Private Equity: Geschäftsmodell auf dem Prüfstand
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Umfrage: Jeder zweite Fonds in Deutschland befürchtet Kreditverknappung / 80 Prozent der Beteiligungsgesellschaften überdenken ihr Geschäftsmodell / Kostensenkungen bei Portfoliounternehmen
Die Finanzkrise zwingt die Private-Equity-Branche zum Umdenken. Gut vier von fünf Fondsgesellschaften (81 Prozent) erwarten, dass sich ihr Geschäftsmodell ändern wird. Dazu trägt auch eine stärkere staatliche Regulierung bei, von der 83 Prozent der deutschen und 71 Prozent der ausländischen Beteiligungsgesellschaften ausgehen. Zudem erwarten 90 Prozent der Befragten, dass sie künftig bei Übernahmen mehr Eigenkapital einsetzen müssen. "Das Modell des 'Leveraged Buy Out', also der weitgehend kreditfinanzierten Firmenkäufe, steht derzeit auf dem Prüfstand. Auch 2009 werden die meisten Banken kaum noch Kredite für neue Private-Equity-Deals zur Verfügung stellen", kommentiert Richard Burton, Leiter des Bereichs Private Equity bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Auch für die Unternehmen im Portfolio der Beteiligungsfirmen hat die Krise Folgen. Sie müssen mit verschärften Kostensenkungen bis hin zu Personalabbau rechnen, wie aus ersten vorliegenden Umfrageergebnissen für den "Private Equity Trend Report 2009" von PwC hervor geht. Die Befragung wurde zwischen 17. November und 02. Dezember 2008 durchgeführt.
Bislang hat sich die Finanzkrise bei 80 Prozent der befragten Fonds in Deutschland und bei 86 Prozent der ausländischen Befragten auf das Geschäft ausgewirkt. Über einen Rückgang der neu abgeschlossenen Übernahmen und Beteiligungen (Mergers and Acquisitions, kurz: M&A) seit Beginn der Krise zur Jahresmitte 2007 berichten 42 Prozent der Private-Equity-Gesellschaften, 45 Prozent mussten sogar geplante Transaktionen absagen.
Mit einer schnellen Erholung des Beteiligungsmarktes binnen sechs bis zwölf Monaten rechnet nur jede fünfte befragte Fondsgesellschaft. Eine Durststrecke von mehr als zwei Jahren befürchten 16 Prozent, während die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) eine Trendwende innerhalb von ein bis zwei Jahren erwartet. Für den deutschen Markt prognostizieren 52 Prozent eine Verschlechterung der Investitionsbedingungen, 38 Prozent sind eher optimistisch eingestellt.
PwC befragte für die im Februar 2009 erscheinende Studie weltweit 184 Private-Equity-Gesellschaften, darunter 50 aus Deutschland. Gut jeder fünfte Fonds verwaltet ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro.
Kredite weiterhin knapp
Zwar steht die Private-Equity-Branche nach eigener Einschätzung nicht vor einer Kreditklemme, jedoch dürfte die Finanzierung durch Fremdkapital deutlich schwieriger werden. Fast jede zweite (46 Prozent) der befragten deutschen Investmentgesellschaften erwartet einen erschwerten Zugang zu Krediten. Von den ausländischen Fonds teilt knapp jeder dritte diese Ansicht. Schlechtere Kreditkonditionen, beispielsweise Zinsaufschläge, befürchten 56 Prozent der deutschen und 42 Prozent der ausländischen Private-Equity-Investoren.
Als Konsequenz setzen rund neun von zehn Befragten auf einen stärkeren Einsatz von Eigenkapital (Deutschland: 86 Prozent, Ausland: 91 Prozent). Außerdem werden sich viele Private-Equity-Gesellschaften künftig mit kleineren Projekten als bisher befassen. So erwarten 70 Prozent der deutschen und 63 Prozent der ausländischen Befragten einen Rückgang der durchschnittlichen Beteiligungsvolumina bei Neuengagements.
Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kapitalgebern wird an Bedeutung gewinnen. Gemeinsame Gebote mit anderen Fonds halten 72 Prozent der ausländischen und 60 Prozent der deutschen Befragten für wahrscheinlich, die Zusammenstellung eines Bankenkonsortiums gehört für 68 Prozent bzw. 60 Prozent der Private-Equity-Gesellschaften mittlerweile zum Tagesgeschäft.
Vorrang für Kostensenkung
Die Finanzkrise bremst nicht nur das Wachstum der Beteiligungsbranche, sondern führt auch zu Wertberichtigungen bei den Portfoliounternehmen. Seit Beginn der Krise zur Jahresmitte 2007 mussten 56 Prozent der Befragten Wertverluste bei ihren Beteiligungen hinnehmen, nur 15 Prozent verzeichneten Wertgewinne. Dennoch sind zwei Drittel der Private-Equity-Gesellschaften mit der Geschäftsentwicklung ihrer Unternehmensbeteiligungen zufrieden. "Diese positive Botschaft erscheint vor dem allgemeinen wirtschaftlichen Hintergrund zunächst überraschend. Allerdings haben viele Private-Equity-Gesellschaften bereits zu Beginn der Finanzkrise die Optimierung ihrer Portfoliounternehmen voran getrieben", erläutert Burton.
So haben 67 Prozent der Befragten Restrukturierungsmaßnahmen bei mindestens einer ihrer Beteiligungen in den vergangenen zwölf Monaten durchgeführt. In neun von zehn Fällen standen Kostensenkungen im Vordergrund. Weitere wichtige Ansatzpunkte waren die Verminderung des 'Working Capital' (76 Prozent) sowie Prozessoptimierungen (72 Prozent). Bei 65 Prozent der befragten Beteiligungsgesellschaften, die Portfoliounternehmen restrukturiert haben, kam es zu Personalkürzungen.
Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sehen 62 Prozent der deutschen und 79 Prozent der ausländischen Gesellschaften weiteren Restrukturierungsbedarf. Die Gewichtung der geplanten Maßnahmen bleibt dabei unverändert: Sofern Restrukturierungen erfolgen sollen, geht es um Kostensenkungen (93 Prozent der Befragten), die Verbesserung des 'Working Capital' (83 Prozent), Prozess-optimierungen (75 Prozent) sowie Stellenabbau (69 Prozent).
Autobranche bleibt interessant
Neuengagements planen die deutschen Private-Equity-Gesellschaften vor allem in der Technologiebranche (66 Prozent der Befragten). Mit größerem Abstand folgen die Sektoren Industrie (52 Prozent), Dienstleistungen (48 Prozent) sowie Energie (42 Prozent). Ungeachtet der schwierigen Lage in der Automobilbranche wollen immerhin 30 Prozent der Fonds auch hier investieren. "Vor allem gut positionierte Zulieferer dürften mittelfristig wieder attraktiv sein", erwartet Burton.
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