All Stories
Follow
Subscribe to Bundesärztekammer

Bundesärztekammer

Moderne Kommunikation im Gesundheitswesen entwickeln - das politische Projekt "Elektronische Gesundheitskarte" aufgeben

Berlin (ots)

Der 115. Deutsche Ärztetag hat folgende Entschließung gefasst:

Das politische Projekt "Elektronische Gesundheitskarte" (eGK) ist gescheitert. Der gigantomanische Anspruch, durch eine flächendeckende Elektronifizierung der Patientenversorgung unter der Führung der Krankenkassen sowohl transparente Patienten als auch transparente Ärzte herzustellen, widerspricht elementaren ärztlichen Grundwerten.

Die Vertraulichkeit der Patientenbeziehung ist genauso durch dieses politische Projekt bedroht wie die ärztliche Therapiefreiheit. Der derzeitige Nutzen liegt bei einigen Wenigen, bei Kontrollinteressen von Kassen und Politik und der nach neuen Märkten suchenden Industrie. Der Schaden sowie der Aufwand bleiben bei Versicherten, bei Ärztinnen und Ärzten in Klinik und Praxis und bei medizinischem Personal. Aus diesem Grund fordert der 115. Deutsche Ärztetag einen Stopp des Projektes und die Förderung längst existierender kostengünstiger dezentraler Kommunikationswege und Speichermedien in der Medizin.

Die eGK-Tests sind in allen Aspekten gescheitert. Mehrfache Versuche des "Neustarts" ziehen sich seit sechs Jahren hin, haben bisher schon Milliarden verschlungen und verdienen keine weiteren Wiederholungen.

Die Verwandlung von Arztpraxen und Klinikambulanzen in Online-Außenstellen der Kassen für das verpflichtende Versicherten-Stammdatenmanagement (VSDM) in Arztpraxen und Kliniken wird von der Ärzteschaft bundesweit abgelehnt.

Das ganze eGK-Projekt behindert seit Jahren eine fortschrittliche Weiterentwicklung der Kommunikation im Gesundheitswesen. Die veraltete "Kartentechnologie" stammt aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und hat sich in den Tests als wahres Hindernis für Praktikabilität erwiesen.

Gelder in Kliniken und Praxen sollten investiert werden in moderne Datenhaltung und deren Schutz vor Ort. Des Weiteren benötigt man für die elektronische ärztliche Kommunikation verschlüsselte Mails, VPN-Leitungen und sichere dezentrale Speichermedien in der Hand des Patienten. All dies ist ebenso für einen geringen finanziellen Mitteleinsatz vorhanden wie die elektronische Signatur.

Grundsätzlich abzulehnen ist jede Form des Sammelns medizinischer Daten einer großen Anzahl von Menschen in zentralen Serverstrukturen. Dieses dient wie das ganze Projekt insgesamt nur der Kontrollfähigkeit aller medizinischen Prozesse im Sinne einer möglichst renditebringenden "Krankenbehandlung" im Interesse von Gesundheitskonzernen. Niemand kann solche Daten auf Dauer schützen.

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Tel: (030) 4004 56 700
Fax: (030) 4004 56 707

Original content of: Bundesärztekammer, transmitted by news aktuell

More stories: Bundesärztekammer
More stories: Bundesärztekammer
  • 25.05.2012 – 15:34

    Deutscher Ärztetag: Ökonomische Ziele dürfen keine Anreize für ärztliche Leistungen sein

    Berlin (ots) - Nürnberg, 25.05.2012 - Der 115. Deutsche Ärztetag in Nürnberg hat die Krankenhausträger und die Träger ambulanter Gesundheitseinrichtungen dazu aufgefordert, auf rein ökonomisch orientierte Anreizmechanismen zu verzichten. Bonuszahlungen sollten sich darum vor allem an medizinisch-qualitativen Kriterien orientieren, um eine ...

  • 25.05.2012 – 15:27

    Ärztetag fordert strengere Zulassungskriterien für Medizinprodukte

    Berlin (ots) - Nürnberg, 25.05.2012 - Der 115. Deutsche Ärztetag forderte den Gesetzgeber auf, zeitnah strengere Zulassungskriterien für Medizinprodukte der Klasse III zu definieren und mittels Herstellungs- und Stichprobenkontrolle die Produktsicherheit zu steigern. Der Gesetzgeber solle hierfür einen Entwurf vorlegen, der folgende Komponenten enthält: - ...

  • 25.05.2012 – 15:22

    Ärztetag fordert: "Ärztlichen Nachwuchs intensiv fördern"

    Berlin (ots) - Nürnberg, 25.05.2012 - Der Deutsche Ärztetag hat die Bundesländer dazu aufgefordert, stärker Verantwortung für die Förderung des ärztlichen Nachwuchses zu übernehmen. Die Länder müssten eine ausreichende Zahl an Medizinstudienplätzen schaffen, damit die ambulante und stationäre Versorgung auch künftig auf dem jetzigen hohen Qualitätsniveau erhalten werden kann. Zudem sei es erforderlich, dass ...