Immer mehr Frauen fühlen sich im Job benachteiligt
Düsseldorf (ots)
28 Prozent der weiblichen Millennials glauben, dass Männer im Job bevorzugt werden - 2011 waren es nur 16 Prozent // Auch in anderen Altersgruppen sehen sich drei von zehn Frauen benachteiligt // 45 Prozent beklagen "Geschlechterstereotypen" im Recruiting // In Deutschland ist die gefühlte Diskriminierung sogar besonders groß // PwC-Expertin Raspels: "Firmen müssen die besten weiblichen Talente für sich gewinnen. Darum ist das ein alarmierendes Signal."
Frauen fühlen sich in der Arbeitswelt heute stärker benachteiligt als zu Beginn des Jahrzehnts. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 4792 Angestellten weltweit - davon gut 80 Prozent weiblich. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg bei den sogenannten Millennials, also bei Frauen, die in den 1980er- und 90er-Jahren geboren sind. Während bei der gleichen Umfrage 2011 gerade mal 16 Prozent der weiblichen Millennials angaben, Unternehmen würden im Zweifel eher Männer einstellen, waren es diesmal 28 Prozent.
Gerade in westlichen Ländern fühlen sich Frauen besonders häufig diskriminiert
Dabei beschränkt sich das Gefühl der Benachteiligung nicht auf die Millennials. Über alle Altersgruppen hinweg beklagten drei von zehn weiblichen Angestellten eine Ungleichbehandlung im Vergleich zu männlichen Kollegen. Dabei fällt auf, dass sich vor allem in den westlichen Gesellschaften viele Frauen immer noch oder sogar wieder stärker diskriminiert fühlen. So sind es in Deutschland 36 Prozent, in Großbritannien 38 Prozent, in den USA 40 Prozent und in der Schweiz sogar 46 Prozent. Deutlich geringer fällt die gefühlte Benachteiligung dagegen in asiatischen Ländern wie Malaysia (acht Prozent), Hongkong (neun Prozent) oder Indien (14 Prozent) aus. Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis: 21 Prozent der weltweit befragten Frauen gaben zu Protokoll, sie seien in einem Bewerbungsverfahren sogar schon einmal konkret zum Opfer von Geschlechterdiskriminierung geworden.
Viele CEOs haben "Diversity" gerade erst zur Chefsache erklärt
"Die Umfrage sollte viele Unternehmen alarmieren. Schließlich sind Firmen heute stärker denn je darauf angewiesen, die besten weiblichen Talente für sich zu gewinnen", sagt Petra Raspels, die in der Geschäftsführung von PwC in Deutschland für Human Capital verantwortlich ist. Wie groß unter Topmanagern momentan die Furcht ist, zu wenige qualifizierte Bewerber für die digitale Arbeitswelt zu finden, zeigte sich erst jüngst wieder beim weltweiten PwC Global CEO Survey. Von gut 1300 befragten Vorstandschefs meinten 77 Prozent, der Fachkräftemangel gehöre zu den größten Risiken für ihr Geschäftsmodell. "Genau deshalb haben sich viele Unternehmen eigentlich den Kampf um die besten weiblichen Arbeitskräfte auf die Fahne geschrieben", sagt Raspels. So gaben 87 Prozent der Vorstandschefs an, Diversity und Inclusion seien in ihrem Unternehmen Chefsache. Vor zwei Jahren waren es erst 64 Prozent.
Viele Personaler sehen die Dinge ganz anders als die Bewerberinnen
Bei vielen Frauen kommt dieses Signal aber noch nicht wirklich an. Im Gegenteil: Die Sichtweisen von Unternehmen und Bewerberinnen weichen beim Thema Recruiting teils diametral voneinander ab. Von PwC befragt, warum sich in Bewerbungsprozessen nicht mehr weibliche Professionals durchsetzen, nannten 45 Prozent der Frauen als einen der Gründe "den Einfluss von Geschlechtsstereotypen im Auswahlverfahren". Dem stimmten allerdings nur 18 Prozent der parallel befragten Personaler und Diversity-Beauftragen zu. Dagegen machten 38 Prozent der Recruiting-Verantwortlichen einen Mangel an geeigneten Kandidatinnen für den Missstand verantwortlich. Das sahen umgekehrt aber lediglich 15 Prozent der Frauen so.
Firmen, die die besten Frauen wollen, müssen entsprechende Karrierepfade aufzeigen
Zu den weiteren bemerkenswerten Ergebnissen der PwC-Umfrage gehört, dass Frauen und Männer bei der Auswahl ihres Wunscharbeitgebers inzwischen nahezu auf die gleichen Kriterien achten. So wurden geschlechterübergreifend "Aufstiegschancen", "wettbewerbsfähige Gehälter" sowie "flexible Arbeitszeiten" als wichtigste Kennzeichen attraktiver Unternehmen genannt. Vor allem der Faktor "Karriere" scheint dabei auch für Frauen eine immer wichtigere Rolle zu spielen. So meinten unter jenen weiblichen Befragten, die jüngst den Arbeitgeber gewechselt haben, immerhin 35 Prozent, sie hätten dies wegen fehlender interner Aufstiegsmöglichkeiten getan. "In Zukunft werden nur noch solche Unternehmen den Kampf um die besten weiblichen Talente gewinnen, die den Frauen klare Entwicklungschancen aufzeigen können", sagt Raspels.
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