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Unternehmensbesteuerung: Weniger bringt mehr

Frankfurt am Main (ots)

PwC-Weltbank-Studie: Weltweiter Vergleich der Steuerbelastung und
   Steuerbürokratie für Unternehmen / Nationale Steuergesetzgebung
   umfasst in Indien 9000, in der Schweiz nur 300 Seiten
Unternehmen tragen in beinahe jedem Land der Welt eine deutlich
höhere Steuerlast als sich aus den nominalen Gewinnsteuersätzen
ablesen lässt. Neben der effektiven Steuerlast entscheidet oft auch
der bürokratische Aufwand darüber, ob ein Steuersystem als
transparent und effektiv eingeschätzt werden kann. Gerade beim Umfang
der rechtlichen Regelungen und dem damit verbundenen Aufwand gibt es
weltweit erhebliche Unterschiede, wie aus der Gemeinschaftsstudie
"Paying Taxes - The Global Picture" der Weltbank und der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
(PwC) hervorgeht.
Komplexe und zeitintensive Steuersysteme sind nicht nur in
Deutschland ein Problem. Weltweit entfällt nur gut ein Drittel der
von Unternehmen gezahlten Steuern und Abgaben auf Gewinnsteuern. Den
überwiegenden Teil der Steuerlast machen Abgaben wie beispielsweise
Umsatzsteuern, Sozial- und Umweltabgaben oder Grundstückssteuern aus.
Hinzu kommen erhebliche administrative Kosten für die Erstellung der
Steuererklärung, die Begleichung der Steuerschuld und auch die
Einziehung von Steuern, die letztlich gar nicht vom Unternehmen zu
zahlen sind, wie beispielsweise die Mehrwertsteuer.
"In neun von zehn der untersuchten Länder zählen Unternehmen das
jeweilige Steuersystem zu den fünf größten Geschäftshindernissen.
Eine Vereinfachung des Steuersystems und weniger Bürokratie bei der
Steuererhebung ist daher dringend geboten", kommentiert
PwC-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dieter Endres.
Für die Studie wurden die Steuersysteme von 175 Ländern
analysiert. Zur Berechnung der "Total Tax Rate" wurden sämtliche
Steuern erfasst, die von einem Unternehmen tatsächlich zu zahlen
sind. Zudem wurde weltweit für ein standardisiertes Unternehmen
berechnet, wie viel Zeit es für die Steuererklärung benötigt und wie
viele Einzelsteuern es jährlich zu entrichten habe.
105 Stunden für die Steuererklärung
Unternehmen in Deutschland beschäftigen sich jährlich rund 105
Stunden mit Steuerangelegenheiten. Davon fallen 40 Stunden für die
Bearbeitung der Umsatzsteuer an, die im Endeffekt gar nicht vom
Unternehmen getragen wird. Dennoch hält sich der Zeitaufwand hier zu
Lande in Grenzen: Schneller lässt sich die Steuererklärung nur in 25
Ländern erledigen. In Brasilien müssen sich Unternehmen jährlich
2.600 Stunden mit Steuern befassen, in der Schweiz sind es bloß 68
Stunden. Schlechter sieht es aus, wenn man die Zahl der von
Unternehmen zu beachtenden Steuertermine betrachtet. Mit 32
Steuerüberweisungen pro Jahr landet Deutschland im weltweiten
Vergleich nur auf Rang 77.
Zeitlicher Aufwand für Steuerangelegenheiten (Stunden Pro Jahr)
Am wenigsten             Am meisten     
   Malediven          0     Aserbaidschan 1000
   Arabische Emirate  12    Vietnam       1050
   Singapur           30    Bolivien      1080
   St. Lucia          41    Taiwan, China 1104
   Oman               52    Armenien      1120
   Dominica           65    Nigeria       1120
   Schweiz            68    Weißrussland  1188
   Neuseeland         70    Kamerun       1300
   Saudi Arabien      75    Ukraine       2185
   Irland             76    Brasilien     2600
Quelle: PwC-World Bank-Studie: "Paying Taxes - the global 
   picture", Seite 9
Die für Unternehmen in Deutschland relevante Steuergesetzgebung
auf Bundesebene ist mit einem Umfang von 1.700 Seiten relativ
übersichtlich. In den USA beispielsweise müssen Unternehmen
Steuervorschriften auf 5.100 Seiten beachten, in Japan sind es 7.200
Seiten und im Vereinigten Königreich sogar 8.300. Eine schlanke
Steuergesetzgebung gibt es demgegenüber in der Schweiz (300 Seiten)
und in Spanien (530 Seiten).
Seitenanzahl der für Unternehmen relevanten Steuergesetzgebung auf
nationaler Ebene (20 Staaten mit dem größten BIP)
Indien                 9000
   Vereinigtes Königreich 8300
   Australien             7750
