Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Kinostart mit Prädikat für SEBASTIAN UND DIE FEUERRETTER/Weitere Kinostarts mit Prädikat: Der Abenteuerfilm WIE BRÜDER IM WIND und die Dokumentation FAMILY BUSINESS
Wiesbaden (ots)
Nach dem Krieg kehrt 1945 wieder Ruhe ein in dem kleinen französischen Alpendorf, in dem der 10-jährige Sebastian bei seinem Ziehvater César wohnt. Sehnsüchtig wartet er auf die Rückkehr von Angelina, die Nichte Césars, die sich den Untergrundkämpfern angeschlossen hatte. Doch dann stürzt das Flugzeug mit ihr an Bord ab und entfacht einen Waldbrand. Jeder glaubt, Angelina sei tot. Nur Sebastian spürt, dass sie noch lebt. Und macht sich mit seiner treuen Hündin Belle auf den Weg, sie zu suchen. Dabei stößt er auf ein Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird. Die fünfköpfige Expertenrunde der FBW verlieh dem Kinderfilm SEBASTIAN UND DIE FEUERRETTER (Start: 28. Januar) über den mutigen Jungen Sebastian und seine treue Gefährtin Belle das höchste Prädikat "besonders wertvoll". In ihrer Begründung schreibt sie: "Ein wundervoller Kinderfilm "alter Schule", der Kinder in ihren Erfahrungen mit Schulfrust, Verlustangst und Tod naher Angehöriger abholt und in eine Welt ohne Handys entführt. Werte wie Familie, Freundschaft und Solidarität über Ländergrenzen hinweg werden beschworen. Liebevoll und detailreich sind das karge Leben der Bergbauern und die Hierarchie in der Gemeinde beschrieben, die Alpen bilden eine grandiose Kulisse. Jede Szene, jedes Detail ist durchdacht, die einzelnen Handlungsstränge greifen dabei ineinander wie die Rädchen einer gut geölten Maschine." Für die Jugend Filmjury der FBW ist der Film "spannend erzählt", der Schnitt "abwechslungsreich" und die Emotionen werden "gut dargestellt". Sie empfiehlt den Film mit der Höchstwertung von fünf Sternen.
Gerardo Olivares und Othmar Penker erzählen in WIE BRÜDER IM WIND (Start: 28. Januar) von einer jener seltenen Freundschaften zwischen Mensch und Tier, die, so die Jury der FBW, "trotz oder gerade wegen ihrer Märchenhaftigkeit zu bezaubern weiß". Seit dem Tod der Mutter ist der Jugendliche Lukas verstummt. Auch der Vater, ein schroffer und verbitterter Mann, kommt nicht mehr an den Jungen heran. Erst als dieser ein Adlerküken findet und es mit Hilfe des Wildhüters Danzer aufzieht, scheint Lukas wieder Nähe zulassen zu können. Doch irgendwann kann sich das heranwachsende Tier nicht mehr länger des Ruf der Natur erwehren: Es muss hinaus in die Lüfte, um dort zwischen den majestätischen Gipfeln sein eigenes Leben zu führen - ähnlich wie Lukas, der den Verlust seiner Mutter hinter sich lassen muss. "Der Film besticht vor allem durch die herrlichen Landschafts- und Tieraufnahmen, die man so in dieser Qualität und technischen Finesse selten gesehen hat. So wird der Film ein echtes Erlebnis, dessen Bilder noch lange im Gedächtnis haften bleiben. "Ein erhebendes Märchen für kleine und große Kinozuschauer, die hier wahrlich das Staunen über die Wunder der Natur wieder lernen können." So die Jury der FBW, die den Film mit dem Prädikat "besonders wertvoll" auszeichnet. Die Jugend Filmjury der FBW empfiehlt den Film für Kinofans ab acht Jahren.
