"Es geht um die Zerschlagung von Machtzentren"
München (ots)
IBM Deutschland muss Kompetenzen an den Standort Zürich abtreten / Arbeitnehmervertreter kritisieren massiven Stellenabbau
München, 1. Juli 2005 Die deutsche IBM-Tochtergesellschaft muss ihre Zuständigkeit für die Ländergruppe Deutschland, Österreich, Schweiz an den Standort Zürich abtreten. Das berichtet die IT-Wochenzeitung COMPUTERWOCHE in ihrer aktuellen Ausgabe (26/2005). Die US-amerikanische Konzernleitung beschneidet damit auch die Kompetenzen von Johann Weihen, Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland. Nach der Umstrukturierung verantwortet er nur noch den deutschen Markt. Neben Deutschland verliert auch Italien, bislang für die IBM-Regionen in Südeuropa zuständig, seine Führungsposition, die künftig von der spanischen Zweigstelle in Madrid eingenommen wird.
"Es geht dabei um eine Zerschlagung der Machtzentren", erklärte ein ehemaliger IBM-Manager, der anonym bleiben möchte, gegenüber der COMPUTERWOCHE. In der Führungsetage des Konzerns stehe die deutsche Niederlassung in Stuttgart schon länger unter Beobachtung, so der Ex-Mitarbeiter weiter. IBM-Sprecher Peter Gerdemann weist diese These zurück. Von einem Machtverlust der deutschen Tochter könne nicht die Rede sein. Es geht darum, mehr Verantwortung in die lokalen Märkte zu verlagern und Entscheidungen dort zu treffen, wo die Kunden sitzen, sagt Gerdemann. Um das zu erreichen, werde IBM statt der bisherigen Europa-Zentrale in Paris zwei schlankere Einheiten in Zürich und Madrid einrichten.
Arbeitnehmervertreter betrachten die Entwicklung mit Sorge, da die Neustrukturierung des Europa-Geschäfts von IBM mit einem massiven Stellenabbau einhergeht. "Wenn ein Emea-Headquarter mit 4.000 Beschäftigten in zwei kleinere Zentren mit jeweils 200 Mitarbeitern zerlegt wird, hat das schon eine besondere Bedeutung", kommentiert Rolf Schmidt, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat von IBM Deutschland sitzt. Vor allem das starke Wachstum in Asien, verbunden mit der schwachen Geschäftsentwicklung in Europa, habe zu dieser Entwicklung beigetragen. Aus diesem Grund verlagere IBM Personal in andere Regionen, erklärt Schmidt in der COMPUTERWOCHE. Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass IBM in Indien rund 14.000 neue Stellen schafft. Im Gegenzug streicht das Management 13.000 Arbeitsplätze in anderen Ländern, die meisten davon in Westeuropa.
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