Verbesserte Diagnostik bei Brustkrebs - 30. Interdisziplinäres Forum der Bundesärztekammer
Berlin (ots)
Brustkrebs ist in westlichen Industrieländern die häufigste weibliche Krebserkrankung. In Deutschland erkranken jährlich etwa 47.500 Frauen an Brustkrebs. Durch Fortschritte in der Diagnostik und Therapie konnte jedoch die Sterblichkeit in den letzten Jahren reduziert werden, betonten Experten auf dem 30. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin. "Wichtig ist zunächst die genaue Anamnese zur Erstellung eines Risikoprofils. Dazu gehört die Beachtung des Alters bei der Entbindung, das Stillen, familiäre Brust- oder Eierstockkrebserkrankungen, aber auch Ernährungsfaktoren", sagte Prof. Dr. Helmut Madjar vom Fachbereich Gynäkologie und Brustklinik der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden.
Trotz aller Fortschritte in der Therapie muss angesichts der hohen Erkrankungsraten die Prävention des Mammakarzinoms im Fokus aller Bemühungen stehen. "Risikomindernd können Maßnahmen wie Gewichtsabnahme, die Vermeidung fettreicher und kohlenhydratreicher Nahrung, minimaler Alkoholkonsum, körperliche Aktivität sowie der Einsatz von Lipidsenkern sein", unterstrich Prof. Dr. Manfred Kaufmann, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum der Universität Frankfurt am Main.
In der Diagnostik des Brustkrebs ist das Mammographie-Screening etabliert. Für Frauen vom 50. bis 69. Lebensjahr ist in Deutschland derzeit ein flächendeckendes Screeningprogramm in Vorbereitung und punktuell schon im Einsatz. In mehreren Ländern wurde die Reduktion der Sterblichkeit durch eine solche Frühdiagnostik um 20 bis 30 Prozent bewiesen. Bei Frauen unter 50 Jahren sind die Ergebnisse der Röntgenuntersuchung jedoch deutlich ungünstiger: "Die Entdeckungsraten sind niedriger und die Zahl der Intervallkarzinome ist höher. Dabei ist zu bedenken, dass 20 bis 25 Prozent der Mammakarzinome bei Frauen auftreten, die noch nicht in den Wechseljahren sind", sagte Madjar.
Vor den Wechseljahren ist das Brustgewebe bei einer Frau oft relativ dicht. Es eignet sich deshalb weniger gut für eine Mammographie. Durch eine qualitätsgesicherte Ultraschalluntersuchung aber kann die Treffsicherheit in der Brustkrebsdiagnostik insbesondere bei jüngeren Frauen deutlich erhöht werden. Auch wird dadurch die Zahl unnötig durchgeführter Operationen bei gutartigen Prozessen reduziert, die mammographisch oder klinisch unklar sind. "Die derzeitigen gesetzlichen Mindestanforderungen reichen jedoch hierzu nicht aus", kritisierte Madjar. Vorschläge zur Standardisierung und Qualitätssicherung der Ultraschalldiagnostik seien von verschiedenen Fachgesellschaften erarbeitet, aber noch nicht in gesetzliche Versorgungskonzepte eingebunden worden.
Obwohl durch Mammographie und Ultraschall ein großer Teil der Herdbefunde differenziert werden kann, ist eine sichere Diagnostik nur durch histologische Untersuchungen möglich. Um die Zahl der operativen Eingriffe auf ein Minimum zu beschränken, schreiben deshalb u.a. europäische Richtlinien eine präoperative, interventionelle Abklärung in über 70 Prozent der Fälle vor.
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