Der Dokumentarfilm FAMILY BUSINESS (Start: 28. Januar) von Christiane Büchner betrachtet eine Situation, wie sie in Deutschland heutzutage häufig anzutreffen ist. Wenn die eigenen Eltern alt werden und sich nicht mehr selbst versorgen können, dann möchten die Kinder ihnen den Umzug in ein Altersheim gerne ersparen. Doch sie selbst sind berufstätig und haben keine Zeit, sich zu kümmern. Und so werden Frauen, oftmals aus Polen kommend, angestellt, um mit den älteren Menschen im Haus zu leben, ihnen den Haushalt zu führen und ihnen Gesellschaft zu leisten. Büchners Film thematisiert die Verständnisprobleme, die zwischenmenschlichen Konflikte und Reibungen und die Sehnsucht der Frauen nach ihrer Heimat. Die Jury der FBW war beeindruckt von der "Diskretion und der bemerkenswerten Konsequenz", mit der der Film seinen Protagonisten folgt. Auf diese Weise, so die Jury, entsteht eine "intime, aber niemals voyeuristische Betrachtung über eine Zwangsgemeinschaft, wie wir ihr in Zukunft noch häufiger begegnen werden." In ihrer Begründung für das höchste Prädikat "besonders wertvoll" kommt die Jury zu dem Schluss: "Ein sehenswerter Film."
In der kommenden Woche starten: Das bewegende Historiendrama SUFFRAGETTE sowie der Animationsfilm ROBINSON CRUSOE. Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Die Jugend Filmjurys der FBW sind mit 10-14-jährigen Schülerinnen und Schülern besetzt. Sie sind an insgesamt acht Standorten in Deutschland etabliert und sichten vor Kinostart das Filmprogramm für 5-14-jährige.
Prädikatsfilme vom 28. Januar 2016
Sebastian und die Feuerretter
Spielfilm, Abenteuerfilm, Kinder- und Jugendfilm. Frankreich 2015.
Frankreich, 1945. Der Krieg ist vorbei und Ruhe ist wieder eingekehrt in dem kleinen Alpendorf Saint Martin. Dort wohnt der 10-jährige Sebastian bei César, seinem Ziehvater, und wartet auf die Rückkehr von Angelina, Césars Nichte. Doch das Unglück bricht ein, als das Flugzeug mit Angelina abstürzt und einen Waldbrand auslöst. Niemand glaubt daran, noch Überlebende zu finden, die Rettungsmission der Feuerwehr wird abgebrochen. Nur Sebastian will das nicht akzeptieren, spürt er doch, dass Angelina noch am Leben ist. Zusammen mit Belle macht er sich auf den Weg, sie zu retten und stößt dabei auf ein altes Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird. Die Geschichte von Sebastian und seinem treuen Hund Belle geht weiter. Trotz aller Wendungen und Widrigkeiten lässt sich der lebhafte Junge voller Willenskraft und mit Belles Hilfe auf eine abenteuerliche Reise ein. Spannung, Abenteuer und gefühlvolle Momente gehen Hand in Hand und sorgen für ein rundes, abwechslungsreiches Filmerlebnis. Beeindruckend ist auch die schauspielerische Leistung. Besonders die Jungdarsteller überzeugen durch ihre natürliche und charismatische Leinwandpräsenz. Die wunderschöne musikalische Begleitung von Armand Amar liefert mit ihren zurückgenommenen, aber auch mitreißenden Momenten die emotionale Stütze des Films. Auch in der Kameraarbeit ragt der Film heraus. Atemberaubende Panoramabilder und begeisternde Tier- und Naturaufnahmen zeigen die Größe und Faszination der Landschaft. Dieser wunderschöne Familienfilm ist für große und kleine Zuschauer ein echter Genuss.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/sebastian_und_die_feuerretter http://www.jugend-filmjury.com/film/sebastian_und_die_feuerretter
Wie Brüder im Wind
Spielfilm, Drama, Abenteuerfilm. Österreich 2015.
