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Nur ein Drittel der Alkoholabhängigen lässt sich behandeln

Berlin (ots)

Etwa 10 Prozent der Bundesbürger haben einen
riskanten Alkoholkonsum, der gesundheitsschädlich sein kann; rund 1,6
Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Mehr als 70 Prozent 
der Alkoholabhängigen nehmen jedoch keine suchttherapeutische Hilfe 
in Anspruch. "Im Suchthilfesystem besteht eine deutliche 
Unterversorgung", warnte Dr. Hans-Jürgen Rumpf vom 
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck auf dem 31. 
Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"
der Bundesärztekammer in Berlin. Nur etwa 15 Prozent der Abhängigen 
erhielten die "klassischen" Angebote wie eine qualifizierte 
Entgiftung oder Entwöhnungsbehandlung. 'Einmal süchtig, immer 
süchtig' bedeute aber nicht, dass man eine Sucht nicht behandeln, 
bewältigen oder gar überwinden könne. In der Suchtkrankenhilfe würden
insbesondere verhaltenstherapeutische, system-familientherapeutische 
und analytisch-tiefenpsychologische Verfahren zur Anwendung kommen. 
Nach einem Jahr intensiver Behandlung lägen die Abstinenzraten bei 
ca. 50 Prozent, betonte Rumpf.
Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 10,1 Liter reinen 
Alkohol gehört Deutschland weltweit zu den Ländern mit dem höchsten 
Alkoholkonsum; europaweit belegt Deutschland Platz fünf. Jährlich 
sterben hierzulande über 70.000 Menschen durch riskanten 
Alkoholkonsum oder durch kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak.
Auch der Verbrauch von Arzneimitteln mit Missbrauchs- und 
Abhängigkeitspotenzial ist in Deutschland hoch; besonders häufig sind
Frauen und ältere Menschen betroffen. Die Zahl der 
Arzneimittelabhängigen, insbesondere derer von Benzodiazepinen und 
Schmerzmitteln, schätzen die Experten auf ca. 1,4 Millionen. "Wenn 
die Verschreibungen in diesen beiden Gruppen über die letzten Jahre 
auch rückläufig zu sein scheinen, kann doch keine Entwarnung gegeben 
werden", sagte Prof. Dr. Fritz Hohagen, Direktor der Klinik für 
Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum in Lübeck. Bei
der Entwöhnungsbehandlung von Medikamentenabhängigen gebe es noch 
weitaus größere Defizite als bei Alkoholabhängigen. Nur wenige 
Betroffene nähmen suchtspezifische Hilfen in Anspruch. Bei der 
Bewilligung ambulanter und stationärer Entwöhnungsbehandlungen lägen 
diese jeweils bei unter einem Prozent der Gesamtbewilligungen, so 
Hohagen.

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft, Tel. 030/400456-700

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