Siemens-Vorstand: Wer geschmiert hat, hat sich bereichert
Hamburg (ots)
Der im Oktober in den Siemens-Vorstand als oberster Korruptionsbekämpfer berufene Deutschamerikaner Peter Y. Solmssen will Ausreden bei Bestechungsfällen nicht mehr gelten lassen. In einem Gespräch mit der ZEIT sagt Solmssen, er sehe seine Aufgabe als General Counsel darin, "mit ein paar Mythen" in diesem Zusammenhang aufzuräumen. So könne nicht die Rede davon sein, dass die Siemens-Mitarbeiter, die mit Hilfe von Schmiergeldern Aufträge hereingeholt hätten, ausschließlich im Interesse der Firma gehandelt und sich nicht bereichert hätten. Sie hätten sich dadurch Boni und Gehaltserhöhungen gesichert. "Sie haben ihre Zahlen gemacht und dafür auch Schmiergeld eingesetzt. Selbstverständlich haben sie sich bereichert", sagt Solmssen. Ein Mythos sei auch, dass es in einigen Gegenden der Welt unmöglich sei, ohne Bestechung an Aufträge zu kommen und dass es "jeder mache". Sein früherer Arbeitgeber, der Siemens-Konkurrent General Electric, habe es verstanden, Sauberkeit zum Wettbewerbsvorteil zu machen. Diesem Beispiel werde Siemens folgen.
Seit der Einführung einer Melde-Möglichkeit für unsaubere Geschäftspraktiken hätten sich bereits mehr als 200 Mitarbeiter anvertraut, sagt Solmssen. "Wir sind so schneller an Informationen darüber gekommen, wie die Dinge gehandhabt wurden". Mitarbeiter seien auch "in diese Systeme hineingezwungen" worden. Deshalb habe es auch erste Amnestien für Geständige gegeben. Es sei wichtig, so an die Verantwortlichen heranzukommen.
Der Siemens-Konzern versucht derzeit in Gesprächen mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, eine hohe Strafe wegen jahrelanger Schmiergeldzahlungen im Ausland abzuwenden. Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher, Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sowie General Counsel Peter Y. Solmssen sind dazu Anfang der Woche nach Washington gereist. Der ZEIT sagt Solmssen vor der Abreise, man werde die SEC von der Ernsthaftigkeit des Bemühens um künftig saubere Geschäfte überzeugen.
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 52 vom 19. Dezember 2007
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