   Japan                  7200
   USA                    5100
   Korea                  4760
   Italien                3500
   Kanada                 2440
   China und Hongkong     2000
   Deutschland            1700
   Niederlande            1640
   Mexiko                 1600
   Frankreich             1300
   Belgien                 830
   Russland                700
   Schweden                700
   Spanien                 530
   Brasilien               500
   Türkei                  350
   Schweiz                 300
Quelle: PwC-World Bank-Studie: "Paying Taxes - the global  
   picture", Seite 16.
Steuerlast in Deutschland ist überdurchschnittlich hoch
Auf den vorderen Plätzen im internationalen Steuertarifranking
landen kaum überraschend als Steueroasen bekannte Länder wie die
Malediven oder die ölreichen Länder des mittleren Ostens.
Bemerkenswert ist allerdings die gute Platzierung von
Industriestaaten wie Irland oder der Schweiz unter den weltweiten
"Top-Ten".
Die effektive Steuer- und Abgabenbelastung eines Unternehmens in
Deutschland beläuft sich zurzeit auf 57,1 Prozent des Bruttogewinns.
"Insgesamt schneidet Deutschland im Vergleich mit anderen
Industrienationen schlecht ab. Umso wichtiger ist die schnelle
Umsetzung der kürzlich von der Bundesregierung beschlossenen
Unternehmensteuerreform", mahnt Endres. Ähnlich hoch wie in
Deutschland ist das Steuerniveau derzeit in Schweden (57,0 Prozent)
und Japan (52,8 Prozent), während die USA (46 Prozent), das
Vereinigte Königreich (35,4 Prozent) und Dänemark (31,5 Prozent)
Unternehmen deutlich niedriger besteuern. Höher ist der effektive
Steuersatz in Frankreich (68,2 Prozent) und Italien (76 Prozent).
Transparente Steuersysteme bringen höhere Einnahmen
Hohe nominale Steuersätze, komplizierte Steuergesetze und
ineffektive Steuerverwaltungen treiben vor allem in
Entwicklungsländern viele Unternehmen in die Schattenwirtschaft. In
Burundi oder Gambia beispielsweise liegt der nominelle
Unternehmensteuersatz jeweils deutlich unter 40 Prozent, die
effektive Belastung bei Beachtung sämtlicher Steuern und Abgaben
jedoch bei annähernd 300 Prozent. Die Unternehmen müssten also mehr
Steuern zahlen, als sie überhaupt verdienen. Weniger drastisch, aber
doch auffallend groß sind die Unterschiede zwischen nomineller und
effektiver Steuerbelastung in Industrieländern wie Frankreich
(Differenz knapp 60 Prozent) oder Italien (knapp 50 Prozent).
Ein transparentes Steuersystem, in dem die Körperschaftsteuersätze
weitgehend der tatsächlichen Steuerbelastung entsprechen, würde
Entscheidungsprozesse und Verwaltungsabläufe nicht nur in den
Unternehmen, sondern auch in den Steuerbehörden beschleunigen. In
Dänemark beispielsweise bringt jede dänische Krone, die der Staat in
die Steuerverwaltung steckt, Steuereinnahmen von 113 Kronen. In
Ungarn liegt das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen bei 1 zu 77, in
Mexiko sogar nur bei 1 zu 33.
"Insgesamt zeigt die Studie für viele Länder einen dringenden
Handlungsbedarf bei der Steuervereinfachung auf. Transparente
Systeme, weniger Bürokratie und niedrigere Steuersätze können mehr
Einnahmen für den Staat und weniger Ausgaben für die Unternehmen
bringen. Regierungen und Unternehmen sollten gemeinsam Konzepte
erarbeiten, um den beiderseitigen Vorteil zu realisieren", betont
Endres.
Die Studie "Paying Taxes - The Global Picture" finden Sie als
kostenlosen Download unter
http://www.pwc.com/Extweb/pwcpublications.nsf/docid/6FE224AC0BA720BB8
5257214004DA2E9
Redaktionshinweis:
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist
in Deutschland mit 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von
rund 1,1 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung
(Advisory).
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
   Prof. Dr. Dieter Endres
   PricewaterhouseCoopers AG WPG
   Mitglied des Vorstands, Leiter des Bereichs Tax
   Tel.: 069 - 9585 6459
    dieter.endres@de.pwc.com

Pressekontakt:

Claudia Mende
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel. 069 - 9585 3179
claudia.mende@de.pwc.com

Original content of: PwC Deutschland, transmitted by news aktuell

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