Twitter startet mit hohen Erwartungen
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Frankfurt am Main (ots)
Investorenerwartungen speisen sich aus Vergleich mit früheren prominenten Internet-IPOs / Google, Yahoo, LinkedIn und Facebook zusammen konnten Marktkapitalisierung seit IPO um 393 Milliarden US-Dollar steigern / Twitter ist Beispiel für "gewinnlosen IPO"
Die Aktienkurse von Google, Yahoo, LinkedIn und Facebook haben sich seit dem jeweiligen Börsengang der Unternehmen durchweg positiv entwickelt (Stand: 1. November 2013). Die relative Steigerung liegt zwischen 16 Prozent (Facebook) und mehr als 10.000 Prozent (Yahoo). Bei diesen Steigerungsraten ist zu bedenken, dass Yahoo in der Morgendämmerung des Internetzeitalters als Start-Up mit einer anfänglichen Marktkapitalisierung von 334 Millionen US-Dollar ging und heute 33,9 Milliarden US-Dollar wert ist. Facebook hingegen ging 2012 als bereits etablierter Internetgigant in Form eines Jumbo-IPOs an die Börse und konnte seine Marktkapitalisierung trotz einer zwischenzeitlichen Schwächephase auf mehr als 121 Milliarden US-Dollar steigern.
Läutet Twitter neue Phase "gewinnloser IPOs" ein?
Twitter konnte zuletzt noch keinen Gewinn ausweisen. Beim 2012 an die Börse gegangenen Facebook hatte sich die Gewinnsituation im dritten Quartal zwar verbessert, das Kurs-/Gewinnverhältnis lag aber immer noch bei mehr als 100. Trotzdem konnten beide Unternehmen bei ihren Börsengängen jeweils eine erhebliche Marktkapitalisierung erreichen. Christoph Gruss, Partner im Bereich Capital Markets and Accounting Advisory Services bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC: "Angesichts dieser Daten stellt sich die Frage, ob wir in eine Phase eintreten, in der fehlender Gewinn grundsätzlich kein Hemmnis für einen erfolgreichen IPO darstellt. In Deutschland stellen Profitabilität und die plausible Aussicht auf weiteres Gewinnwachstum nach wie vor zentrale Voraussetzungen eines erfolgreichen Börsengangs dar. Der internationale Vergleich zeigt, dass das nicht überall der Fall ist."
"Die Kursentwicklung von Yahoo hingegen spiegelt den rasanten Bedeutungsgewinn des Internets zwischen den neunziger Jahren und heute wider", so Christoph Gruss. "Ein Unternehmen wie Twitter, das mit einem hohen Bekanntheitsgrad und einer originellen Geschäftsidee ausgestattet ist, kann heute natürlich mit einer wesentlichen höheren Bewertung seine Börsenlaufbahn starten als dies 1996 der Fall war", erklärt Gruss.
Die Bewertung von Yahoo mutet bescheiden an, vergleicht man sie mit denen des Suchmaschinen-Wettbewerbers Google. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von mehr als 343 Milliarden US-Dollar rangiert das Unternehmen unter den wertvollsten Gesellschaften der Welt und damit in einer Größenordnung mit Apple und Exxon Mobil. Dies sind 320 Milliarden US-Dollar mehr als zum Zeitpunkt des Börsengangs im Jahr 2004. Der Gewinn von Google für das letzte volle Geschäftsjahr 2012 lag bei mehr als 10,7 Milliarden US-Dollar.
"Das Internet wird aller Voraussicht nach künftig eine noch wichtigere Rolle in unserem Leben spielen als heute. Wer heute eine dominierende Stellung im Internet innehat, dem trauen Investoren das grundsätzlich auch für die Zukunft zu", so Christoph Gruss. Der Erfolg kommt aber nicht von allein. "Die Internetwirtschaft ist ein extrem schnelllebiger und dynamischer Sektor. Nur wer Strömungen antizipiert, selbst neue Trends setzen und dies in ein tragfähiges Unternehmensmodell überführen kann, hat hier Chancen dauerhaft vorne zu bleiben. Wer das nicht schafft, kann auch schnell der "Champion von gestern" sein", führt Gruss weiter aus.
Twitter-Geschäftsmodell wird seine Tragfähigkeit beweisen müssen
Unter diesem Druck wird auch Twitter nach seinem Börsengang stehen. Denn wer eine Marktkapitalisierung im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich rechtfertigen will, muss Popularität und Nutzerreichweite in absehbarer Zeit in messbare Erfolge ummünzen. "Nach der technischen Innovation ist das die zweite große Herausforderung, vor der jeder Internetunternehmer steht", so Christoph Gruss. Die Beispiele Yahoo, Google, LinkedIn und Facebook zeigen aber, dass die Börse durchaus bereit ist, jene Unternehmen zu belohnen, denen sie diesen Schritt zutraut.
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