumen der Kreissparkasse Köln am Neumarkt verliehen. Die Laudatio hielt Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Unternehmen und Industrie. Sainap Gaschajewa erhält die Auszeichnung stellvertretend für viele für ihre Zivilcourage und ihren bewundernswerten Mut, mit dem sie für die vom Völkermord bedrohten Menschen in ihrer Heimat Tschetschenien mit friedlichen Mitteln kämpft.
Fritz Pleitgen würdigte in seiner Rede Sainap Gaschajewa als eine Frau, die das Gemeinwohl über das eigene Schicksale stelle. Ganz im Sinne von Lew Kopelew wolle sie Brücken bauen, von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk. Sie trotzt Kriegsgefahren und staatlichen Einschüchterungen, um die Welt auf die Leiden der Menschen in ihrer Heimat aufmerksam zu machen, so Pleitgen.
Auch Hans-Peter Krämer, stellvertretender Vorsitzender des Lew Kopelew Forums und Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, stellte in seiner Rede den Einsatz von Sainap Gaschajewa in die Tradition des russischen Schriftstellers und Menschenrechtlers. Ihre Arbeit zeige aber auch, dass noch große Anstrengungen unternommen werden müssten, um Folter, Not und Krieg europa- und weltweit zu überwinden. Krämer weiter: Dieses gemeinsame, verantwortungsvolle Verstehen ist umso wichtiger, je mehr wir uns auf ein erweitertes, großes und vor allem friedliches Europa einrichten, wie es auch von Lew Kopelew stets herbeigesehnt wurde.
Die Preisträgerin Sainap Gaschajewa widmete in ihrer Dankesrede die Auszeichnung jenen Menschen, die sich mit dem von der Weltöffentlichkeit versteckten Krieg in Tschetschenien nicht abgefunden hätten und unter schwierigsten Bedingungen arbeiteten. Sie verstehe den Preis als ein Signal, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und dass wir unsere Arbeit mit noch mehr Kraft fortsetzen werden, um der Sache der Menschenrechte zu dienen. Der Frieden sei kein unerreichbarer Traum, sondern stetige Arbeit, die Tag für Tag von vielen Menschen vollbracht werde.
Gaschajewa dokumentiert seit Beginn des ersten tschetschenischen Krieges im Jahr 1994 oft unter Lebensgefahr mit Videokamera und Fotoapparat, was in ihrer Heimat täglich geschieht: Zerstörung von Dörfern und Städten, Verschleppung, Folter, Mord. Ihr Ziel ist es, mit ihren Bildern die Weltöffentlichkeit aufzurütteln und zugleich Beweismaterial für zukünftige internationale Gerichtsverfahren zu liefern. Sie ist Leiterin der Organisation Echo des Krieges, die sich unter anderem um Waisenkinder und Minenopfer in Tschetschenien kümmert.
Der Lew-Kopelew-Preis wird in diesem Jahr zum fünften Mal in Erinnerung an den russischen Schriftsteller und Menschenrechtler Lew Kopelew vergeben, der Verfolgung, Terror und Krieg erlebte und sich Zeit seines Lebens für die Wahrung der Würde und Rechte des Menschen und gegen Gewalt einsetzte. Kopelew starb am 18. Juni 1997 in Köln, wo er seit seiner Ausbürgerung aus der UdSSR gelebt hatte.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung strahlt das WDR Fernsehen heute von 15.00 bis 15.55 Uhr aus.
Rückfragen: Kristina Bausch, WDR Pressestelle Tel.: 0172 253 00 28
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