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Im Herbst geht’s den Cranberries an die Wurzel

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Die Problembeere

Als Superfood beliebt, in den Dünentälern Sylts unerwünscht: Die aus Nordamerika stammende Cranberry verdrängt heimische Pflanzenarten und soll deshalb dauerhaft entfernt werden. Sylter Naturschutzorganisationen rufen zur Mithilfe auf.

Während die Cranberry in ihrer nordamerikanischen Heimat friedlich mit anderen Pflanzen koexistieret, überwuchert sie auf Sylt die heimische Bodenvegetation. Bis zu einem Meter pro Jahr breitet sich das Heidekraut mit den roten Beeren in den Dünentälern aus und verdrängt so mehr und mehr heimische Pflanzenarten. „Sie konnte sich lange Zeit ungestört vermehren und wucherte Moore und Tümpel zu, in denen seltene Pflanzen wie der Sonnentau und der Sumpfbärlapp wachsen,“ erklärt Dennis Schaper, Leiter der Schutzstation Wattenmeer Hörnum. Die startete deshalb vor acht Jahren ein Pilotprojekt mit dem Ziel, das Naturschutzgebiet im Hörnumer Norden von den invasiven Cranberries zu befreien. „Auf einer Fläche von 600 Quadratmetern testen wir seitdem, ob wir die Cranberry mit regelmäßigen Ausrupfaktionen dauerhaft aus dem Gebiet entfernen können.“ Mit sichtbaren Erfolgen. „Auf der Probefläche sind mittlerweile deutlich weniger Cranberries zu sehen als in den vergangenen Jahren“, sagt der Stationsleiter und zeigt auf die bearbeiteten Flächen in der Dünenheide. „Aber wir müssen systematisch weitermachen, deshalb brauchen wir auch in diesem Herbst wieder viele helfende Hände.“

Als Superfood beliebt, in den Dünentälern Sylts unerwünscht

Das gilt auch für die weiter nördlich gelegenen Dünentäler. „Mit dem Gebiet rund um den Kampener Strandaufgang Buhne 16 haben wir im letzten Jahr schon begonnen. Da über den Sommer viele der verbliebenen Ranken wieder ausgetrieben sind, geht es nun an die Nachbearbeitung“, sagt die Sylter Naturschutzbotschafterin Charlie Esser und setzt dabei ebenfalls auf tatkräftige Hilfe. Denn die langen dünnen Ausläufer der Cranberry-Pflanze müssen per Hand aus dem Boden der kleinen verwinkelten Dünentäler gezogen werden. Neben der Aussicht, zum Erhalt bedrohter heimischer Pflanzen und einer landschaftlichen Vielfalt beizutragen, gibt es noch einen weiteren Anreiz, bei den fünf noch ausstehenden Arbeitseinsätzen im Oktober und November dabei zu sein: Die Cranberry-Beeren dürfen geerntet und zur weiteren Verwendung eingesammelt werden. Das ist normalerweise verboten, auch das Betreten der geschützten Gebiete ist ohne fachkundige Begleitung nicht erlaubt. „Wer aktiv bei der Naturschutzarbeit dabei sein möchte und noch dazu sein eigenes Superfood ernten möchte, ist bei den Cranberry-Terminen genau richtig“, so Charlie Esser.

Heimische Arten wie Sumpfbärlapp und Sonnentau können sich wieder besser ausbreiten

Wie die meisten Beeren versorgt auch die Großfrüchtige Moosbeere, wie die Cranberry hierzulande heißt, mit reichlich Vitaminen und Mineralstoffen. Vor allem ihre antioxidativen Bestandteile sollen Harnwegsinfektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Die rohe Beere findet selten Verwendung, da sie einen säuerlichen und bitteren Geschmack hat. In getrockneter Form, gekocht, gezuckert oder als Gelee ist sie jedoch nicht nur gesund, sondern auch äußerst beliebt. „Cranberries haben einen hohen Vitamin-Gehalt, das wussten sogar die alten Seefahrer schon und nahmen sie mit auf große Fahrt, um Skorbut vorzubeugen. Um 1900 wurde die Cranberry dann als Nutzpflanze in Europa aktiv angepflanzt. Vermutlich hat sich die Art dann über den Vogelzug weiter verbreitet“, erzählt Dennis Schaper und kniet sich in die Versuchs-Fläche. Knöchelhoch und dicht ist das Cranberry-Gestrüpp an dieser Stelle, wie ein zusammenhängender Pflanzenteppich legt es sich über den feuchten Boden. Schnell hat er eine Handvoll der kleinen runden Beeren gepflückt. Sie leuchten rot bis sauerkirschschwarz. „Wenn wir die Cranberries im vollen Reifeprozess entnehmen, entziehen wir ihr ein Stück weit die Fortpflanzung.“ Zur Verdeutlichung fischt er aus dem dunklen Wasser einer kleinen Heidemoorfläche ein zartes Pflänzchen, das wie ein urzeitlicher Mini-Farn aussieht – es ist der Sumpfbärlapp. „Wenn wir es schaffen, die unkontrollierte Verbreitung der Cranberries zu stoppen, schaffen es auch diese hier.“

Naturschutz zum Mitmachen!

Im Herbst geht’s den Cranberries an die Wurzel. Die Schutzstation Wattenmeer und Naturschutzbotschafterin Charlie Esser planen noch weitere fünf Arbeitseinsätze und freuen sich über jede helfende Hand. Gummistiefel und Handschuhe gerne mitbringen.

Die Termine in der Hörnumer Dünenheide: 21. Oktober um 14 Uhr, 29.Oktober um 12:30 Uhr und 4.November um 14 Uhr. Treffpunkt ist die Bushaltestelle Hörnum Nord. www.schutzstation-wattenmeer.de

Die Termine in der Kampener Dünenheide: 22. und 28. Oktober, jeweils um 11 Uhr. Treffpunkt ist der Aufgang Parkplatz Buhne16 oben am Dünenradweg. Anmeldungen über botschaft@naturschutz-sylt.de

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Jutta Vielberg l j.vielberg@sylt.de l +49 4651 820211

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