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FZ: Kommentar: "Das haben sie nicht verdient"
"Fuldaer Zeitung" (Samstagausgabe, 18. Juni) zum Ansehen der Politiker.

Fulda (ots)

Der Reflex ist ebenso verführerisch wie menschlich: Jawoll, das haben unsere Politiker nicht besser verdient, dass ihr Ansehen in der deutschen Öffentlichkeit noch weit hinter Managern am Ende der Beliebtheitsrangliste der Berufsstände rangiert. Übrigens auf demselben Niveau, auf dem ihre Berufskollegen im dauer-skandalgeschüttelten Italien rangieren. Schließlich haben Politiker aus allen Parteien auch hierzulande in der jüngsten Zeit Steilvorlagen en masse geliefert, um ihr ohnehin schlechtes Image zu untermauern: Hemmungsloses Abkupfern, um sich mit Doktorhüten zu schmücken; arrogante Ignoranz, wenn sich der Bürgerprotest gegen ein fragwürdiges Milliardenprojekt Bahn bricht; hilfloses Rudern im Strudel der internationalen Finanzmärkte, die man erst blauäugig von den Fesseln gelassen hat und jetzt nicht mehr einfangen kann; und nicht zuletzt eine unglaubliche Wendigkeit, wenn das Fähnchen plötzlich in den lauen Wind der grünen Energien gehängt wird, die man noch wenige Wochen zuvor verteufelt hat. Doch bei aller berechtigten Kritik: Eine derart vernichtende Bewertung hat zumindest das Gros unserer Politiker nicht verdient. Es gibt in allen Parlamenten nach wie vor redliche Sachwalter der Bürger- und Wählerinteressen. Und auch wenn die Nachkriegszeit noch weit mehr Charakterköpfe und profilierte Querdenker in die Abgeordnetenreihen gespült hat, als sie heute dort neben all den angepassten Polit-Karrieristen zu finden sind, so stellen sich für die Kärrnerarbeit in Kommunen, Ländern und im Bund doch noch immer ausreichend viele und glaubwürdige Bewerber zur Verfügung. Vergnügungssteuerpflichtig ist dieser Knochenjob dabei in den seltensten Fällen - das sollten sich alle, die sich feixend die Politikerschelte zum Hobby gemacht haben, hinter die Ohren schreiben. Denn wer den Berufsstand pauschal verdammt, sorgt indirekt dafür, dass ein möglicher neuer Adenauer, Schmidt, Strauß oder Fischer vielleicht gar nicht erst in den Ring steigt. Also: Kontrolle und Kritik müssen sein, aber alles mit Augenmaß. Sonst sinkt das Niveau der verbleibenden Politiker tatsächlich noch so weit in den Keller wie heute schon ihr Ansehen.

Pressekontakt:

Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-445
johannes.heller@fuldaerzeitung.de

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