Energiebranche: Warten auf Obamas Klima-Politik
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie "Power Deals 2008": Mehr Übernahmen, aber niedrigeres Transaktionsvolumen als 2007 / Wachsendes Interesse an Atomkraft / Kaum Zukäufe in der Gasindustrie
In der globalen Strom- und Gasindustrie gab es im vergangenen Jahr bei einem deutlich niedrigeren Transaktionsvolumen mehr Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) als 2007. Während die Zahl der Transaktionen um 24 Prozent auf 954 zulegte und damit einen neuen Rekord markierte, brach das M&A-Volumen um 41 Prozent auf 220 Milliarden US-Dollar ein, wie aus der Studie "Power Deals - 2008 Annual Review" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Zudem gab es 2008 nur drei Mega-Deals mit einem Wert von mehr als zehn Milliarden US-Dollar, während 2006 und 2007 neun Übernahmen in diese Kategorie fielen.
"Die Finanzkrise hat die Konsolidierung der Strom- und Gasindustrie gebremst. Bis sich die Kreditmärkte normalisiert haben, werden Versorger vor allem kleinere Übernahmeziele ins Visier nehmen. Ein Aufschwung des M&A-Marktes ist aber auch davon abhängig, wie schnell die US-Klimapolitik nach dem Amtsantritt von Präsident Obama an Konturen gewinnt und welche Marschrichtung sich für den UN-Klimagipfel im Dezember 2009 abzeichnet", kommentiert Manfred Wiegand, der bei PwC für die weltweite Energieversorgungsbranche verantwortlich ist.
Einen bemerkenswerten Aufschwung erlebte 2008 die Kernenergie. Der französische Staatskonzern EDF übernahm für zusammen knapp 30 Milliarden US-Dollar den Konzern British Energy sowie eine Beteiligung von 49,9% am Nukleargeschäft des US-Versorgers Constellation Energy. Zudem gab es mehrere Joint Venture zwischen Versorgern auf der einen sowie Reaktortechnik- und Anlagenbauunternehmen auf der anderen Seite.
Transaktionen in der Gasindustrie spielten demgegenüber im vergangenen Jahr eine untergeordnete Rolle. Auf die Branche entfielen nur 11,6 Prozent aller M&A-Fälle im Energiesektor und gerade einmal sieben Prozent des Übernahmevolumens. "Gasreserven sind derzeit äußerst wertvoll. Die geforderten Preise sind den meisten Kaufinteressenten zu hoch, zumal die Finanzierung im aktuellen Umfeld schwierig ist", erläutert Wiegand.
Europa liegt vorn
Gemessen am Transaktionsvolumen dominierte Europa im vergangenen Jahr das M&A-Geschehen. Zwar gaben Käufer für Übernahmen und Beteiligungen auf dem Kontinent rund 13 Prozent weniger aus als 2007, mit insgesamt 117,4 Milliarden US-Dollar vereinten Ziele in Europa jedoch 53 Prozent der weltweiten Investitionen auf sich. Im Jahr 2007 lag der Anteil erst bei 36 Prozent. Käufer aus Europa investierten 2008 weltweit 126,5 Milliarden US-Dollar und damit 20 Prozent weniger als 2007. Ihr Anteil an den globalen M&A-Investitionen stieg jedoch von 43 auf 58 Prozent.
Käufer aus Europa waren 2008 weltweit an gut jeder dritten (34 Prozent) Transaktion beteiligt. Dabei erhielten europäische Bieter bei sechs der zehn größten Verkäufe sowie bei fast jeder zweiten (45 Prozent) Transaktion jenseits der Marke von einer Milliarde US-Dollar den Zuschlag.
Die wichtigsten M&A-Trends in Europa waren 2008 die Konsolidierung auf dem Kontinent sowie Zukäufe im Bereich der erneuerbaren Energien. An den 283 intra-europäischen Transaktionen waren in 120 Fällen Anbieter alternativer Energien beteiligt. Der größte Deal war der Verkauf einer 25-prozentigen Beteiligung an der Windenergiesparte des portugiesischen Versorgers EDP für 2,8 Milliarden US-Dollar. Die Expansion nach Russland bzw. Übersee verlief demgegenüber eher gebremst: Nur 13 Prozent der Zukäufe europäischer Investoren erfolgten außerhalb Europas.
Russland fällt zurück
Nachdem die Russische Föderation 2007 erstmals eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung der Energieindustrie übernommen hatte, folgte 2008 ein deutlicher Einbruch. Russische Investoren kauften im vergangenen Jahr nur noch für 20,3 Milliarden US-Dollar (minus 68 Prozent). Ihr Anteil am globalen Transaktionsvolumen fiel damit von 17 auf 9 Prozent. Der Wert der Neuengagements in der russischen Strom- und Gasbranche fiel gegenüber 2007 um 69 Prozent auf 24,3 Milliarden US-Dollar. Damit flossen nur elf Prozent der weltweiten M&A-Investitionen in die Russische Föderation, 2007 waren es noch 21 Prozent gewesen.
In Nordamerika machte sich 2008 die Finanzschwäche von Private-Equity-Fonds und institutionellen Investoren deutlich bemerkbar. Zwar stieg die Zahl der erfolgreichen Gebote für nordamerikanische Versorger um 58 Prozent, das verbundene Transaktionsvolumen sank jedoch um 50 Prozent auf 48 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2007 hatte allein die Übernahme von TXU durch ein Konsortium mit den Fonds KKR und Texas Pacific sowie der Investmentbank Goldman Sachs ein Volumen von 43,8 Milliarden US-Dollar.
Auch in der Region Asien-Pazifik stieg die Zahl der abgeschlossenen Deals (plus 16 Prozent auf 277 Transaktionen), während die Kaufsumme für asiatische Strom- und Gasversorger um 49 Prozent auf 25,9 Milliarden US-Dollar schrumpfte. Auf der Bieterseite dominierten chinesische Investoren, die mit 9,8 Milliarden US-Dollar rund 35 Prozent des Nachfragevolumens aus Asien stellten. Gut 30 Prozent der Transaktionen in der Region betrafen alternative Energieerzeuger.
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