Klammen Kliniken drohen Patientenverluste
Frankfurt (ots)
PwC-Umfrage: Schlechte Finanzlage geht nach Ansicht der Patienten zu Lasten der Behandlungsqualität / Für das Wunschkrankenhaus würden die meisten weit fahren / Uni-Kliniken haben den besten Ruf
Krankenhäuser mit schwieriger Finanzlage müssen sich auf die Abwanderung von Patienten und damit eine Verschärfung ihrer wirtschaftlichen Situation einstellen. Wie eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC ergab, befürchten nämlich die Befragten bei erzwungenen Einsparungen vor allem Einschnitte auf Kosten der ärztlichen Versorgungsqualität. Damit werden Krankenhäuser schnell unattraktiv: Ein hochqualifiziertes Ärzte- und Spezialistenteam ist für fast 60 Prozent der Deutschen ein wesentliches Entscheidungskriterium bei der Krankenhauswahl.
"Selbst leicht defizitären Kliniken droht eine Abwärtsspirale, wenn sie ihr Budget nicht schnell wieder in den Griff bekommen. Werden die tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Finanzschwierigkeiten bekannt, entscheiden sich viele Patienten für eine andere Klinik. Dadurch sinkt die Auslastung und die finanziellen Probleme wachsen", kommentiert Armin Albat, PwC-Partner und Krankenhausexperte.
Bemerkenswert ist, dass die Empfehlung des Hausarztes nur für 27 Prozent der Befragten eine wichtige Rolle für oder gegen die Wahl einer bestimmten Klinik spielt. Für knapp 40 Prozent ist ein moderner Gerätepark wichtiger. Mit Komfortmerkmalen wie Einzelzimmern, gutem Essen und ansprechenden Räumlichkeiten können Krankenhäuser hingegen nur bei wenigen potenziellen Patienten punkten.
Wunschklinik ist nicht immer wohnortnah
Das allgemein beste Image genießen bei den Befragten die Universitätskliniken. Fast 60 Prozent der Deutschen sprechen den Forschungs- und Lehrkrankenhäusern die höchsten Qualitätsstandards zu. An zweiter Stelle im Ranking folgen Krankenhäuser in privater Trägerschaft, gefolgt von kommunalen und kirchlichen Kliniken. Bei der Krankenhauswahl allerdings ist die Trägerschaft nur drei von hundert Deutschen wichtig.
Haben die Befragten das für sie 'beste' Krankenhaus gefunden, schreckt auch eine weite Entfernung zum Wohnort nicht ab. Über 40 Prozent würden mehr als 50 Kilometer bis zu der Klinik fahren, die ihren Vorstellungen entspricht. Gut jeder sechste würde sogar Wegstrecken von mehr als 100 Kilometern in Kauf nehmen, während sich am anderen Ende des Spektrums nur knapp jeder zwölfte Befragte grundsätzlich im nächstgelegenen Haus behandeln ließe.
"Die Umfrageergebnisse sind nicht nur für die Kliniken, sondern auch für die Politik relevant. So ist die 'wohnortnahe Versorgung' zumindest jenseits der Akutmedizin für die Bürger offenbar weniger relevant als oft angenommen. Dies eröffnet Potenziale für die Zusammenlegung von Kapazitäten und die weitere fachliche Spezialisierung. Auch die Krankenhäuser sollten sich diesem Trend nicht verschließen - die Behandlungs- und Versorgungsqualität in den Kliniken wird dank Online-Bewertungsportalen und Social Media künftig noch transparenter für die Patienten werden und die Klinikwahl noch stärker beeinflussen als heute", betont Michael Burkhart, PwC-Partner und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen. An der Umfrage beteiligten sich 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren. Die Ergebnisse wurden bevölkerungsrepräsentativ hochgerechnet.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.pwc.de/KH-Befragung-2014
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