Achtung - Programmänderung ! (anstelle 25.11.) WDR Fernsehen, Dienstag, 4. Dezember 2006, 00.00 Uhr ...und ab nach Deutschland! Als die Italiener kamen Film von Monika Siegfried-Hagenow
Köln (ots)
Sechs Jahre lang hatte Raimondo Arzedi als Fischer in Sardinien gearbeitet - ohne Bezahlung. Sein Lohn bestand aus einem Schlafplatz auf den Bootsplanken und ein paar Fischen zum Frühstück, zu Mittag und zum Abendessen. Wie sollte der junge Mann damit eine Familie gründen? Da folgte er lieber dem Ruf deutscher Firmen, die Arbeiter fürs Wirtschaftswunder im fernen "Germania" suchten und dafür außer einem Etagenbett in der Fremdarbeiterbaracke auch 240 deutsche Mark im Monat boten. Wie Raimondo stiegen vor 50 Jahren viele junge Italiener in den Zug, von deutschen Ärzten auf Herz und Nieren geprüft, den Parmesankäse von Mama und den Arbeitsvertrag im drahtverschnürten Pappkoffer. Die Korbflasche mit Chiantiwein und Hits von "Marina" bis "Volare" sollten ihnen helfen gegen das Heimweh, das manch einen in der Finsternis unter Tage oder am Fließband packte. Deutsche Jungs wehrten sich oft schlagkräftig gegen die Konkurrenz aus dem Süden, die ihnen am Wochenende beim Tanztee die Mädchen ausspannte. Den "Amorebecher" erfanden allerdings andere, die schon vor über 100 Jahren mit ihren Handkarren den Weg über die Alpen nach Deutschland nahmen: die Eismänner und -frauen aus den Dolomiten. Aus Norditalien kamen auch die Steinmetze aus Norditalien, die schon um 1900 in den Steinbrüchen an Rhein und Ruhr als geschätzte Spezialisten Pflastersteine für preußische Straßen brachen. Viele von ihnen wirkten - misstrauisch beäugt von der Obrigkeit - tatkräftig mit bei der Gründung der ersten Gewerkschaften.
Redaktion: Felix Kuballa
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