Erwin Chargaff wird 95 Jahre
Stuttgart (ots)
Der international renommierte Biochemiker und Kulturkritiker Prof. Erwin Chargaff begeht am 11. August 2000 in New York seinen 95. Geburtstag. Chargaff, geboren in Czernowitz, promovierte 1928 an der Wiener Universität. Es folgten Forschungsstudien an der Yale-University, am "Hygenischen Institut" der Universität Berlin (1930 - 1933) und am "Institut Pasteur" in Paris. 1935 emigrierte der Sohn jüdischer Eltern und überzeugte Humanist in die Vereinigten Staaten. An der Columbia-University machte er 1948/49 seine folgenreichste Entdeckung: Die Basenkomplementarität der Desoxyribonukleinsäure (DNS). Ohne sie wäre die Sequenzierung des menschlichen Genoms, die momentan die Welt in Aufregung versetzt, nicht möglich gewesen und nur mit ihr konnten Francis Crick und James Watson ihr Modell der Doppel-Helix entwickeln.
Chargaff blieb der Columbia-University bis ins hohe Alter treu: als Forscher, als Lehrer und als leidenschaftlicher Kritiker des Wissenschaftsbetriebs, insbesondere der Nuklearforschung und der modernen Gentechnologie. So wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch seine zivilisationskritischen Essays bekannt, in denen er mit unermüdlichem Nachdruck für die Bewahrung der Schöpfung, der Kultur und des alten Europa und eine Ethik des Verzichts in der naturwissenschaftlichen Forschung plädiert. In diesen Arbeiten und in seiner Autobiographie "Das Feuer des Heraklit" (Stuttgart 1981) verbinden sich universale Gelehrsamkeit und eine lustvoll-polemische Diktion, die nicht zufällig an Karl Kraus erinnert, zur großen Kritik an der Beschädigung des Menschen im letzten und in diesem Jahrhundert.
Anläßlich seines Geburtstages ist soeben das Buch "Ernste Fragen" bei Klett-Cotta (288 Seiten, DM 38,-) erschienen. Es sind 31 Essays, Reflexionen voller Skepsis - ernst und polemisch, aufregend und unterhaltend, die von Chargaffs großem Wissen und von seiner Belesenheit zeugen.
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