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Wirtschaftskriminalität: Verluste für Unternehmen in Milliardenhöhe

Frankfurt am Main (ots)

Aktuelle Studie von PricewaterhouseCoopers: Deutsche Unternehmen
im europäischen Vergleich besonders betroffen / Mitarbeiter verüben
60 Prozent der Delikte / Cybercrime Problem der Zukunft
73,2 Prozent der großen deutschen Unternehmen mit mehr als 5.000
Mitarbeitern sind Opfer wirtschaftskrimineller Handlungen. Damit
liegen deutsche Unternehmen weit über dem europäischen Durchschnitt
von 43 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie
Europäische Umfrage zur Wirtschaftskriminalität 2001 von
PricewaterhouseCoopers, für die in den vergangenen Wochen 3.400
Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen in 15 europäischen
Ländern nach Betrugsfällen der letzten zwei Jahre befragt wurden.
Kleinere Unternehmen mit weniger als 5.000 Mitarbeitern sind
seltener betroffen. Doch auch hier liegt Deutschland mit einem Anteil
von 36 Prozent über dem gesamteuropäischen Wert von 25 Prozent.
"Unsere Erfahrungen zeigen, dass gerade in Ländern wie Deutschland
die hohe Zahl aufgedeckter Delikte nicht als Anzeichen für ein
außergewöhnliches Maß an Wirtschaftskriminalität verstanden werden
sollte. Vielmehr sind sie Anzeichen für ein ausgeprägtes
Problembewusstsein  und damit eine hohe Aufklärungsrate", erläutert
Dr. Karl-Heinz Maul, Partner und Leiter der Abteilung Dispute
Analysis & Investigations von PricewaterhouseCoopers. Gerade in den
Ländern, die überdurchschnittlich hohe kriminelle Aktivitäten
aufweisen, sind Systeme der Unternehmenskontrolle (Corporate
Governance) stark ausgeprägt. Deutsche Unternehmen wurden zudem durch
das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz in Unternehmen (KonTraG)
sowie durch Anti-Korruptionsmaßnahmen für kriminelle Machenschaften
sensibilisiert. "Trotz der Abweichungen in einigen
Untersuchungsbereichen überwiegen jedoch die Ähnlichkeiten zwischen
den europäischen Ländern," betont Dr. Karl-Heinz Maul.
Mitarbeiter verüben über 60 Prozent der Delikte
In ganz Europa wächst das Risiko der Wirtschaftskriminalität mit
zunehmender Größe eines Unternehmens. Komplexer werdende Strukturen
erschweren eine zentrale Kontrolle der internen Abläufe und der
Transaktionen mit Externen. Eine geringe Identifikation der
Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen und damit eine geringere
Hemmschwelle ist eine weitere Gefahr. In über 60 Prozent der Fälle
werden die Delikte von Personen aus dem Unternehmen verübt.
Cybercrime wird noch unterschätzt - größte Gefahr der Zukunft
Wirtschaftskriminalität wird in der Öffentlichkeit meist mit
Korruption, Geldwäsche oder Erpressung in Verbindung gebracht. Wie
die Studie von PricewaterhouseCoopers zeigt, ist jedoch die
Unterschlagung von Geld oder Vermögensgegenständen durch Mitarbeiter
das größte Problem: 63 Prozent der betroffenen Unternehmen werden von
ihren eigenen Mitarbeitern betrogen. An zweiter Stelle steht der
Vertrauensbruch durch die Geschäftsführung: Ein Viertel aller
Betrugsfälle geht auf den Missbrauch von Führungskompetenzen, wie
Bilanzfälschung oder Veruntreuung von Vermögen, zurück. Zu dieser
traditionellen Wirtschaftskriminalität kommen durch moderne
Technologien und E-Business neue Gefahren hinzu. Cybercrime wird
jedoch noch unterschätzt: Während zurzeit nur 6 Prozent der Befragten
in Computerviren, Hackern oder dem Betrug über das Internet eine
Gefahr sehen, sind bereits 13 Prozent der Unternehmen tatsächlich
Opfer solcher Angriffe. In Zukunft - so sind sich immerhin schon 43
Prozent der Befragten einig - wird Cybercrime neben der
Unterschlagung zu einem der größten Risiken.
Europäische Unternehmen verlieren 3,6 Milliarden Euro
Nach Schätzungen der Befragten haben europäische Unternehmen durch
Wirtschaftskriminalität in den letzten zwei Jahren rund 3,6
Milliarden Euro verloren. Allein bei den großen Unternehmen mit über
5.000 Beschäftigen belaufen sich die durchschnittlichen finanziellen
Verluste auf rund 15 Millionen Euro. "Dies entspricht einem Betrag
von 20.000 Euro pro Tag und Unternehmen. Und dabei sind nicht einmal
die Kosten berücksichtigt, die durch negative Auswirkungen der
Betrugsfälle auf kritische Erfolgsfaktoren wie Geschäftsbeziehungen
und Mitarbeitermoral entstehen," erklärt Steffen Salvenmoser,
Staatsanwalt a.D. und Investigations-Experte bei
PricewaterhouseCoopers. Im europäischen Vergleich beklagen mit 40
Prozent insbesondere viele Deutsche den negativen Einfluss auf diese
Faktoren.
