WDR-Intendant Fritz Pleitgen zum Tod von Paul Spiegel:
Köln (ots)
WDR-Intendant Fritz Pleitgen zum Tod von Paul Spiegel:
"Die Nachricht vom Tod Paul Spiegels stimmt uns im WDR sehr traurig. Er hatte sich wie kaum ein anderer in unserem Sender große Achtung und viel Sympathie erworben. Sein Engagement um die Aussöhnung zwischen Deutschland und den Juden hat uns überzeugt und unsere Berichterstattung nachhaltig beeinflusst. Wir verdanken ihm viele Anregungen; nicht nur was die Bewältigung der Vergangenheit angeht, sondern auch was das gegenwärtige Verhältnis der nicht-jüdischen zu unserer jüdischen Bevölkerung betrifft. So entstand der preisgekrönte Film "Alles auf Zucker".
Paul Spiegel war für uns der Inbegriff der Menschlichkeit. Angesichts immer wiederkehrender fremdenfeindlicher und rassistischer Entgleisungen war er nicht frei von Skepsis. Mit seiner Zuversicht und seinem Humor überwand er diese Anflüge von Resignation. Als Nachfolger des unvergessenen Ignatz Bubis übte er das Amt des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland mit Stil und aufrechter Haltung aus. Seine entschiedenen Erklärungen fanden in kritischen Situationen das Vertrauen der Menschen in unserem Land.
Mit Paul Spiegel verband mich ein freundschaftliches Verhältnis. Wir waren fast gleichaltrig und haben uns oft - auch öffentlich - über unsere unterschiedlichen Biographien unterhalten, die in unserer Kindheit von Nazizeit und Krieg geprägt waren. Als Intendant habe ich seine Meinung sehr geschätzt. Er war Mitglied des Rundfunkrates und uns in den vielen Jahren ein wichtiger Rat- und Impulsgeber. Wir werden ihn sehr vermissen. Ganz Deutschland verliert mit Paul Spiegel eine wertvolle Persönlichkeit, die auf glaubhafte und sympathische Weise ein Vorbild für Toleranz und die Achtung der Menschenwürde war."
Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Telefon 0172 - 253 79 61
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