Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
MALALA - IHR RECHT AUF BILDUNG mit Prädikat im Kino/FBW-Auszeichnung auch für deutsches Drama MEERES STILLE und die Kinder- und Jugendfilme RETTET RAFFI und HÖRDUR
Wiesbaden (ots)
Im letzten Jahr erhielt die 18-jährige junge Frau Malala Yousafzai den Friedensnobelpreis, für ihren Einsatz für die Rechte von jungen Mädchen in Pakistan, denen der Zugang zu Bildung von Seiten der Taliban verweigert wird. Der Film MALALA - IHR RECHT AUF BILDUNG (Start: 22. Oktober) von Davis Guggenheim begleitet das junge Mädchen und zeigt dabei sowohl die öffentliche als auch die private Seite. Ein Auszug aus dem Gutachten der Jury: "Durch die Wahl seiner Mittel und die sehr einfühlsame Art, mit der er nicht die Funktion und das Schicksal, sondern die Persönlichkeit von Malala in den Mittelpunkt stellt, vermeidet der Film jedes Pathos und zeichnet keine Heldengeschichte, sondern erzählt statt dessen von einer jungen, klugen, mutigen Frau, der man im Lauf des Films erstaunlich nah kommt." Hierfür vergab die Jury einstimmig das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Eine Familie fährt zum Sommerurlaub in ein einsames Haus am Meer. Ein Haus, welches Erinnerungen an frühere Zeiten birgt. Erinnerungen aber auch, welche für alle mit verdrängten und schmerzlichen Verlusten verbunden sind. Nach Motiven eines gleichnamigen Romans hat Drehbuchautorin und Regisseurin Juliane Fezer mit MEERES STILLE (Start: 22. Oktober) eine vielschichtige, komplex angelegte Geschichte filmisch umgesetzt. Die Jury der FBW vergab das Prädikat "wertvoll" und schreibt in ihrem Gutachten: "MEERES STILLE von Juliane Fezer ist gelungenes Kopfkino. Die Qualität dieses Spielfilmdebüts lässt von dieser Autorin und Regisseurin noch weitere spannende Werke erwarten."
Mit RETTET RAFFI (Start: 22. Oktober) und HÖRDUR - ZWISCHEN DEN WELTEN (Start: 29. Oktober) starten in den nächsten zwei Wochen gleich zwei herausragende Kinder- und Jugendfilme, die es zu entdecken lohnt. RETTET RAFFI von Arend Agthe erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen namens Sammy und seinem Hamster Raffi, den Sammy über alles liebt. Als Raffi jedoch eines Tages entführt wird, muss Sammy seinen ganzen Mut zusammennehmen, um den tierischen besten Freund aus den Fängen von Verbrechern zu befreien. "RETTET RAFFI ist Kinderkino vom Feinsten und bietet Spannung und Unterhaltung für kleine und große Zuschauer." Dies ein Auszug aus dem Gutachten der FBW-Jury, die das Prädikat "besonders wertvoll" verlieh.
Das höchste Prädikat der FBW bekam auch HÖRDUR - ZWISCHEN DEN WELTEN verliehen. Regisseur Ekrem Ergün erzählt die Geschichte der jungen Deutschtürkin Aylin, die auf einem Reiterhof Sozialstunden leisten muss. Als sie sich dort mit dem Islandpferd Hördur anfreundet, entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Reiten und ihr Leben wird in vollkommen neue Bahnen gelenkt. Die Hofbesitzerin Iris entdeckt ihr großes Reittalent und unterrichtet sie mit dem Ziel, eine Turnierreiterin aus ihr zu machen. Für die Jury sind die Hauptrollen mit Hilmi Sözer, Felicitas Woll und dem Nachwuchstalent Almila Bagriacik als Aylin "bestens besetzt", ihr Spiel beschrieb die Jury als "überzeugend". Ein besonderes Lob sprach sie auch für Kamera und Lichtgestaltung aus, dazu kommt eine "sehr authentische Zeichnung von Wohnung und Umfeld der assimilierten türkisch-stämmigen Familie in Mannheim".
Weitere Kinostarts mit Prädikat in der kommenden Woche: Die Theaterverfilmung MACBETH und die französische Tragikomödie MADAME MARGUERITE ODER DIE KUNST DER SCHIEFEN TÖNE.
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 22. bis 29. Oktober 2015
Malala - Ihr Recht auf Bildung
Dokumentarfilm. USA 2015.
