ÖPNV der Zukunft: Per App mobil im Alter
Berlin (ots)
Am 1. April 2015 ist der Tag der älteren Generation: An diesem Aktionstag stehen die Belange von Senioren im Mittelpunkt - samt der speziellen Herausforderungen ihres Alltags. Dazu zählt auch die Nutzung neuer Mobililtätskonzepte. Wie ältere Menschen dank innovativer Lösungen beweglich bleiben, zeigt das Projekt "Mobia - Mobil bis ins Alter" der Saarbahn. Via Smartphone-App vermittelt es Mobilitätslotsen, die beispielsweise beim Ein- und Aussteigen in Bus und Bahn behilflich sind. Manfred Backes, Mitinitiator des Projektes, das zu den Preisträgern des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" gehört, über zentrale Erkenntnisse, künftige Schritte - und warum "Mobia" kein Umzugsservice ist.
Erst war es ein Feldversuch mit begrenztem Teilnehmerkreis. Nun ist daraus ein dauerhafter Service geworden: Seit März 2015 steht "Mobia - Mobil bis ins Alter" nun allen mobilitätseingeschränkten Fahrgästen der Saarbahn zur Verfügung. "Insbesondere ältere und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste haben häufig Vorbehalte, den ÖPNV zum Beispiel für eine Fahrt zum Arzt zu nutzen", sagt Manfred Backes, Generalbevollmächtigter Saarbahn GmbH. "Mit der Integration von 'Mobia' in unser Angebot bieten wir eine niedrigschwellige Lösung für dieses Problem an."
Die "helfende Hand" im Nahverkehr - aber nicht für den Umzug
Die Idee von "Mobia" ist schnell erklärt. Via Smartphone-App lassen sich Mobilitätslotsen zu einer bestimmten Uhrzeit an eine bestimmte Haltestelle bestellen. Sie helfen beispielsweise beim Einsteigen mit dem Rollator oder beim Kauf einer Fahrkarte. Wie gut das funktioniert, zeigt das Beispiel einer etwa 70-jährigen Dame: "Bereits nach einer kurzen Erklärung hat sie problemlos via Smartphone für sich und ihren Mann einen Mobilitätslotsen zum gewünschten Ort bestellt", so Backes. "Das hat uns sehr überrascht und begeistert". Eine solche Technikaffinität lässt sich jedoch nicht automatisch voraussetzen: "Da bislang nur eine Minderheit der Generation 70 plus ein Smartphone besitzt und sicher damit umgehen kann, haben wir zusätzlich eine Hotline eingerichtet, um Lotsen auch telefonisch buchen zu können." Sie sind allerdings in erster Linie als "helfende Hand" im ÖPNV gedacht: "Als eine Frau einen Mobilitätshelfer buchen wollte, damit er ihr beim Umzug hilft, konnten wir ihr diesen Wunsch leider nicht erfüllen", sagt Backes schmunzelnd.
"Die öffentlichen Mobilitätsangebote zukunftsfest machen"
Die Erfahrungen aus dem Feldversuch zeigen, dass die Teilnehmer den neuen Service etwas häufiger per Telefon als per App (1) nutzen. Für Mitorganisator Backes ist dies jedoch allenfalls eine Randnotiz: "Wir befinden uns aktuell in einer Art Übergangszeit. In zehn Jahren wird der Umgang mit Smartphone & Co auch für Senioren noch selbstverständlicher sein." Wichtiger als über neue Buchungswege zu diskutieren, sei die konsequente Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebots für ältere Fahrgäste: "Es geht darum, die öffentlichen Mobilitätsangebote zukunftsfest zu machen. Das heißt: Wir müssen Services und die Infrastruktur so gestalten, dass alle Personen Bus und Bahn ohne Hindernisse nutzen können", sagt Backes. "Dabei werden technikgestützte Lösungen an Bedeutung gewinnen."
Clevere Vernetzung für wegweisende Lösungen
Diese Einschätzung teilt auch Dr. Ralf Bremer, Leiter politische Kommunikation Google Deutschland und Mitglied im Fachbeirat des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen": "Services wie die 'Mobia'-App zeigen exemplarisch das soziale Potenzial digitaler Technologien. Durch clevere Vernetzung entstehen hier neue Angebote, die dazu beitragen, dass Menschen über alle Altersgrenzen hinweg länger mobil bleiben." Dazu möchte auch "Mobia" künftig einen wichtigen Beitrag leisten - das Projekt soll ausgebaut und sogar auf weitere Regionen ausgeweitet werden.
Bekanntgabe der Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs am 11. Mai
Neue Mobilitätsangebote sind eins von zahlreichen Themen des diesjährigen Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen". Unter dem Motto "Stadt, Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt", werden Projekte ausgezeichnet, die Digitalisierung und Vernetzung in Deutschland vorantreiben und gestalten. Die Bewerbungsphase des Wettbewerbs endete am 15. März, die Preisträger werden am 11. Mai bekanntgegeben.
(1) Von 48 "Mobia"-Teilnehmern am Ende des Feldversuchs (30.11.2014) nutzten 22 die vorgegebene Technik, 26 kontaktierten den Service über Telefon.
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