+ + + WDR-Pressemitteilung + + + Rundfunkrat begrüßt Vorschläge zur Revision der EU-Fernsehrichtlinie - Liberalisierung der Schleichwerbung aber "völlig unakzeptabel"
Köln (ots)
Der Rundfunkrat des WDR begrüßt die Grundlinie des kürzlich bekannt gegebenen Vorschlages der Europäischen Kommission zur Revision der Fernsehrichtlinie. Die Kommission werde damit technologischen Neuentwicklungen gerecht und erfasse alle audiovisuellen Dienste unabhängig von Verbreitungswegen und Plattformen, stellte das Gremium unter Vorsitz von Reinhard Grätz fest. Positiv sei auch, dass der Entwurf auf die "große Bedeutung der audiovisuellen Mediendienste für die Gesellschaften, die Demokratie und die Kultur" hinweise. Damit werde der Beitrag dieser Medien zur Meinungsbildung und als kritische Instanz in der Demokratie anerkannt, heißt es. Der Rundfunkrat fordert, den audiovisuellen Bereich aus der sog. Dienstleistungsrichtlinie auszuklammern. Nur so könne die Gefahr gebannt werden, neue audiovisuelle Dienste und zukünftige Entwicklungen nur dem freien Markt zu überlassen.
Trotz dieser positiven Bewertung hält der Rundfunkrat einige Punkte des Vorschlages für nicht aktzeptabel. So fordert er ein Gegendarstellungs-Recht für neue Medien-Dienste, deren Inhalte der Nutzer zeitsouverän selbst abrufen müsse. Das im Entwurf vorgesehene Recht auf Kurzberichterstattung wird begrüßt, sollte sich aber nicht nur auf die Übernahme eines Signals erstrecken, sondern auch eigene Zugangsrechte für Fernsehveranstalter - beispielsweise zu Fußballstadien - vorsehen.
Als "völlig unakzeptabel" bezeichnete das Gremium die vorge-schlagene Liberalisierung des Product Placements. Wenn lediglich Nachrichten, Sendungen zum Zeitgeschehen, Dokumentationen und Kindersendungen von Schleichwerbung ausgenommen wären, ließen sich faktisch kaum noch Grenzen ziehen. Das dann voraussichtlich zunehmende Problem des Themenplacements sei gar nicht einbezogen worden. "Product Placement in Unterhaltungs- und Ratgebersendungen grundsätzlich zu erlauben, würde ein Einfallstor bieten für unzulässige Einflussnahme der Wirtschaft auf die öffentliche Meinungsbildung", heißt es.
Hinweis: Die unter Federführung von Prof. Dr. Erika Bock-Rosenthal erarbeitete Stellungnahme des WDR-Rundfunkrats zum Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Umwandlung der Fernsehrichtlinie in eine "Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste" kann in der Pressestelle abgerufen werden unter Tel. 0221/220-4603.
Rückfragen: Rüdiger Oppers, Unternehmenssprecher Tel. 0221/220-2405
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