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Ärzte warnen: Immense Folgekosten durch Adipositas

Berlin (ots)

Die Fettleibigkeit hat in den entwickelten
Industriestaaten epidemische Ausmaße angenommen. Schon jetzt ist gut 
die Hälfte der Deutschen übergewichtig, jeder fünfte Bundesbürger 
gilt sogar als stark übergewichtig (adipös). Darauf wiesen Experten 
auf dem 31. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin 
hin. "Übergewicht und Adipositas steigen nach wie vor an. 
International liegt Deutschland dabei durchaus in der Spitzengruppe",
sagte Prof. Dr. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen 
Landesärztekammer. Zu erklären sei diese Entwicklung mit unserem 
Lebensstil, dem Bewegungsmangel in Beruf und Freizeit sowie einer 
Über- und Fehlernährung. Die durch Adipositas hervorgerufenen Kosten 
lägen bei sechs Prozent aller Krankheitskosten und betrügen etwa 15 
bis 20 Milliarden Euro pro Jahr, so Schulze.
Allein in den USA werden die Kosten auf 117 Milliarden Dollar 
geschätzt. Experten zufolge sind derzeit etwa 1,3 Milliarden Menschen
auf der Welt von Übergewicht und Adipositas betroffen. "Das 
Mortalitätsrisiko bei diesen Patienten steigt im Durchschnitt auf das
zwei- bis dreifache der Normalbevölkerung", erklärte
Prof. Dr. Rudolf Weiner, Chefarzt an der Chirurgischen Klinik am 
Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt am Main. "Die Lebenserwartung 
vermindert sich dadurch für übergewichtige Männer um bis zu acht 
Jahre, für übergewichtige Frauen um bis zu sechs Jahre."
Beängstigend sind auch die rapide Gewichtszunahme von Kindern und 
Jugendlichen und die daraus resultierende frühe Entwicklung von 
gefährdenden Begleit- und Folgekrankheiten. Laut 
Bundesgesundheitssurvey vom September 2006 sind 15 Prozent der Kinder
und Jugendlichen übergewichtig - ein Anstieg von 50 Prozent im 
Vergleich zum Anfang der 1990er Jahre. Die Zahl der adipösen Kinder 
und Jugendlichen hat sich sogar im selben Zeitraum auf 6,3 Prozent 
verdoppelt. "Adipositas im Kindes- und Jugendalter geht mit einer 
erheblichen geminderten Lebensqualität einher. Dazu gehören ein 
gestörtes Selbstbild, vermindertes Selbstvertrauen und soziale 
Diskriminierung", warnte Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der 
Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am 
Universitätsklinikum Ulm. Etwa 30 Prozent dieser Kinder und 
Jugendlichen hätten eine Fettlebererkrankung als Folge ihres 
Übergewichts entwickelt, ebenfalls 30 Prozent litten am Metabolischen
Syndrom. Bei 25 Prozent lägen orthopädische Folgeerkrankungen vor und
ein Prozent leide bereits an einer so genannten Altersdiabetes.
"Diese Zahlen zeigen, dass eine immense Kostenlawine auf das 
deutsche Gesundheitssystem zurollen wird", so Wabitsch. Adipositas im
Kindes- und Jugendalter sei für herkömmliche Maßnahmen weitgehend 
therapieresistent. Dieser Bereich stelle daher eine klassische 
Aufgabe für die Präventivmedizin dar. "Eine wirksame Prävention kann 
von einzelnen Personen oder Gruppen im Gesundheitssystem jedoch nicht
erbracht werden", so Wabitsch. "Sie ist viel mehr eine vorrangig 
familienpolitische, hoheitliche Aufgabe des Staates."

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft, Tel. (030) 400456-700 od.
0172-2142791

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