All Stories
Follow
Subscribe to Bundesärztekammer

Bundesärztekammer

125. Deutscher Ärztetag
E-Evidence-Verordnung: "Big brother is watching you"

Berlin (ots)

Berlin, 03.11.2021 - Der 125. Deutsche Ärztetag hat die Pläne der Europäischen Kommission für eine sogenannte E-Evidenzverordnung scharf kritisiert. Durch die E-Evidence-Verordnung soll die Herausgabe von elektronisch gespeicherten Daten an Ermittlungsbehörden anderer EU-Staaten erleichtert werden. Aus Sicht der Ärzteschaft gefährdet das Vorhaben das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten.

Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hatte bereits in seiner Eröffnungsrede des Deutschen Ärztetages gewarnt, dass sich Behörden anderer EU-Länder Zugriff auf die von Ärztinnen und Ärzten dokumentierten Patientendaten verschaffen könnten, wenn der Verordnungsentwurf unverändert in Kraft treten sollte. Der Ausspruch "Big brother is watching you" bekomme so eine ganz neue Bedeutung, so Reinhardt. Gerade mit Blick auf das ärztliche Berufsträgergeheimnis sei das "fatal und absolut inakzeptabel". Die Bundesärztekammer habe deshalb das Bundesjustizministerium angeschrieben und mit Vertretern des Europäischen Parlaments Kontakt aufgenommen und auf dieses Problem aufmerksam gemacht.

Aus Sicht der Ärzteschaft garantiert das ärztliche Berufsgeheimnis den Schutz von Patientendaten vor einer strafprozessualen Verwendung. Das aber werde durch das vorgeschlagene Verfahren unterlaufen. "Es wird dadurch ein Instrument geschaffen, das geeignet ist, Vertrauen der Patientinnen und Patienten in digitale Lösungen im Gesundheitsbereich, wie zum Beispiel die elektronische Patientenakte, zu erschüttern", betonten die Abgeordneten des Ärztetags. Dies stelle eine erhebliche Grundrechtsbeeinträchtigung dar und gefährde die ärztliche Schweigepflicht. Patientinnen und Patienten müssten sich auf die Sicherheit ihrer Daten verlassen können.

Die E-Evidence-Verordnung in ihrer jetzigen Form könnte das Vertrauen der Menschen in digitale Lösungen im Gesundheitswesen und auch in einen künftigen Europäischen Gesundheitsdatenraum schwächen. "Wir können dann nicht mehr ausschließen, dass Ärztinnen und Ärzte aus Sorge um die Sicherheit der sensiblen Patientendaten die Etablierung von digitalen Prozessen in ihren Praxen aussetzen", hatte Reinhardt in seiner Rede vor den Abgeordneten des Deutschen Ärztetages gewarnt.

Pressekontakt:

Bundesärztekammer
Stabsbereich Politik und Kommunikation
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Tel.: 030-400456700
Fax: 030-400456707
E-Mail: presse@baek.de
www.baek.de

Original content of: Bundesärztekammer, transmitted by news aktuell

More stories: Bundesärztekammer
More stories: Bundesärztekammer
  • 02.11.2021 – 19:05

    125. Deutscher Ärztetag / Digitale Anwendungen intensiv vor Praxiseinführung testen

    Berlin (ots) - Digitale Anwendungen müssen praxistauglich sein und einen tatsächlichen Nutzen für die Versorgung der Patientinnen und Patienten nachweisen. Der 125. Deutsche Ärztetag hat deshalb intensive und flächendeckende Testphasen mit einer Dauer von mindestens zwölf Monaten gefordert, bevor Anwendungen der Telematikinfrastruktur in den Praxisalltag ...

  • 02.11.2021 – 19:03

    125. Deutscher Ärztetag / Ärztetag für Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis 2030

    Berlin (ots) - Berlin - Deutschland braucht eine nationale Strategie für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung. Der dafür notwendige Investitionsbedarf, etwa für den Bau klimaneutraler Krankenhäuser sowie für die Nutzung klimaneutral gewonnener Energie im Gesundheitsbereich, muss in dieser Strategie zwingend berücksichtigt sein. Das forderte der 125. ...