Am 9. Oktober 2012 halten Taliban-Kämpfer im Swat-Tal in Pakistan einen Schulbus an und fragen nach einem Mädchen namens Malala Yousafzai. Als sie sie gefunden haben, schießen sie ihr in den Kopf. Zu diesem Zeitpunkt war Malala 15 Jahre alt. Seit mehr als drei Jahren führte sie einen Internet-Blog, in dem sie über die Zustände in ihrer Heimat berichtete. Über die Bedrohung des Volkes durch die Taliban. Und die ungerechte Behandlung, die gerade junge Mädchen ertragen müssen, denen es verboten ist, zur Schule zu gehen und sich weiterzubilden. Den Anschlag hat Malala überlebt. Sie musste ihre Heimat verlassen und auch die Morddrohungen durch die Taliban an sie und ihre Familie halten an. Doch auch jetzt schweigt Malala nicht. Denn sie weiß: Mit ihrer Stimme kann sie etwas verändern. Im letzten Jahr erhielt Malala Yousafzai dafür den Friedensnobelpreis. Der Film von Davis Guggenheim begleitet das junge Mädchen und zeigt dabei sowohl die öffentliche als auch die private Seite. Denn Malala hat nicht nur eine Mission, sondern ist auch immer noch eine ganz normale Jugendliche mit ganz normalen Problemen, Nöten und Interessen. So kehrt der Film auch immer wieder zum Alltag von Malala und ihrer Familie zurück. Wie sie mit ihren Brüdern lernt, diskutiert, streitet und wie sie mit ihren Eltern redet. Vor allem ihr Vater steht ihr als Vertrauter bei öffentlichen Auftritten bei und unterstützt sie in ihrem Kampf. Denn Malala ist in ihrer starken Außenwirkung nicht nur eine Person, sondern ihre Auftritte müssen, wie bei einer berühmten Persönlichkeit, koordiniert und betreut werden. Das alles gerät jedoch immer dann in den Hintergrund, wenn Malala selbst zu Wort kommt. Dann hört man ihr einfach nur gebannt, beeindruckt und auch gerührt zu. Wie sie beispielsweise über ihre Heimat redet, die sie so schmerzhaft vermisst, geht dem Zuschauer besonders nahe. Hier arbeitet Guggenheim mit Animationssequenzen, die mit wenigen eindrucksvollen Pinselstrichen helfen, Erinnerungsbilder zu malen oder Szenen darzustellen, die sonst nicht möglich wären. Und wenn Malala mit Elan, Begeisterung und Esprit über die Chancen redet, die sich ergeben, wenn andere ihrem Beispiel folgen und den Mund aufmachen, dann spürt man, dass dieses Mädchen niemals aufgeben wird zu kämpfen. Für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung und gegen das Regime der Unterdrückung und des Terrors. Ein inspirierender Film und ein eindrucksvolles Porträt einer ganz besonderen Persönlichkeit.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/malala_ihr_recht_auf_bildung
Meeres Stille
Spielfilm. Deutschland 2013.
Helen wird von ihrem Mann Johannes mit einem Urlaub am Meer überrascht. Zusammen mit ihrer Tochter Frances fahren sie in ein einsames Ferienhaus. Doch das heile Bild bekommt Risse. Eine seltsame Angst erfasst Helen, während das Haus eine zweite, beunruhigende Geschichte um einen Jungen freilässt. Immer wieder holen Helen aufblitzende Erinnerungsfetzen aus Tönen und Bildfragmenten ein. Ein Fremder taucht auf. Auch er leidet unter den Schatten seiner Erinnerungen. In ihrem Erstlingswerk verrätselt die Regisseurin Juliane Fezer ihre Erzählung geschickt auf mehreren zeitlichen und räumlichen Ebenen. Da ist das Hier und Jetzt im Ferienhaus mit einer kalten, fast gespenstisch aufgeladenen Atmosphäre. Dazwischen Erinnerungsflashs, die Helen, zusammen mit dem Zuschauer, Stück für Stück in das entstehende Mosaik einsetzt, bis am Ende eine dramaturgische Wende das Leben aller auf den Kopf stellt und das verdrängte Trauma sichtbar wird. Als subtil eingesetztes Element dient ein bis ins kleinste Detail kunstvoll ausgearbeitetes Musik- und Soundkonzept, das das Drama einhüllt und alles verbindet. Erinnerungen, Schmerz und Hoffnung auf ein Loslassen. Mit Meeres Stille ist Juliane Fezer ein bemerkenswertes Debüt mit präzise gezeichneten Figuren und einer intensiven Filmsprache gelungen. Ein stiller und kraftvoller Film, auch dank seiner ausdrucksstarken Hauptdarstellerin Charlotte Munck.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/meeres_stille
Rettet Raffi! Spielfilm, Kinderfilm. Deutschland 2014.
