Kreditkrise bremst M&A in der Technologiebranche
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie: Transaktionsvolumen geht 2008 zurück, bleibt aber auf vergleichsweise hohem Niveau / Private Equity-Investoren verlieren an Bedeutung / Software und IT-Services stehen im Fokus
Die Finanzkrise hat 2008 auch im Technologiesektor das Konsolidierungstempo verlangsamt, die Bremsspuren sind jedoch weniger ausgeprägt als in anderen Branchen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) unter Beteiligung von Technologieunternehmen gegenüber dem Rekordjahr 2007 von 713 auf 570. Gleichzeitig ging das M&A-Volumen von 126,7 Milliarden Euro auf 93,2 Milliarden Euro zurück, lag damit aber noch deutlich über dem Gesamtwert von 87,7 Milliarden Euro aus dem Jahr 2006. Dies zeigt die aktuelle Studie "Technology M&A Insights 2009" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) auf.
"Die Technologiebranche hat aus dem Platzen der Internet-Blase zur Jahrtausendwende gelernt. Schon vor der Finanzkrise lagen die bei Übernahmen gezahlten Kaufpreise näher am fundamentalen Unternehmenswert als in anderen Branchen. Entsprechend ist die Korrektur im Technologiesektor weniger drastisch ausgefallen", kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.
Mit einer Belebung des M&A-Marktes ist allerdings auch in der Technologiebranche kurzfristig nicht zu rechnen. Die PwC-Experten halten einen Aufschwung frühestens zum Jahresende 2009 für wahrscheinlich.
Private Equity-Fonds und andere Finanzinvestoren mussten ihr Engagement im Technologiesektor 2008 deutlich zurückfahren. Gab es 2007 noch 80 Übernahmen mit einem Gesamtwert von 17,4 Milliarden Euro, waren Finanzinvestoren in den vergangenen zwölf Monaten nur noch an 36 Transaktionen im Volumen von 5,2 Milliarden Euro beteiligt. "Finanzinvestoren haben wegen der schwierigen Refinanzierungsbedingungen derzeit nur kleine Spielräume. Bis es zu einer Entspannung auf den Kreditmärkten kommt, bieten sich daher attraktive Kaufgelegenheiten für strategische Investoren mit ausreichender Liquidität ", so Werner Ballhaus.
Größte Transaktion mit deutscher Beteiligung: SAP kauft Business Objects
Infolge der Kreditkrise gab es 2008 weniger "Mega-Deals" als in den Vorjahren: Im vergangenen Jahr gab es nur zehn Transaktionen mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro, in den Jahren 2007 und 2006 wurde diese Marke dagegen bei 19 bzw. 17 Transaktionen übertroffen. Die meisten Abschlüsse gab es 2008 im unteren bis mittleren Preisbereich. Auf Transaktionen mit einem Wert zwischen 10 und 250 Millionen Euro entfielen rund 94 Prozent des gesamten M&A-Volumens.
Der größte Deal des Jahres 2008 war der Kauf des US-Konzerns EDS durch Hewlett-Packard für 8,3 Milliarden Euro, gefolgt von der Übernahme des Spiele-Entwicklers Activision durch den Wettbewerber Vivendi für 6,7 Milliarden Euro. Die größte Transaktion mit deutscher Beteiligung war der Kauf von Business Objects durch den Walldorfer Software-Konzern SAP für 4,8 Milliarden Euro.
Asiatischer Markt gewinnt an Bedeutung
Zwar wird der Großteil des globalen M&A-Volumens nach wie vor von nordamerikanischen und europäischen Investoren bewegt, der asiatische Markt gewinnt aber stark an Bedeutung. Im vergangenen Jahr gab es 156 Transaktionen, bei denen sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäuferseite ein Unternehmen bzw. ein Investor aus der Region Asien-Pazifik stand. Der Gesamtwert dieser Fusionen und Übernahmen belief sich auf 10,621 Milliarden Euro.
Demgegenüber gab es 107 innereuropäische Transaktionen (Gesamtwert: 19,254 Milliarden Euro) und 164 Transaktionen, an denen ausschließlich Unternehmen aus Nordamerika beteiligt waren (Gesamtwert: 35,979 Milliarden Euro). Auf dem globalen M&A-Markt blieben Nordamerika und Europa dominierend. Nordamerikanische Investoren gaben für Beteiligungen an europäischen Technologieunternehmen 6,102 Milliarden Euro aus, in umgekehrter Richtung flossen 16,458 Milliarden Euro. Käufer aus Asien engagierten sich mit 470 Millionen Euro in Nordamerika und mit 1,086 Milliarden Euro in Europa.
Software und Services bleiben Schlüsselbranchen
Die meisten Übernahmen im Technologiesektor fanden 2008 in den Bereichen Software und IT-Services statt. Auf diese Segmente entfielen 78 Prozent des branchenweiten Transaktionsvolumens - 2007 waren es erst 58 Prozent. Maßgeb¬lichen Anteil an dieser Entwicklung hatte die Übernahme von EDS durch HP. Die Halbleiterindustrie und andere hochentwickelte Technologiebereiche trugen im vergangenen Jahr 22 Prozent zum M&A-Gesamtwert bei (15,5 Milliarden Euro gegenüber 42 Milliarden Euro im Jahr 2007), während auf Fusionen und Übernahmen von Hardware-Herstellern nur acht Prozent des Transaktionsvolumens entfielen (4,5 Milliarden Euro gegenüber 11 Milliarden Euro im Jahr 2007).
Trends: Cloud Computing, mobile Business-Lösungen und Green-IT
Das M&A-Geschehen dürfte sich auch in nächster Zeit auf Softwareunternehmen und IT-Dienstleister konzentrieren. Denn diese sind Schrittmacher für die derzeit wichtigsten Trends in der Technologiebranche, nämlich die Auslagerung von Anwendungen auf Internet-Server ("Cloud Computing") und die Entwicklung mobiler Business-Lösungen für Blackberry, iPhone und andere Endgeräte. In der Hardware-Industrie könnte das wachsende Interesse an energiesparenden Geräten ("Green IT") neue Impulse für den Beteiligungsmarkt geben.
Die Studie M&A-Insights. Analysis and opinions on global M&A activity 2009 ist unter folgendem Link als kostenfreier Download erhältlich: http://www.pwc.de/de/tmt .
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