Sammelklagen gegen Aktiengesellschaften übertreffen 2004 in den USA alle Rekorde
Frankfurt am Main (ots)
Ausländische Unternehmen immer häufiger betroffen / PwC-Experten rechnen für 2005 mit weiterem Anstieg - Sarbanes-Oxley Act Section 404 dürfte Anzahl der Klagen nach oben drücken
Noch nie wurden in den USA so viele Sammelklagen nach US-Börsenrecht (Private Securities Class Actions) gegen dort börsennotierte Unternehmen geführt und so hohe Strafen verhängt wie im Jahr 2004. Besonders auffällig ist der Anstieg der betroffenen ausländischen Unternehmen, so genannte Foreign Private Issuer. Das ist das Ergebnis der Studie Securities Litigation 2004 von PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Class-Actions-Zahl ist demnach zwischen 2003 und 2004 um 16 Prozent auf 203 gestiegen. 13 Prozent der beklagten Unternehmen zählen zu den Fortune 500, in sechs Fällen wurden Versicherungsunternehmen angeklagt. Als Hauptkläger traten in 47 Prozent der Fälle öffentliche Pensions- und Investmentfonds oder andere institutionelle Anleger auf. Zu den Beklagten zählten vor allem CEOs (in 96 Prozent der Fälle) und CFOs (in 83 Prozent der Fälle). Unter den beklagten Gesellschaften waren 29 (2003: 15) aus dem Ausland, zehn davon aus Europa (unter anderem Parmalat, ABB, Royal Ahold, Deutsche Bank Securities). Die Vergleichszahlungen an die US-Börsenaufsicht SEC summierten sich 2004 auf 5,4 Milliarden US-Dollar, den höchsten jemals registrierten Wert. Der Löwenanteil der Strafzahlungen entfällt auf WorldCom. Bislang zahlte WorldCom 2,6 Milliarden US-Dollar an die SEC, Raytheon und Bristol Myers 510 Millionen beziehungsweise 300 Millionen US-Dollar. Ohne die WorldCom-Teilzahlung ergibt sich bei den Vergleichszahlungen ein Durchschnittswert von 27,6 Millionen US-Dollar (2003: 25,1 Millionen US-Dollar). Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent binnen Jahresfrist. Die Kennzahl liegt zudem um 38 Prozent über dem Durchschnittswert aller 578 Sammelklagen im Aktienbereich in den Jahren 1996 bis 2003. Die beklagten Unternehmen kamen vornehmlich aus der Technologie- und Telekommunikationsbranche, aber auch aus den Bereichen Gesundheit und Pharma sowie Banken und Finanzdienstleistungen. In 59 Prozent der Fälle wurde den Beklagten Betrug bei der Buchführung vorgeworfen.
Keine Entwarnung für 2005 und 2006
"Die statistischen Zahlen von 2004 stellen beileibe nicht die Spitze dieser Entwicklung dar, sie sind eher mit einem 'Basislager' für einen weiteren Anstieg zu vergleichen. Der Trend zu Sammelklagen wird sich 2005 und 2006 fortsetzen. Es ist damit zu rechnen, dass mehr ausländische Unternehmen angeklagt werden und auch die Vergleichssummen weiter steigen", ist Claudia Nestler, Partnerin bei PwC im Bereich Dispute Analysis & Investigations (Forensic Services), überzeugt. Das laufende Jahr und 2006 seien durch wichtige Umwälzungen gekennzeichnet: So stehen vor allem die europäischen Unternehmen vor der Rechnungslegungsumstellung auf IFRS und sie müssen die Vorgaben des Sarbanes-Oxley Act umsetzen. Welche Auswirkungen Section 404 des US-Gesetzes auf die Entwicklung der Sammelklagen haben wird, ist noch ungewiss. Section 404 fordert von allen in den USA börsennotierten Unternehmen ein zuverlässiges, manipulationsfestes und geprüftes internes Kontrollsystem für die Finanzberichterstattung.
Die aktuelle Studie Securities Litigation 2004 von PwC können Sie kostenfrei im pdf-Format herunterladen unter: http://www.pwc.com/extweb/service.nsf/docid/288D61D63A8AAEA5852569D00 067884F
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