Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat"besonders wertvoll" für Naturdoku DIE NEUE WILDNIS/Kinostart mit Prädikat auch für ELSER, WINNETOUS SOHN und DOMINO EFFEKT
Wiesbaden (ots)
Der Naturdokumentarfilm DIE NEUE WILDNIS (Start: 9. April) ist der beste Beweis dafür, dass die spektakulärsten Naturschauspiele oftmals direkt vor der eigenen Haustür liegen. Denn das niederländische Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen, in der Nähe von Amsterdam, fasziniert durch seine unfassbare Artenvielfalt, die sich in unberührten Landschaften ungestört weiterentwickeln kann. In beeindruckenden Bildern fängt der Naturfilmemacher Mark Verkerk die Einzigartigkeit der Landschaft ein. Für die fünfköpfige FBW-Jury sind es vor allem die "grandiosen" Eindrücke dieses Mikrokosmos, die überzeugen. In ihrer Begründung für die Auszeichnung mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" schreibt sie: "Den Kreislauf Geburt, Überleben, Fortpflanzung und Tod zeigt der Film in immer neuen, oft überraschenden Variationen."
Es gibt nur eine Sache, die sich der zehnjährige Max wünscht: die Rolle als Winnetous Sohn bei den Karl-May-Festspielen zu übernehmen. Denn das könnte auch bedeuten, dass seine Eltern, die sich vor kurzem getrennt haben, wieder zusammenkommen. Für diese Ziele kämpft Max - Unterstützung erhält er dabei von Morton, seinem neuen besten Freund. Doch der Weg zum Nachwuchs-Indianerhäuptling ist hart. WINNETOUS SOHN (Start: 9. April) ist der erste realisierte Film der Initiative "Der besondere Kinderfilm", die originäre Kinderfilmstoffe und ihre filmische Umsetzung unterstützt. Für die Expertenrunde der FBW bezieht der Film seine "Stärke und Komik" vor allem aus der Freundschaft der so unterschiedlichen Jungs. Sie vergab das Prädikat "wertvoll" für die große Leistung, den "Spaß am Unperfekten und die Freude an kindlichen Späßen" hochzuhalten.
Für Rafael verließ die Opernsängerin Natascha ihren Mann und ihre Tocher und gab ihre Karriere in Russland auf. Sie begleitete Rafael nach Abchasien, einem nicht anerkannten Staat im Süden des Kaukasus. Rafael ist der Sportminister von Abchasien. Doch was ein neuer und vor allem gemeinsamer Anfang werden sollte, gestaltet sich für beide problematischer als gedacht. Der Dokumentarfilm DOMINO EFFEKT (Start: 9. April) von Elwira Niewiera und Piotr Rosolowski begleitet Natascha und Rafael auf ihrem holprigen gemeinsamen Weg. Für die Jury der FBW ist das, was über die Einzelschicksale hinaus geht, was diesen Film zu etwas Besonderem macht: "Der Film porträtiert nicht nur das Schicksal zweier Individuen, sondern zeigt auch das politische und gesellschaftliche Spannungsfeld, in dem sich beide bewegen." Die fünf Gutachter zeichneten den "anregenden Film, der neue Perspektiven eröffnet und hochaktuelle Probleme anspricht", mit dem Prädikat "wertvoll" aus.
Außerdem in dieser Woche mit Prädikat im Kino: Oliver Hirschbiegels ELSER. In der kommenden Woche: Der Dokumentarfilm 10 MILLIARDEN - WIE WERDEN WIR ALLE SATT? Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 9. April 2015
Die neue Wildnis
Dokumentarfilm. Niederlande 2013.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Spektakuläre und Besondere direkt vor der Haustür liegt? Das niederländische Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen, in der Nähe von Amsterdam, kann es in der Artenvielfalt, aber auch in der Unberührtheit der Landschaft locker mit jeder afrikanischen Savanne und jedem australischen Korallenriff aufnehmen. Es ist eine Landschaft der Superlative mitten in Europa - und erst vor wenigen Jahrzehnten entstanden. Der Naturfilmemacher Mark Verkerk fängt in seiner beeindruckenden Dokumentation die Vielfalt und Einzigartigkeit dieses Landstrichs mit atemberaubenden Kinobildern ein. Dabei steht unter anderem die größte Wildpferdkolonie Europas im Zentrum der Dramaturgie, der der Film durch alle Jahreszeiten folgt. Kommentiert von Hannes Jaenicke zeigt der Film aber ebenso Rothirsche, Seeadler, Eisvögel und Füchse, die sich hier so sicher fühlen, dass sie sogar tagsüber jagen. Die Natur ist sich selbst genug - und der Mensch ist überflüssig. Eine von vielen wunderbaren und wohltuenden Erkenntnissen, die DIE NEUE WILDNIS auf überwältigende Weise vermittelt. In den Niederlanden war DIE NEUE WILDNIS der erfolgreichste Film des Jahres 2014. Nun kann er auch in deutschen Kinos das Publikum verzaubern. Ein unvergleichliches Kinoerlebnis für die ganze Familie und ein Film, der die Hoffnung weckt, dass die Natur noch eine Chance hat. Wenn der Mensch sie nur in Ruhe lässt.
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Elser - Er hätte die Welt verändert
Spielfilm, Drama. Deutschland 2014.
