FZ: "Es reicht!" Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zu Griechenland/Troika
Fulda (ots)
Woche eins nach der Griechenland-Wahl übertrifft die schlimmsten Befürchtungen, die man im Wahlkampf angesichts der Wut der Hellenen auf EU und eigenes Establishment haben musste. Dass ein Mann wie Gianis Varoufakis, der im Radio einmal Selbstmordattentate gegen Israelis rechtfertigte, Finanzminister wird, ist für sich schon ein Tiefpunkt der politischen Kultur und ein Armutszeugnis für ein Land, das wir Europäer gerne als die Wiege der Demokratie bezeichnen. Doch es kommt von Tag zu Tag dicker: Dass die Griechen aus der bis dato relativ konsensualen Russland-Politik der EU in der Ukraine-Frage ausscheren und sich ausgerechnet Putin anbiedern, ist schon ein starkes Stück. Und dann der Rausschmiss der Troika, jenem Gremium aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission, das in Athen im Auftrag der Geldgeber die Einhaltung der Auflagen kontrolliert.
Wenn das so weitergeht, dann wird die neue griechische Regierung in Kürze so viel Porzellan zerschlagen, dass von den kleinen Fortschritten, die in den vergangenen Monaten mühsam erzielt wurden, nichts übrig bleibt. Die Frage ist generell, wie lange sich der Rest Europas von einer radikalen Regierung, die in grenzenlosem Populismus mit dem alternativlosen Reformkurs bricht, auf der Nase herumtanzen lassen will. Wenn sich die Dankbarkeit für Hunderte Rettungsmilliarden in einer - überspitzt formuliert - Kriegserklärung an die EU ausdrückt, dann ist es an der Zeit, Tugenden wie Langmut und Geduld über Bord zu werfen und sich darauf zu konzentrieren, den endgültigen Bruch vorzubereiten.
Schon im März könnte es zum Showdown kommen: Dann braucht das Land neues Geld. Ohne frisches Kapital droht die Staatspleite. Noch sind die Geberländer, allen voran die Bundesregierung, am Hadern - aus gutem Grund: Werden die Hilfsprogramme wieder und wieder verlängert, bleibt zumindest ein Fünkchen Hoffnung, dass Griechenland gerettet werden kann und unsere Milliarden nicht verloren sind. Auf der anderen Seite stärkt jeder weitere Euro, der nach Athen fließt, die Euroskeptiker wie die AfD, die längst den Glauben an die Politik der Bundesregierung verloren haben. Kommt es zum Bruch mit Griechenland und dem Austritt aus der Gemeinschaftswährung, sind die Folgen nicht überschaubar. Die Ereignisse dieser Woche geben gleichwohl eher denen Recht, die predigen: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. / Bernd Loskant
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