Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Neu im Kino: Michael Bully Herbigs DDR-Flucht-Film BALLON/Höchstes Prädikat auch für ALLES IST GUT, DIE UNGLAUBLICHEN 2, NACHLASS und THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE
Wiesbaden (ots)
Der Spielfilm BALLON (Start: 27.September) von Michael Bully Herbig erzählt die wahre Geschichte der Familien Strelzyk und Wetzel, die im Jahr 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon die Flucht aus der DDR in den Westen wagten. "Als Thriller ist der Film souverän auf den Effekt hin inszeniert und scheut nie vor Melodramatik zurück, vor allem durch ein Wall-to-Wall-Sounddesign, das mit elektronischen und klassisch orchestralen Mitteln die emotionale Disposition erfolgreich diktiert. Von der Jury wurde BALLON als ein dramaturgisch dichter und in den Details subtil inszenierter Film gewürdigt, der vor allem in seiner langen Schlusssequenz von hoher dramatischer Spannung ist: Mit dynamischer Kamera und einer packenden Parallelmontage zieht er die Spannungsschraube mitreißend an. Packender Genrefilm und Geschichtsaufarbeitung gleichermaßen." So schreibt die fünfköpfige Expertenrunde der FBW in ihrer Begründung für das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Mehr dazu unter:
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/ballon
In DIE UNGLAUBLICHEN 2 (Start: 27. September), dem neuen Animationsfilm aus dem Hause Disney Pixar, kehren die UNGLAUBLICHEN zurück. Als sie von ihrer Regierung für "illegal" erklärt werden, liegt es an Elastigirl, die Welt vom Gegenteil zu überzeugen - während ihr Mann zuhause mit der Kinderbetreuung seine bisher schwerste Herausforderung antreten muss. Die Jury der FBW zeichnet den Film mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus und schreibt in ihrer Begründung: "Der Film ist doppelcodiert als Parodie und ernsthafte Familiengeschichte, in der in genretypischer Übersteigerung familientypische Probleme erzählt werden: vom Umgang mit Pubertätsproblemen, Selbstfindung, Babypflege, Ehekonflikte und der eigenen Körperlichkeit. Wie in einer klassischen Familiengeschichte erleben wir die Entwicklung der Kinder, die Emanzipation der Mutter und ihre Suche nach neuen Wegen der Selbstverwirklichung. Das funktioniert nicht als einfacher Rollentausch, sondern kann als durchaus kluge Reflexion klassischer und moderner Rollenverständnisse betrachtet werden, die explizit thematisiert werden. Die Jury würdigte ausdrücklich die Komplexität und Vielschichtigkeit in der Darstellung von Geschlechtern, Generationen und Körperbildern, ohne auf mainstreamkompatible Wirksamkeit zu verzichten. Erstklassige Unterhaltung für die ganze Familie auf höchstem Niveau."
Mehr dazu unter: https://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_unglaublichen_2
Das Langfilm-Debüt von Eva Trobisch, ALLES IST GUT (Start: 27. September), erzählt die Geschichte von Janne, die nach einer Vergewaltigung die Tat verdrängt und versucht, ihren Alltag weiterzuleben, als sei nichts geschehen. Die Jury der FBW hebt in ihrem Gutachten die überaus gelungene Besetzung der Charaktere hervor - und ihr Spiel als "glaubhaft und überzeugend gut". Insbesondere Aenne Schwarz als Janne, in jeder Szene des Films gefordert, kann, so die Jury, "mit einer überragend präsenten Leistung aufwarten". Eine gute Kameraführung und eine präzise Montage gehören zu den weiteren handwerklichen Leistungen dieses "sicher inszenierten und wichtigen Films". Die Jury zeichnet das Drama, das in diesem Jahr beim Filmfest München gleich mehrere Preise gewinnen konnte, mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" aus.
Mehr dazu unter: https://www.fbw-filmbewertung.com/film/alles_ist_gut
THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE (Start: 27. September) von Terry Gilliam erzählt die irrwitzig komische Geschichte eines erfolgreichen Filmemachers, der dem Hauptdarsteller seines ersten Filmes wiederbegegnet - und feststellen muss, dass dieser seine Rolle von damals nie abgelegt hat. Nach einhelliger Meinung der Jury ist Terry Gilliam mit seinem Film, um dessen Fertigstellung er mehrere Jahrzehnte kämpfen musste, ein "fesselndes Stück Kino gelungen, das in seiner dichten Atmosphäre und mit seinen vielschichtigen Bezugsebenen lange nachwirkt". In ihrer Begründung für das Prädikat "besonders wertvoll" schreibt die Jury weiter: "Bei aller Komplexität der Erzählstruktur, die niemals den Geist seiner klassischen Vorlage verrät, und bei aller Ernsthaftigkeit der genannten Anliegen: Wie in allen seinen Filmen zuvor gelingt es Terry Gilliam auch hier wieder, mit absurder Komik den Ton stets heiter zu halten. Großen Anteil daran halten sicherlich auch die beiden Hauptdarsteller Jonathan Pryce und Adam Driver, die exakt jene Balance perfekt beherrschen. Enorme Schauwerte halten schließlich auch Kostüm, Maske und Ausstattung bereit, die ebenso detailverliebt den Sog des Films unterstützen wie die herausragende Musik. Ein wahrhaft opulenter Film über Ritter in einer Zeit, in der die sprichwörtliche Ritterlichkeit vor die Hunde geht."
Mehr dazu unter: https://www.fbw-filmbewertung.com/film/the_man_who_killed_don_quixote
Außerdem neu im Kino: Der Dokumentarfilm NACHLASS (Start: 27. September) von Christoph Hübner und Gabriele Voss, der sich anhand von Zeugeninterviews aus unterschiedlichen Generationen der Aufarbeitung der Verbrechen des Holocaust während der Nazizeit aus der Perspektive von Täter- und Opferfamilien widmet. Dabei wird deutlich, wie sich das Trauma beider Gruppen, Opfer und Täter, auch zwei Generationen später nicht verflüchtigt hat, sondern subtil weitergegeben wird. "Formal überzeugt der Dokumentarfilm mit einem dezenten, aber sehr atmosphärischen Musikeinsatz, der sich mit den oft meditativ-ruhigen visuellen Impressionen ergänzt. Trotz minimalistischer Technik kann der Film so einen eigenen, genuinen Filmemacherstandpunkt zum Thema verdeutlichen, der neben den geäußerten Meinungen steht und den Zuschauer zur Stellungnahme herausfordert. Er ist so involvierend, stellt persönliche Fragen, u.a. danach, was das letztlich mit uns zu tun hat. NACHLASS ist auf diese Weise auch selbstreflexiv in der Wahl seiner filmischen Mittel. Dabei vermeidet er den ethischen Imperativ, der bei dem Thema möglicherweise nahe gelegen hätte." Dies schreibt die fünfköpfige Expertenrunde der FBW in ihrer Begründung und zeichnet den Film mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" aus.
Mehr dazu unter:
https://www.fbw-filmbewertung.com/film/nachlass
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com. Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Gutachtern aus einem Pool aus 85 Experten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
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