Der achtjährige Sammy und sein Hamster Raffi sind unzertrennlich. Selbst als Raffi operiert werden muss, lässt Sammy seinen tierischen Freund nicht alleine. Doch dann, auf dem Weg vom Tierarzt nach Hause, wird Mamas Auto gestohlen. Und auch Raffi ist verschwunden. Für Sammy ist klar: Seinen besten Freund lässt er nicht im Stich. Und begibt sich mutig auf die Gangsterjagd. Der spannend und gleichzeitig lustig erzählte Kinderfilm von Arend Agthe basiert auf dem gleichnamigen Buch des Regisseurs, das er zusammen mit der Schauspielerin Bettina Kupfer geschrieben hat. Dabei betrachtet der Film die Welt ganz klar aus Kinderaugen, nimmt die Zuschauer und die kindliche Erfahrungswelt ernst und reflektiert klug und souverän ihre Gedanken und Probleme. Der Witz passt genau zu den Sehgewohnheiten der jungen Zielgruppe. Die Darsteller des 8-Jährigen Sammy und der 14-Jährigen Molly sind großartig in ihren Rollen und dienen Kindern und Jugendlichen als geeignete Identifikationsfiguren mit Stärken und natürlich auch Schwächen. Die Geschwisterbeziehung ist realistisch und führt zu dem ein oder anderen erkennenden Schmunzeln beim kindlichen oder auch erwachsenen Zuschauer. Keine Figur ist wirklich böse gezeichnet, selbst der "Fiesling" Rocky, der Raffi entführt, bekommt zum Schluss noch eine versöhnliche Szene. Ganz besonders gelungen sind auch die Tierszenen, die so realistisch und spannend inszeniert sind, dass der Film sich hinter keinem Krimi oder Actionfilm verstecken muss. Die Kameraarbeit ist überzeugend, die Verfolgungsjagden rasant geschnitten, dazwischen aber immer wieder auch ruhige Momente. Bei all den positiven Botschaften, die der Film besitzt - wie der Zusammenhalt in der Familie, die Verantwortung für ein Haustier, den Mut zu habe, das Richtige zu tun - wird nie der moralische Zeigefinger gehoben, alles wird mit Humor und nicht auf schulbuchmäßige Weise vermittelt. RETTET RAFFI! ist sorgfältig erdachtes und kreativ umgesetzes Kinderkino mit einem bezaubernden tierischen Helden, das mit Herz und Ideenreichtum die ganze Familie begeistern wird.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/rettet_raffi
Hördur - Zwischen den Welten
Spielfilm, Drama, Jugendfilm. Deutschland 2015.
Die 16-Jährige Deutschtürkin Aylin hat es alles andere als leicht. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern, während der Vater verzweifelt versucht, die Familie über Wasser zu halten. Als sich Aylin eines Tages gewaltsam gegen eine der zahlreichen Mobbing-Attacken an ihrer Schule wehrt, wird sie zu Sozialstunden auf einem Pferdehof verurteilt. Nach einiger Zeit taut Aylin in der fremden Umgebung auf. Eine besondere Verbindung spürt sie zu dem wilden Islandpferd Hördur, der ihr neue Kraft und Lebensmut schenkt. Ihr großer Traum ist es nun, zu reiten. Nach anfänglicher Ablehnung unterrichtet die Pflegerin Iris Aylin und sieht sofort ihr großes Talent. Doch als Iris vorschlägt, Aylin könne mit Hördur an einem Turnier teilnehmen, ist der Vater dagegen. Er kündigt an, mitsamt der Familie in die Türkei zurückzukehren. Für Aylin bricht eine Welt zusammen. Denn ein Leben ohne Hördur kann sie sich nicht mehr vorstellen. Gekonnt verbindet der Nachwuchsregisseur Ekrem Ergün in seinem Debütfilm die Genres. So ist HÖRDUR auf der einen Seite ein bewegendes Coming-of-Age-Drama, in dem ein junges Mädchen dank der Liebe zu den Pferden und dem neu erworbenen Gefühl der Freiheit auf dem Rücken von Hördur zu sich selbst findet. Doch dank eines klugen Drehbuchs und eines sorgfältig recherchierten Milieus ist HÖRDUR auch ein authentischer und nicht unkritischer Film über die Situation ausländischer Mitbürger in Deutschland, zusammen mit allen Konflikten und Chancen. Das Nachwuchstalent Almila Bagriaciks verkörpert Aylin glaubhaft, stark und mit viel Herz. Der Zuschauer hofft mit ihr, leidet mit ihr und kämpft sich mit ihr durch alle Probleme hin durch. Auch der Rest des Ensembles überzeugt in weiteren Haupt- oder Nebenrollen, ob Felicitas Woll als Pflegerin Iris oder Hilmi Sözer als Vater, der seine Tochter aufrichtig liebt, aber doch nicht weiß, wie er sich um sie kümmern soll. Besonders schöne und kraftvolle Bilder findet der Film für die Bewegungen der Islandpferde, dabei ist vor allem das Zusammenspiel zwischen Aylin und Hördur faszinierend mitanzusehen. HÖRDUR ist ein spannendes, mitreißendes und klug erzähltes Coming-of-Age-Drama mit einer starken jungen Heldin, die ihren eigenen Weg findet. Zwischen allen Welten, Kulturen und Überzeugungen. Hochaktuell, einfühlsam und überzeugend inszeniert.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/hoerdur_zwischen_den_welten
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