Risikomanagement von Unternehmen oft immer noch verbesserungsfähig
Frankfurt am Main (ots)
Institut der Niedersächsischen Wirtschaft und PwC Deutsche Revision zeigen in aktueller Studie erhebliche Verbesserungspotentiale auf. Schwer zu bewertende Risiken wie Imageschäden werden oft gar nicht oder zu spät erkannt.
Zwei Jahre nach der Einführung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) haben die meisten deutschen Aktiengesellschaften ein Risikomanagementsystem eingeführt. 52 Prozent der Unternehmen haben den Auf- bzw. Ausbau eines eigenen Systems bereits 1999 umgesetzt, weitere 42 Prozent planen weitere Maßnahmen. Bisher stand allerdings vor allem die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen durch das KonTraG im Vordergrund.
Eine aktuelle Studie mit dem Titel Entwicklungstrends des Risikomanagements von Aktiengesellschaften in Deutschland, die vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC Deutsche Revision zusammen mit dem Institut der Niedersächsischen Wirtschaft e.V. durchgeführt wurde, zeigt, dass die bestehenden Systeme zur Risikoerkennung noch erhebliches Verbesserungspotential aufweisen. Insbesondere eine Weiterentwicklung der Frühwarnindikatoren, der Risikokommunikation und des Softwareeinsatzes könnte die Effizienz und Qualität der Unternehmen steigern. Die PwC Deutsche Revision und das Institut der Niedersächsischen Wirtschaft befragten zwischen Oktober 1999 und April 2000 bundesweit 85 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen (ohne Banken und Versicherungen).
Der Studie zufolge erfassen die Aktiengesellschaften die wesentlichen Risiken nicht immer in ausreichendem Maße. Zwar versucht die Mehrheit der befragten Unternehmen, alle betrieblichen Prozesse und die damit verbundenen Risiken abzubilden. Bei einem Drittel der Unternehmen erfolgt die Identifikation der Risiken jedoch nicht durch die Prozessverantwortlichen, die im operativen Bereich arbeiten, sondern durch den Vorstand oder eine Finanzabteilung. Dadurch werden Risiken möglicherweise zu spät erkannt. Nicht berücksichtigt werden häufig auch schwer zu bewertende Risiken wie zum Beispiel Imageschäden, die jedoch zunehmend an Bedeutung gewinnen und den Bestand des Unternehmens gefährden können.
Frühwarnindikatoren sind teilweise gar nicht vorhanden
In vielen Firmen dominiert zudem eine vergangenheitsbezogene Betrachtung. Frühwarnindikatoren werden oft überhaupt nicht oder nur in Teilbereichen verwendet. Lediglich 16 Prozent der befragten Unternehmen haben für alle wesentlichen Risiken Frühwarnindikatoren definiert und nutzen diese systematisch. Auch die Risikokommunikation ist häufig unzureichend geregelt. Nur die Hälfte der Aktiengesellschaften haben Schwellenwerte festgelegt, deren Überschreitung eine Berichterstattung an den Vorstand erfordert. Bei 40 Prozent existieren keine klare Regelungen. Bei diesen Unternehmen besteht die Gefahr, dass individuell und nach subjektiven Kriterien entschieden wird, welche Risiken gemeldet werden.
Geeignete Software noch nicht ausreichend eingesetzt
Ein erhebliches Verbesserungspotential haben die Experten von PricewaterhouseCoopers vor allem beim Einsatz von Software ausgemacht. Nur 6 Prozent der Unternehmen arbeiten bereits mit integrierten Softwaresystemen. Der Großteil der untersuchten Firmen behilft sich mit einfachen PC-Lösungen, die nicht automatisiert sind. Laut Ulrich Pille, PwC Deutsche Revision, ist für viele Unternehmen die Integration von bereits bestehenden Datenbanken in IT-gestützte Risikomanagementsysteme der nächste notwendige Schritt. "Durch die Unterstützung der Mitarbeiter, vor allem bei Routinetätigkeiten wie der Informationsbeschaffung, aber auch bei der Informationsverteilung und Risikowarnung, bessert sich nicht nur die Qualität des Risikomanagements, sondern auch dessen Akzeptanz im Unternehmen".
Eine Überprüfung des bestehenden Risikomanagementsystems durch die Interne Revision oder andere unabhängige Überwachungsinstanzen ist bei den meisten Unternehmen noch nicht erfolgt, häufig noch nicht einmal geplant. Auch hier besteht laut PwC Deutsche Revision Nachholbedarf, um die Funktionsfähigkeit und Weiterentwicklung des bestehenden Systems zu gewährleisten.
Risiko minimieren und gleichzeitig Chancen erkennen
Ulrich Pille sieht das Risikomanagement daher auch als kontinuierlichen Prozess an: "Die deutschen Unternehmen haben sich bisher hauptsächlich darauf konzentriert, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Jetzt ist es an der Zeit, die Systeme auszubauen und zu optimieren. Neben den Risiken müssen zunehmend auch die Chancen betrachtet werden. Die reine Betonung der Schadenssicht muss zu einer risiko-orientierten Unternehmensführung mit dem Ziel der Ergebnisverbesserung weiterentwickelt werden."
Die Ergebnisse der Studie Entwicklungstrends des Risikomanagements von Aktiengesellschaften in Deutschland von PwC Deutsche Revision sind im Internet unter folgender Adresse abzurufen: www.pwcglobal.com/de (Studien und Umfragen).
Für den Herausgeber:
Die Gruppe PwC Deutsche Revision/PricewaterhouseCoopers ist in Deutschland mit einem Umsatz von rund 2 Milliarden Mark eines der marktführenden integrierten Dienstleistungsunternehmen im Bereich Prüfung und Beratung. Rund 9.600 Mitarbeiter arbeiten an über 40 Standorten in Deutschland für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. Die breite Palette der Dienstleistungen umfasst die Wirtschaftsprüfung, die Unternehmensberatung, die Corporate Finance- sowie die Steuerberatung und die Human Resource-Beratung.
Weitere Informationen erhalten Sie bei: Ulrich Pille, Partner PwC Deutsche Revision/PricewaterhouseCoopers Tel: 0511/5357- 283 Fax: 0511/5357-287 ulrich.pille@de.pwcglobal.com
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