Westliche Banken im Abseits - Emerging Economies vernetzen sich zunehmend
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie: Banken in Südamerika, Asien und Afrika sind 2050 weltweit führend / SAAAME-Staaten koppeln sich schon heute vom Westen ab / Westliche Finanzinstitute partizipieren kaum
Die Wirtschaftsverflechtungen zwischen den asiatischen, südamerikanischen und afrikanischen Emerging Economies werden immer enger. Vom rasanten Wachstum der Schwellenländer in den sogenannten SAAAME-Regionen (Südamerika, Asien, Afrika, Mittlerer Osten) profitieren die Unternehmen der westlichen Industriestaaten längst nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit - und das spüren auch die bislang dominierenden westlichen Bank- und Versicherungskonzerne. Gewinner dieser Entwicklung sind vor allem Institute aus den Schwellenländern selbst, wie die Studie "Project Blue: Capitalising on the rise and interconnectivity of the emerging markets" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC aufzeigt. "Project Blue" untersucht weltweit Trends, die die Wettbewerbs- und Investitionslandschaft in der Finanzdienstleistungsbranche in hohem Maße verändern werden.
Die Untersuchung zeigt, dass bereits heute fünf der zehn weltweit größten Banken (nach Marktkapitalisierung) Institute aus den SAAAME-Regionen sind. Im Jahr 2050 dürften Institute aus den E7-Staaten (China, Brasilien, Russland, Indien, Mexiko, Indonesien und Türkei) rund 50 Prozent der Aktiva der globalen Bankenbranche halten - im Jahr 2009 lag der Anteil der E7-Banken erst bei rund einem Zehntel der weltweiten Aktiva. Wenngleich die neuen Marktführer nach Marktkapitalisierung bislang noch einen eher regionalen Fußabdruck aufweisen, ist doch zu erwarten, dass sie in den kommenden Jahren - ihren Kunden folgend - expandieren werden. Auch westliche Akquisitionen, zum Beispiel zur Erlangung von erforderlichem IT - und Organisations-Know How, werden dabei immer wahrscheinlicher.
"Die Wettbewerbsbedingungen und Marktverhältnisse in der globalen Finanzbranche werden sich in den kommenden Jahren radikal verändern. Die SAAAME-Staaten rücken wirtschaftlich enger zusammen und wickeln einen immer größeren Teil ihres Warenhandels und ihrer Finanztransaktionen untereinander ab. Banken und anderen Finanzmarktakteuren aus dem Westen droht eine Abkopplung von den Wachstumsmärkten", kommentiert Rainer Wilken, Partner und Leiter der Banking & Capital Markets Consulting Practice bei PwC in Deutschland.
Westliches Geschäftsmodell ist schwer übertragbar
Banken und Versicherungen aus den Industriestaaten stellt der Aufstieg der SAAAME-Staaten vor eine doppelte Herausforderung: Um vom Wachstum der Schwellenländer zu profitieren, müssen sie Zugang zu Kunden und Kapital vor Ort bekommen, so zum Beispiel bei der Bereitstellung von Immobilienkrediten oder Infrastrukturfinanzierungen im Rahmen der fortschreitenden Urbanisierung. Dies ist vor dem Hintergrund lokaler Besonderheiten in Nachfrageverhalten, Regulierung und Gesellschaft keine einfache Aufgabe. Gleichzeitig stellt die zunehmende Bedeutung der SAAAME-Region für Weltwirtschaft und Welthandel die bestehenden Geschäftsmodelle und -orientierungen in Frage: So dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der chinesische Renminbi (RMB) den US-Dollar als Leitwährung zumindest in Asien und Teilen Afrikas verdrängt - der RMB ist bereits heute die Währung für grenzüberschreitenden Handel Chinas mit seinen Nachbarstaaten sowie Grundlage mehrere bilateraler Währungstauschabkommen mit internationalen Handelspartnern.
Derzeit stehen westliche Institute vor dem Problem, dass sie ihre hochspezialisierten Geschäftsmodelle und Prozesse nur schwer auf die Märkte in den Schwellenländern übertragen können und ihre Organisationen nicht vorbereitet sind auf die Verschiebung des Gravitationszentrums ihrer Geschäfte. Dabei sind die Geschäftschancen allein durch die sogenannte "demographische Dividende" in Ländern wie Indien und China enorm. Die Finanzinfrastruktur ist allerdings in vielen SAAAME-Staaten unterentwickelt, herkömmliche Daten zur Beurteilung von Kreditrisiken sind oft nicht verfügbar. Geldüberweisungen beispielsweise werden oft über informelle Netzwerke getätigt, an denen keine Bank beteiligt ist. Dieses Marktsegment der bisher nicht an die Nutzung von Banken gewöhnten Bevölkerungsgruppen lässt sich nur mit Angeboten erschließen, die an die lokalen Gegebenheiten angepasst sind - beispielsweise durch die Nutzung der gleichzeitig bereits weit verbreiteten Mobiltelefone für den Zahlungsverkehr.
"Westliche Institute werden in der SAAAME-Region nur erfolgreich sein, wenn sie ihre Geschäftsmodelle den lokalen Bedürfnissen anpassen. Kooperationen mit Finanzdienstleistern vor Ort dürften daher zum Beispiel weitaus erfolgversprechender sein als der Versuch, westliche Geschäftsmodelle auf die Schwellenländer zu übertragen. Die rechtlichen und physischen Strukturen der Finanzinstitute werden sich dabei gegenüber heute deutlich verändern, da die Institute bestrebt sein werden, unter Steuer- und Kapitalgesichtspunkten optimal zu agieren", betont Wilken.
Weitere Informationen sowie die Studie "Project Blue: Capitalising on the rise and interconnectivity of the emerging markets" erhalten Sie unter: www.pwc.de/saaame
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