Lukas lebt mit seinem Vater in den Bergen. Seit dem Tod der Mutter hat Lukas sich von seinem Vater abgewandt, er zieht sich immer mehr zurück, spricht nicht mehr und wandert in seinen Streifzügen durch die Dolomiten immer wieder zum alten Haus der Familie, und damit auch zu den Erinnerungen an glücklichere Zeiten. Eines Tages findet Lukas ein Adlerjunges, das aus dem Nest gefallen ist. Lukas kümmert sich um ihn, baut ihm im alten Haus ein Nest, füttert ihn und peppelt ihn auf. Doch je größer und stärker der Adler wird, desto mehr wird Lukas schmerzhaft bewusst, dass der Moment des Abschieds bald nahen wird. Der Film von Gerardo Olivares und Otmar Penker besticht durch seine faszinierenden Tier- und Landschaftsaufnahmen. So nah wie hier kommt man Adlern und den Nestern, in denen sie hausen und die Jungtiere aufziehen, selten. Vom Schlüpfen über die ersten Nestkämpfe bis hin zu den Beuteflügen der Großtiere - immer ist die Kamera ganz nah und lässt den Zuschauer die dramatischen Momente im wahrsten Sinne des Wortes aus der "Vogelperspektive" miterleben. Dabei spart der Film in keinem Moment aus, dass es sich bei Adlern um Raubtiere, also um Jäger handelt. Das Töten anderer Tiere, um das eigene Überleben zu sichern, wird ebenso wenig ausgespart wie auch andere dramatische Momente. Doch das steigert nur die große Authentizität der Aufnahmen. Erzählt wird der Film von Jean Reno, der als Förster den Jungen Lukas begleitet und ihm einiges über die Aufzucht des Adlers beibringt. Tobias Moretti spielt den Vater von Lukas mit der nötigen Bärbeißigkeit, schafft es aber, sich seinem Sohn langsam wieder anzunähern. Und Manuel Camacho als Lukas selbst liefert mit seinem Spiel eine geeignete Identifikationsfigur, auch für das junge Publikum. WIE BRÜDER IM WIND ist ein überaus gelungener Natur- und Abenteuerfilm, mit überwältigenden Naturbildern und großen Schauwerten. Mitreißend, berührend und wunderschön anzusehen.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/wie_brueder_im_wind http://www.jugend-filmjury.com/film/wie_brueder_im_wind
Family Business
Dokumentarfilm, Deutschland, 2015. Prädikat besonders wertvoll
Jowita und ihr Mann wollen ihr Haus in Polen renovieren, ausbauen, verschönern. Doch um diesen Traum verwirklichen zu können, braucht die Familie Geld. Und so lässt sich Jowita als Altenpflegerin ausbilden, um dann für zwei Monate zu einer Familie nach Deutschland zu gehen. Leicht fällt Jowita der Abschied von ihrem Mann und ihrer Tochter nicht. Das gleiche gilt für die Eingewöhnung in der neuen Umgebung. Denn Anne, die unter anfänglicher Demenz leidet, kann sich mit der fremden Frau in ihrem Haus nicht so einfach abfinden. Und sie möchte die Kontrolle über den eigenen Haushalt nicht so einfach abgeben. Eine schwierige Situation. Für beide Seiten. In Christiane Büchners Dokumentarfilm FAMILY BUSINESS erlebt der Zuschauer zunächst die Situation aus Jowitas Perspektive. Die Kamera begleitet die Ausbildung, dokumentiert die Reise nach Deutschland, betritt mit ihr Annes Welt und Zuhause. Doch es ist eine besondere Stärke des Films, ab diesem Zeitpunkt beide Seiten gleich stark zu beleuchten. So kann man empathisch mit allen Beteiligten mitfühlen und ihren oftmals sehr konfliktreichen gemeinsamen Weg mitgehen. Ob Sprachbarrieren, kulturelle Andersartigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten ob der Haushaltsführung - der Zuschauer ist direkt mit eingebunden und erlebt so direkt viele heitere, anstrengende, schwierige aber auch berührende Momente. Dies verdankt der Film einer großen und stets spürbaren Vertrautheit zwischen der Regisseurin und den Menschen, die sie begleitet. Trotz der großen Nähe beobachtet Büchner nur und mischt sich nicht ein. Das Thema hätte aktueller nicht gewählt sein können. Es gibt unzählige ältere Menschen in Deutschland, die auf Pflege angewiesen sind, sie sich aber nicht leisten können. Eine ausgebildete Haushaltshilfe aus Polen ist oft der einzige Ausweg für die Familien. Auch diesen Aspekt bringt der Film unaufdringlich näher, ohne direkt mit dem Finger auf das Problem zu zeigen. FAMILY BUSINESS ist ein großartiger Dokumentarfilm über ein wichtiges und aktuelles Thema unserer Zeit. Unaufdringlich, und doch zutiefst berührend.
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