Seit 5 Jahren erster Rückgang im globalen Markt für Batterie-Elektroautos - Rückgang um 2,8 Prozent
Düsseldorf (ots)
"E-Mobility Sales Review" von PwC Autofacts: Zum ersten Mal seit 2014 gehen weltweit die Neuzulassung für batterieelektrische Autos zurück / PwC-Experte Felix Kuhnert: "E-Mobilität ist bisher ein urbanes Phänomen" / Rückläufige Entwicklung auch im führenden Markt China / Größeres Angebot kurbelt in Europa den Markt an / USA: Weiterhin Mangel an passenden Produkten / Stagnation im High-Tech-Land Südkorea
Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos (Batterieelektrisch und Plug-In Hybrid) ist weltweit zum ersten Mal seit fünf Jahren um 8,8 Prozent zurückgegangen. Dies ist eine der wichtigsten Botschaften des "E-Mobility Sales Review" von PwC-Autofacts, der seit 2016 jedes Quartal erstellt wird. Die regelmäßige Analyse erfasst die Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen, Plug-in-Hybriden und Hybrid-Autos in den weltweit wichtigsten Märkten. Batteriebetriebene Elektroautos verzeichneten dabei im dritten Quartal 2019 einen Rückgang von 2,8 Prozent (321.573 verkaufte Einheiten im dritten Quartal 2019) im Vergleich zum Vorjahr, Plug-in-Hybride gingen sogar um 23,8 Prozent (102.097 verkaufte Einheiten) zurück.
"Unsere Ergebnisse bestätigen weiterhin: Der Hochlauf und das Angebot der neuen E-Fahrzeuge trifft auf ein extrem schwieriges wirtschaftliches Umfeld", analysiert Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Die Entwicklung in einzelnen Regionen und Ländern verläuft dabei sehr unterschiedlich. "E-Mobilität ist bisher ein urbanes Phänomen", das vermehrt in der Peripherie von US-Großstädten oder in Deutschland im Speckgürtel von Großstädten wie München oder Hamburg auftritt", ergänzt Kuhnert.
Streichen von Subventionen in China verschiebt Käufe
China, der weltweit führende Markt für E-Autos und leichte Nutzfahrzeuge mit Batterieantrieb, verzeichnete zwischen Juli und September 2019 einen massiven Rückgang, und zwar in allen analysierten Segmenten (batterieelektrische Fahrzeuge: -15,7 Prozent, Plug-in-Hybride: -27,3 Prozent, Hybride: -20 Prozent). "Zu Beginn des dritten Quartals hat die Regierung in Peking Subventionen für Käufer zurückgenommen", erklärt PwC-Experte Felix Kuhnert. Entgegen bestehender Auffassungen, dass die Reduktion der Subventionen den Markt dauerhaft schwächen würde, geht PwC von einem aufschiebenden Effekt aus, bis Preise und Angebote neu strukturiert sind. Auch die bisherigen Subventionen für Hersteller sollen bis 2021 abgebaut werden, was zu einer weiteren Konsolidierung des Produktangebots führen wird. Zudem prüfe die chinesische Regierung derzeit, ob die Subventionen bisher immer bestimmungsgemäß eingesetzt worden sind - dabei geraten manche Hersteller weiter unter Druck.
Größeres Angebot sorgt auf europäischen Märkten für Wachstum
Ist die Entwicklung in China ein Beleg für die verbreitete These, dass der Markt nur mit Subventionen funktioniert? Christoph Stürmer sagt: "Das muss nicht immer der Fall sein. In Europa beispielsweise sind die Subventionen weitgehend gleichgeblieben. Dennoch zeigt der Markt hier eine anhaltend positive Entwicklung." Auf den europäischen Top-5-Märkten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien sowie den Leitmärkten Norwegen und den Niederlanden legten die reinen "Stromer" im dritten Quartal 2019 um durchschnittlich etwa 100 Prozent zu (Juli 2019: +97,1 Prozent; August 2019: +75,5 Prozent; September 2019: 114,3 Prozent).
"Hier zeigen sich durchaus angebotsseitige Effekte. Fahrzeuge wie der Tesla Model 3 oder der Audi e-tron sind inzwischen besser verfügbar und erfüllen lange schon vorliegende Bestellungen", so PwC Autofacts-Experte Christoph Stürmer. Ein weiteres Ergebnis: Entgegen früherer Erwartungen dominierten die rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeuge den Markt gegenüber Plug-in-Hybriden. Insbesondere bei kleineren Modellen wie dem "Up" von Volkswagen oder dem Seat "Mii" zeigten sich die Betriebskostenvorteile am deutlichsten, sagt der Experte und ergänzt: "Plug-in-Hybride sind Speziallösungen für besondere Anforderungen - tendenziell in den oberen Fahrzeugsegmenten." Zudem gebe es bei diesen Fahrzeugen nach wie vor Verfügbarkeitsprobleme. Dies solle sich jedoch bald ändern. Bereits jetzt, so Stürmer, zeigten sich gewisse Ankündigungs- und Verzögerungseffekte: Sind mehr Fahrzeuge verfügbar, würden Konsumenten zunächst mit dem Kauf warten und sich erst über das Angebot informieren.
USA: Weiterhin Mangel am richtigen Produkt
In den USA war die Zahl der Neuzulassungen im dritten Quartal 2019 ebenfalls rückläufig: bei den batterieelektrischen Fahrzeugen -15,5 Prozent, bei Plug-in-Hybriden -29,8 Prozent im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres. "Das hat zweierlei Ursachen: Der US-Markt ist weiterhin in einem rasanten Umschwung begriffen: Weg vom Pkw, hin zu sogenannten Cross-over-SUV", erläutert Felix Kuhnert. "Außerdem werden die meisten elektrischen Fahrzeuge nach wie vor als Pkw angeboten", so der PwC-Experte. Der Markt erfordere elektrische SUVs, die allerdings noch in zu geringer Anzahl verfügbar seien. "In den USA zeigt sich eklatant der Mangel am richtigen Produkt", ergänzt Christoph Stürmer.
Reine "Stromer" stagnieren im High-Tech-Land Südkorea nahezu
In Südkorea, einem der Vorreiter bei der Entwicklung elektrisch angetriebener Fahrzeuge, stagniert der Markt für batteriebetriebene Autos nahezu. Dieser verzeichnete im dritten Quartal 2019 lediglich 5,6 Prozent mehr Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresquartal. "Die Fahrzeuge haben sich im Heimatmarkt noch nicht richtig durchgesetzt", analysiert PwC-Experte Felix Kuhnert. Zwar sei der Gesamtmarktanteil mit etwa fünf Prozent leicht höher als in Europa, dennoch seien die reinen "Stromer" auch in Südkorea nach wie vor ein Nischenprodukt. "Die Voraussetzungen für einen Durchbruch alternativer Antriebe sind eigentlich in Südkorea gut", sagt Christoph Stürmer. Der Experte verweist auf den Mangel eigener Ölquellen, die Energieabhängigkeit von China sowie die hohe Urbanisierung und Technisierung des Landes. "Ein spannender Markt, den wir weiter im Blick behalten", sagt Stürmer.
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