VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
Zeitschriftenverlage treiben Strukturwandel voran
Berlin (ots)
Verlage für 2006 und 2007 optimistisch - Bürokratie und Werbeverbote hemmen Entwicklung digitaler Medien - Bundesregierung muss Rahmenbedingungen sichern
Die deutschen Zeitschriftenverlage treiben den Strukturwandel aktiv voran und blicken optimistisch in die digitale Zukunft. "Zeitschriften sind und bleiben noch lange unser Kerngeschäft. Gerade die starken Printmarken sind das Fundament, auf dem wir digitale Geschäftsmodelle mit Internet, Mobile Content, IP-TV oder Communities entwickeln", sagte VDZ Geschäftsführer Wolfgang Fürstner auf der Jahrespressekonferenz des VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger am Mittwoch in Berlin. So bleibe das gedruckte Heft noch auf lange Zeit mit Abstand größter Umsatzträger, aber nach Vertrieb und Anzeigen sei das Internet laut einer Umfrage unter den VDZ-Mitgliedern das wichtigste Thema für Zeitschriftenverlage in 2007. Der Umsatzanteil des Internets am Verlagsgeschäft soll bis 2009 von derzeit 4,6 auf 11,6 Prozent steigen, der mobiler Dienste von 0,2 auf 2,0 Prozent.
Von der Bundesregierung forderte Fürstner die Sicherung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf nationaler wie europäischer Ebene, damit Deutschland und Europa ihre international starke Wettbewerbsposition im traditionellen Mediengeschäft auch bei den digitalen Medien halten könnten. So sehe beispielsweise die europäische Fernsehrichtlinie vor, die Freiheit audiovisueller Inhalte im Netz durch eine rundfunktypische Regulierung zu beschneiden. Ebenso sei die Gefahr weiterer Werbeverbote - beispielsweise für Alkohol - nicht gebannt. "Wenn wir bei den digitalen Medien international wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Bürokratie und Werbeverbote sind Gift für die Entwicklung digitaler Medien, wo es auf Schnelligkeit ankommt und die sich überwiegend durch Werbung finanzieren", so Fürstner weiter.
Im Kerngeschäft herrscht bei den Verlagen wieder mehr Zuversicht. Nachdem der Umsatz der VDZ-Mitgliedsverlage in 2005 um 2,7 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro leicht gestiegen ist, rechnet der Verband auch für 2006 mit einem leichten Wachstum. "Im Vergleich zu den schwierigen Jahren 2001 bis 2005 hat sich die Stimmung erheblich aufgehellt", so Fürstner. So rechnen mehr als die Hälfte der Verlage (54 Prozent) im laufenden Jahr mit einer Steigerung ihrer Gewinne. Auch für 2007 bleibt die Branche weitgehend optimistisch. 50 Prozent der Fach- und Publikumszeitschriftenverlage erwarten für 2007 ein besseres Anzeigengeschäft als im Vorjahr, während nur 17 Prozent von niedrigeren Werbeeinnahmen ausgehen. Schwieriger bleibt die Lage im Vertriebsmarkt. Hier rechnen nur 31 Prozent mit steigenden Einnahmen, 34 Prozent mit gleichen und 25 Prozent mit sinkenden Vertriebserlösen. Der größte Optimismus herrscht bei den Internet-Einnahmen. Hier stehen 55 Prozent der Verlage mit höheren Umsatzerwartungen nur drei Prozent gegenüber, die von niedrigeren Einnahmen ausgehen.
Ab Donnerstag diskutieren rund 700 Entscheider aus Medien, Wirtschaft und Politik auf den VDZ-Zeitschriftentagen zwei Tage unter dem Motto "Zeitschriften 2.0" Konzepte und Strategien der Verlage in der sich rasch verändernden Medienwelt. Hauptredner zu diesen Themen sind Nina Link, Präsidentin des amerikanischen Verlegerverbandes, Adam Bird, Managing Partner von Booz Allen Hamilton und der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Bolz von der Technischen Universität Berlin. Themenschwerpunkte des 2. Tages (03.11.) sind Presse-Ethik und Pressefreiheit. Unter anderem mit Vorträgen des Philosophen Prof. Dr. Peter Sloterdijk zum Thema "Der Kulturkampf und die Medien" und Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber über "Verantwortung und Pressefreiheit".
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