Chemie-Industrie: Weitere Mega-Deals in der Pipeline
Frankfurt am Main (ots)
- Studie von PricewaterhouseCoopers belegt: Starker Anstieg der Firmenkäufe und Zusammenschlüsse zwischen 2003 und 2005 - Mega-Deals beherrschen den Markt - West-Europa ist der größte Schauplatz - Auch 2006 hält der Trend zur Konsolidierung an
Die Chemie-Industrie erlebt derzeit einen massiven Strukturwandel. Fusionen und Übernahmen werden auch in Zukunft die Branche prägen. Zu diesem Ergebnis kommt PricewaterhouseCoopers (PwC) in der Studie "Chemical Compounds". PwC untersuchte darin Unternehmenstransaktionen und Firmenkäufe weltweit, die jeweils 50 Millionen Dollar und mehr an Wert umfassten. Demnach gingen zwischen 2003 und 2005 insgesamt 245 solcher Transaktionen über die Bühne. 2003 waren es noch 62, im Jahr 2005 stiegen sie um über 50 Prozent auf 95. Das Gesamtvolumen verdoppelte sich sogar nahezu von 28,3 Milliarden Dollar auf 55,6 Milliarden Dollar im Betrachtungszeitraum.
"Das Interesse an der Chemiebranche ist unverändert hoch. Viele Unternehmen versuchen, mit dem Erwerb von Unternehmen oder Unternehmensbereichen ihre Marktposition in Europa und Asien abzusichern", so die Analyse von Dr. Volker Fitzner, Global Chemicals Advisory Leader bei PwC. "Der Trend zur Konsolidierung wird auch in 2006 anhalten Mit der Akquisition von BOC durch Linde steht die bislang größte Firmenübernahme der Branche an."
Rückkehr der großen Deals
Einer der bedeutendsten Trends der vergangenen Jahre ist die Konzentration auf Mega-Deals in einer Größenordnung von mindestens einer Milliarde Dollar. Insgesamt gab es im Zeitraum zwischen 2003 und 2005 35 Übernahmen mit einem kumulierten Volumen von 82,1 Milliarden Dollar. Das entspricht 62,5 Prozent aller getätigten Geschäfte gemessen am Gesamtvolumen von rund 131,4 Milliarden Dollar. Großfusionen werden von Jahr zu Jahr bedeutender: Lagen 2003 noch acht Transaktionen über einer Milliarde Dollar, waren es 2005 mit 15 fast doppelt so viele. Auch der Wert der einzelnen Geschäfte nahm über die Jahre zu. Der größte Deal 2003 war die Akquisition von Ondeo Nalco durch eine Investorengruppe bestehend aus Blackstone, Apollo Management und Goldman Sachs Capital Partners mit einem Volumen von annähernd 4,4 Milliarden Dollar. Zwei Jahre später umfasste der größte Zusammenschluss - von Ineos und Innovence - rund neun Milliarden Dollar.
West-Europa führt Rangliste der Transaktionen an
In West-Europa wurden gemessen am Transaktionsvolumen zwischen 2003 und 2005 allein 46 Prozent aller Transaktionen abgewickelt. Insgesamt 94 Übernahmen und Fusionen kamen dort zum Abschluss. Der Gesamtwert lag bei mehr als 60 Milliarden Dollar. Damit führt Europa im globalen Vergleich vor Nord-Amerika mit 84 Transaktionen. Hier lag das Gesamtvolumen bei 54 Milliarden Dollar. Im asiatisch-pazifischen Raum kamen nur 33 Deals im Gesamtwert von 11,9 Milliarden Dollar unter Vertrag. Das Schlusslicht bildet Ost-Europa mit gerade mal zwölf Übernahmen und Fusionen für insgesamt 2,3 Milliarden Dollar. Der Rest der Welt konnte weitere 22 Transaktionen in Höhe von zusammen 3,2 Milliarden Dollar melden.
Das Interesse innerhalb des Sektors wechselte dabei von Spezial- und Feinchemikalien zu Basischemikalien. "2003 haben Firmenübernahmen im Spezial- und Feinchemie-Sektor mit 28,3 Milliarden Dollar noch beinahe zwei Drittel der Transaktionen ausgemacht. Gleichzeitig steuerte die Sparte der Basischemikalien kaum mehr als ein Viertel bei", bestätigt Dr. Volker Schlüter von ChemAdvice. "2005 machten Geschäfte im Bereich Basischemikalien über die Hälfte des Transaktionsvolumens von 55,6 Milliarden Dollar aus. Der Spezial- und Feinchemiebereich lag hingegen lediglich bei einem Fünftel."
Private Beteiligungsgesellschaften auf dem Vormarsch
Strategische Investoren waren bei den Geschäften in der chemischen Industrie Ton angebend. Doch auch Finanzinvestoren aus den USA und West-Europa wurden vom lukrativen Ertragspotenzial angezogen, das sich zu Beginn des Aufschwungs bietet. Sie verfolgen typischerweise eine andere Strategie als strategische Investoren und haben zumeist schon das Ausstiegsszenario geplant, bevor sie den Kauf abgeschlossen haben. Das geringe Risiko der Produktüberalterung, relativ niedrige Bewertungen besonders in 2003 und 2004, niedrige Zinssätze auf dem Kapitalmarkt und die Verfügbarkeit hoher Investitionsvolumina, machte den Sektor für sie zusätzlich interessant. Insgesamt investierten Finanzinvestoren 32,5 Milliarden Dollar, nahezu ein Viertel des gesamten Transaktionsvolumens in der chemischen Industrie im Betrachtungszeitraum. Gab es für private Beteiligungsgesellschaften allerdings 2003 noch wenige Ausstiegsmöglichkeiten, hat sich das in 2005 entscheidend geändert. Wieder erstarkte Kapitalmärkte und gesteigertes Interesse von strategischen Investoren spornte die Finanzinvestoren mittlerweile an, ihre Gewinne über Veräußerungen zu realisieren.
Unverminderter Trend zur Konsolidierung
Dennoch bleibt das Interesse an der Chemiebranche unverändert. Allein in der ersten Hälfte 2006 wurden Transaktionen in einem Gesamtumfang von nahezu 58 Milliarden Dollar abgeschlossen oder angekündigt. Nicht zuletzt die Übernahme des britischen Gase-Konzerns BOC durch Linde mit einem Volumen von 14,3 Milliarden Dollar bestätigt zudem die Tendenz zu Großübernahmen. "Auch für die nähere Zukunft sehen wir viele Chancen für weitere Transaktionen in der chemischen Industrie", sagt Dr. Volker Fitzner.
Zusätzliche Informationen zur Studie "Chemical Compounds " finden Sie unter: www.pwc.com
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