Kreditkrise geht an deutschem Mittelstand vorbei
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Umfrage: 80 Prozent der deutschen Mittelständler spüren Finanzkrise bislang kaum / Personalabbau ist kein Thema / Klare Mehrheit für staatliche Interventionen
Die internationale Kreditkrise trifft den deutschen Mittelstand bislang kaum. Gut acht von zehn Unternehmen sehen derzeit gar keine oder nur sehr geringe Auswirkungen auf ihre Geschäftsentwicklung, wie aus einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Allerdings hält sich der Mittelstand keineswegs für immun, sollte sich die Krise länger hinziehen. Entsprechend unterstützt eine deutliche Mehrheit der Befragten die Forderung nach staatlichen Interventionen zur Stabilisierung der Lage.
"Der Mittelstand reagiert gelassen, aber nicht blauäugig. Die Unternehmen wissen, dass sie für den Fall einer anhaltenden Kreditklemme kreative Gegenkonzepte entwickeln müssen", kommentiert Prof. Norbert Winkeljohann, Mitglied des PwC-Vorstands und Leiter des Bereichs Mittelstand.
Auf einer Bewertungsskala von 1 ("gar nicht betroffen") bis 5 ("sehr stark betroffen") geben 54 Prozent der Unternehmen an, unter der Kreditkrise überhaupt nicht zu leiden (Stufe 1), weitere 27 Prozent sehen geringe Auswirkungen (Stufe 2). Demgegenüber halten sich lediglich sechs Prozent der Befragten für stark oder sehr stark betroffen (Stufen 4 und 5). An der Umfrage beteiligten sich zwischen dem 19. und 25. März 2008 über 300 mittelständische Unternehmen.
Kaum Folgen für die Finanzierung
Während Abschreibungen auf Immobilienkredite weltweit zu Liquiditätsengpässen im Finanzsektor geführt haben, ist im Mittelstand bisher von einer Kreditverknappung wenig zu spüren. Über eine Verschlechterung der Finanzierungskonditionen berichten lediglich neun Prozent der Unternehmen, während sich 90 Prozent der Befragten bislang zu den gleichen Bedingungen refinanzieren können wie vor Beginn der Kreditkrise. Winkeljohann: "Ich stelle jedoch fest, dass die Kreditinstitute verstärkt auf die Einhaltung der bestehenden Kreditbedingungen achten. Eine Veränderung des Kreditumfeldes für mittelständische Unternehmen ist nicht ausgeschlossen."
Auch die befragten Unternehmen beurteilen die mittelfristigen Auswirkungen der Finanzkrise skeptischer. So rechnet gut jeder fünfte Mittelständler (22 Prozent) damit, sein Finanzierungskonzept überdenken zu müssen. Bei den Investitionen wollen 13 Prozent kürzen, elf Prozent lassen sich mit der Erschließung neuer Märkte voraussichtlich mehr Zeit als bislang geplant.
Einschneidende Korrekturen hält nur eine kleine Minderheit der Unternehmen für notwendig. So kommen fünf Prozent nach eigener Einschätzung nicht um eine Kürzung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben herum, vier Prozent schließen sogar den Abbau von Personal nicht aus.
Unterstützung für Ackermann
Auch wenn die Krise den Mittelstand bislang weitgehend verschont hat, sieht die deutliche Mehrheit der Befragten sehr wohl Handlungsbedarf. Sechs von zehn mittelständischen Unternehmen befürworten staatliche Interventionen, um die Krise in den Griff zu bekommen. Dabei schließen sich 17 Prozent der Forderung des Deutsche-Bank-Vorstandssprechers Josef Ackermann nach einer stärkeren Einflussnahme von Politik und Zentralbanken an. Weitere 30 Prozent sehen ausdrücklich die Zentralbank in der Pflicht, während 13 Prozent politische Interventionen fordern. Vier von zehn befragten Mittelständlern halten allerdings wenig oder gar nichts von einer stärkeren staatlichen Regulierung der Finanzmärkte.
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