Kompressionstherapie aktuell
Leitliniengerechte Versorgung und praktische Anwendung
Göhren-Lebbin (ots)
Vor dem internationalem Fachpublikum des ''meeting-Fleesensee Lymphologie & Phlebologie'' erörterten am 3. Juni 2016 unter anderem Mitglieder der Expertengruppe ''Kompressionstherapie'' des Starnberger Medical Data Institute (MDI) Aktuelles zum Forschungsstand bei der Versorgung venenkranker Menschen und zu der Anwendungspraxis der Kompressionstherapie.
In einem einführenden Workshop vermittelte Kerstin Protz, Projektmanagerin Wundforschung am Eppendorfer Universitätsklinikum, die Herausforderungen der Kompressionstherapie und beleuchtete Aspekte der Versorgung von Menschen mit einem Ulcus cruris venosum. Viele Betroffene sind nicht ausreichend über ihre Materialien informiert, so entstehen Anwendungsfehler, beispielsweise bei der Materialpflege. Die Hamburger Fachautorin stellte ein neuartiges System zur adaptiven Kompressionstherapie vor, das mit Klettverschlüssen am Bein fixiert wird, wodurch es teilweise Patienten selbständig möglich ist, einen Kompressionsverband herzustellen.
Prof. Dr. Eberhard Rabe sprach über die Häufigkeit und die Therapie des postthrombotischen Syndroms, das sich im Anschluss an eine Beinvenenthrombose entwickeln kann. Der Bonner Dermatologe wies auf die Bedeutung der Prophylaxe und die Risikofaktoren hin. Hierzu gehören das Alter, ein zu hoher Body-Mass-Index und die Adipositas. Aber auch Venenerkrankungen, wie die chronisch venöse Insuffizienz oder eine Varikose, können die Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms begünstigen. Kompressionstherapie zur Prophylaxe halbiert das Erkrankungsrisiko und bildet, so Rabe, auch einen Schwerpunkt der Therapie.
In einem zusammenfassenden Vortrag erläuterte Prof. Dr. Knut Kröger, Ressortleiter der Expertengruppe ''Kompressionstherapie'' des MDI, die Wirkweise und Bedeutung der medikamentösen Thromboseprophylaxe. Hierbei kommen Antikoagulantien zum Einsatz, sogenannte direkte orale Antikoagulantien (DOAK). Dies sind Medikamente, welche die Blutgerinnung hemmen. Ihnen kommt nach Aussage des Krefelder Angiologen bei der langfristigen Rezidivprophylaxe der venösen Thromboembolie nach adäquater Therapie eine hohe Bedeutung zu. Dementsprechend werden DOAKs hierfür in internationalen Leitlinien als Mittel der ersten Wahl definiert.
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie, die Prof. Dr. Peter Kujath anschließend vorstellte, definiert die Grundlagen der Anwendung eines phlebologischen Kompressionsverbandes. Dieser findet beispielsweise bei Lymphödeme, Varikose, Thrombosen oder chronisch venöser Insuffizienz bis hin zum Ulcus cruris venosum Anwednung. Der Lübecker Gefäßchirurg wertet die Kompressionstherapie als unverzichtbare Basistherapie bei der Behandlung phlebologischer Erkrankungen und fasste ihre Bedeutung in einem Satz zusammen: Kompression ist immer effektiver als keine Kompression.
Das 10. meeting Lymphologie & Phlebologie in Fleesensee führt nicht nur verschiedene ärztliche Fachrichtungen zusammen, es soll nach Aussage des Kongressleiters Dr. Gerd Lulay auch dem Austausch zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen ermöglichen und fördern. Wie Lulay betonte, gehe es bei der Versorgung venenkranker Menschen um interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter. Hierzu gehören u.a. Sanitätshäuser sowie die ambulante und klinisch-stationäre Versorgung. Dementsprechend, so der Chefarzt am Mathias-Spital Rheine, sieht sich das meeting-Fleesensee nicht als Konkurrenz zu den großen Fachkongressen, sondern will die Begegnung und den Austausch auf persönlicher Ebene anregen. Kongresse wie dieser ermöglichen den Akteuren der Versorgung, Verständnis füreinander zu entwickeln und somit eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu gestalten, die den therapeutischen und pflegerischen Prozessen, und somit letztlich dem Patienten zu Gute kommt.
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