Es haben nur ganze 13 Minuten gefehlt. Wenn am 8. November 1939 Hitler nicht seine Rede im Münchner Bürgerbräukeller etwas früher als geplant beendet hätte, dann wäre Johann Georg Elser wohl als einer der großen Helden des 20. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingegangen. In emsiger Akribie hat der junge, schwäbische Schreiner über Monate den Bombenanschlag vorbereitet. Aber anstatt die Welt von Hitler zu befreien, schlägt sein Plan fehl und Elser wird verhaftet. Er wird gefoltert, gequält, am Ende hingerichtet. Doch wer war dieser Mann? Was trieb ihn an, als Einzelner in einer Zeit nicht abreißender nationalsozialistischer Erfolgsmeldungen Widerstand zu leisten? Diese Fragen bestimmen Oliver Hirschbiegels fein gewobenen Film. Aus den Verhörszenen, die auch für den Zuschauer körperlich an die Schmerzgrenze gehen, springt das Drehbuch von Leonie und Fred Breinersdorfer geschickt zurück in Elsers früheres, von Frauen und Musik bestimmtes Leben. Der Cast ist hochkarätig besetzt, in den Nebenrollen glänzen unter anderem Katharina Schüttler, Burkhart Klaußner und Johann von Bülow. Und Christian Friedel ist als Elser die Idealbesetzung. Ein Mann zwischen Illusionen der unschuldigen Jugend und dem stoischen Attentäter, der entschlossen ist, der Tyrannei des Hitler-Regimes ein Ende zu setzen. Durch den vielschichtigen Blick auf ein komplexes Leben entsteht ein mehrdimensionales Porträt einer einzelnen Person, aber auch das Porträt einer ganzen Epoche, die Deutschland für immer prägen sollte. Mit ELSER setzt Regisseur Oliver Hirschbiegel nicht nur einem bedeutenden Widerständler ein anregendes Denkmal. Der Film zeigt darüber hinaus, dass selbstständiges Denken und das Hinterfragen verfestigter Strukturen zu allen Zeiten möglich ist. Ein lehrreicher, bewegender und wichtiger Film.
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Winnetous Sohn
Spielfilm, Kinderfilm. Deutschland 2015.
Max ist Indianer-Fan, seitdem er auf der Welt ist. Da hängte ihm sein Vater eine Adlerfeder um den Hals und beschwor ihn, sich der Indianerehre immer würdig zu erweisen. Nun ist Max zehn, sein Vater macht irgendwo Musik, seine Mutter ist im Dauerstress und das Einzige, was dem kleinen, etwas rundlichen Jungen bleibt, ist die Liebe zu den Indianern. Daher freut er sich, wenn seine Mutter ihn ins Indianer-Camp bringt. Anders als Morten, der Indianer nicht mag und Angst vor Pferden hat. Als die Karl-May-Festspiele die Rolle von Winnetous Sohn neu vergeben, sieht Max eine Chance, zu beweisen, wie viel Indianer wirklich in ihm steckt. WINNETOUS SOHN ist der erste Film, der im Rahmen der Initiative "Der Besondere Kinderfilm" gefördert wurde. Und bei all den Casting-Shows, die zur Zeit die Medien beherrschen, wirkt diese Geschichte nicht nur sehr erfrischend, sondern auch unterstützenswert. Denn Max sieht nun einmal nicht aus wie die Idealvorstellung eines Indianers. Doch, und das verdankt der Film unter anderem auch dem beherzten Spiel des Hauptdarstellers Lorenzo Germeno, der Junge hat alles, was es braucht, um Träume in die Wirklichkeit umsetzen zu können: Mut, Köpfchen und das Herz auf dem rechten Fleck. Auch die anderen Schauspieler sind gut gecastet, Spielfreude ist allen anzusehen, unterstützt von einem Drehbuch, das die Balance hält zwischen lustigen und berührenden Momenten. So ist WINNETOUS SOHN ein großes Filmvergnügen schon für junge Zuschauer. Ein Film, der die positive Botschaft verkündet, dass man sich trauen sollte, anders zu sein. Denn normal ist langweilig und macht lange nicht soviel Spaß!
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Domino-Effekt
Dokumentarfilm. Deutschland, Polen 2014. Startdatum:
Natascha ist ehemalige Opernsängerin und stammt aus Russland. Dort lernte sie ihren Mann Rafael kennen und ging mit ihm in sein Heimatland Abchasien zurück. Abchasien liegt im Süden des Kaukasus, bezeichnet sich selbst als unabhängigen Staat, wird aber von großen Teilen der Welt nicht als solcher anerkannt. Als Sportminister arbeitet Rafael für die Regierung und organisiert die Domino-Weltmeisterschaften, die zum ersten Mal in Abchasien stattfinden sollen. Doch während Rafael sich stolz für seine Heimat einsetzt, fühlt sich Natascha fremd und unwohl. Sie will zurück nach Russland. Der Dokumentarfilm von Elwira Niewiera und Piotr Rosolowski begleitet beide Protagonisten, porträtiert dabei aber nicht nur das Schicksal zweier Individuen, sondern zeigt auch das politische und gesellschaftliche Spannungsfeld, in dem sich beide bewegen. Abchasien als Land zwischen Stolz und Unterdrückung ist eine junge Republik, die um Anerkennung ihrer Eigenständigkeit kämpft. Dass Natascha als Russin sich damit nicht identifizieren kann und Rafael hin- und hergerissen ist zwischen seinem Nationalstolz und der Liebe zu seiner Frau, ist immer spürbar, in den Blicken der beiden, den kurzen Unterhaltungen, der stummen Beobachtung der Kamera. Melancholie, Nostalgie, Schwermut und Sehnsucht schwingt in den einzelnen Sequenzen mit und zeigt die schwierige Lage beider. Rosolowski und Niewiera gelingt der Spagat zwischen einer persönlichen und sehr intimen Liebesgeschichte und dem Porträt einer jungen Republik, die darum kämpft, von der Welt anerkannt zu werden. Ein anregender Film, der neue Perspektiven eröffnet und hochaktuelle Probleme anspricht.
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