Entdeckung von Betrug meist Zufall
Viele Unternehmen sind gegen Wirtschaftskriminalität nicht
ausreichend gerüstet, so lautet eines der Ergebnisse der Untersuchung
von PricewaterhouseCoopers: In 58 Prozent der Fälle werden die
Straftaten durch Zufall entdeckt. Bei weiteren 53 Prozent ist ein
Wechsel der Geschäftsführung ein entscheidender Faktor
(Mehrfachnennungen möglich). Auch deutsche Unternehmen liegen hier
ganz im europäischen Trend: Nur selten führen gezielte Maßnahmen zur
Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität. "Überraschenderweise ziehen
viele Unternehmen jedoch keine Konsequenzen aus ihren Erfahrungen.
Weniger als die Hälfte der betroffenen Unternehmen hat ihr
Risikomanagement verbessert," stellt Dr. Karl-Heinz Maul fest.
Konsequentes Vorgehen gegen Straftäter erfolgt meist nicht
Bisher gehen weniger als die Hälfte der Unternehmen (38 Prozent)
gegen jeden Täter vor. 31 Prozent geben sogar an, die Betrüger
grundsätzlich nicht zu verfolgen. Trotz des überdurchschnittlichen
Problembewusstseins ist das Verhalten deutscher Unternehmen nicht
konsequent: Obwohl 44,7 Prozent der befragten Unternehmen angeben, es
sei Firmenpolitik, Delikte anzuzeigen, bestätigen lediglich 6,7
Prozent, dass dies auch in allen Fällen geschehen sei.
Um das Risiko zu minimieren, ist konsequentes Durchgreifen hier
jedoch unabdingbar. "Dazu ist es zunächst notwendig, bestehende und
zukünftige Sicherheitsrisiken zu identifizieren. Es gilt, die
Sicherheitslücken systematisch zu schließen. Kritische Bereiche
müssen sorgfältig überwacht werden", so Steffen Salvenmoser. Die
Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern garantieren, dass die Meldung
eines Betrugsverdachts streng vertraulich behandelt wird. Für die 
Durchführung interner Prüfungen ist geschultes Personal notwendig.
Grundsätzlich sollten verbindliche Aktionspläne erarbeitet werden,
die bei Eintritt eines Betrugsfalls greifen.
Finanzdienstleister besonders gefährdet
Grundsätzlich sind alle Branchen von Wirtschaftskriminalität
betroffen. Globaler Transfer und leichte Verfügbarkeit finanzieller
Mittel machen den Finanzsektor jedoch besonders anfällig für Delikte.
Mit 51 Prozent weist der Finanzsektor durchschnittlich die meisten
Betrugsfälle auf. Für die pharmazeutische Industrie erweist sich
Mitteleuropa als kritische Region: Korruption und Verstöße gegen
Patent- und Produktrechte sind dort häufig anzutreffen. Generell
gilt, dass Unternehmen bei der Beschaffung besonderen Risiken
ausgesetzt sind. So haben insbesondere die Energie- und die
Telekommunikationsbranche sowie die Konsumgüterindustrie mit
gefälschten Rechnungen, fingierten Lieferungen und überhöhten Preisen
zu kämpfen.
Die Studie 'Europäische Umfrage zur Wirtschaftskriminalität 2001'
können Sie elektronisch im pdf-Format kostenlos abrufen unter
www.pwcglobal.com/de
Für den Herausgeber:
   Die Gruppe PricewaterhouseCoopers ist in Deutschland mit einem
Umsatz von rund 2,4 Milliarden DM eines der marktführenden
integrierten Dienstleistungsunternehmen in den Bereichen Prüfung und
Beratung. Rund 10.000 Mitarbeiter arbeiten an über 40 Standorten in
Deutschland für nationale und internationale Mandanten jeder Größe.
Die breite Palette der Dienstleistungen umfasst die
Wirtschaftsprüfung, die Unternehmensberatung, die Corporate Finance-
sowie die Steuerberatung und die Human Resource-Beratung.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Dr. Karl-Heinz Maul, Partner
Corporate Finance-Beratung
PricewaterhouseCoopers
Tel.: 069 / 9585 - 5500
Fax:  069 / 9585 - 5960
Steffen Salvenmoser
Corporate Finance Beratung
PricewaterhouseCoopers
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Nicole Susann Roschker
PricewaterhouseCoopers
Konzerkommunikation/Presse
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