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Jeanne Moreaus exklusive Hommage an Luis Buñuel

Hamburg (ots)

Die Retrospektive der diesjährigen Berlinale ist dem Regisseur Luis Buñuel gewidmet. In einem Beitrag für DIE ZEIT erinnert Jeanne Moreau, die Legende des französischen Kinos, an den großen Regisseur, für den sie 1964 im "Tagebuch einer Kammerzofe" vor der Kamera stand. "Während der Dreharbeiten zum Tagebuch erzählte ich Buñuel jeden Tag Geschichten, die ich mir zu meiner Figur Célestines ausgedacht hatte. Er reagierte darauf mit dem Interesse eines Menschen, der erstaunliche Neuigkeiten über einen fernen Bekannten erfährt. Er selbst hatte sich über ihren Hintergrund keinerlei Gedanken gemacht." Entscheidend für das Verständnis seiner Filme sei Buñuels Verhältnis zur Religion. "Doch sosehr er den Klerus und die Religion attackierte und verspottete: Buñuel war ein von Gott besessener Atheist, ein jesuitisch erzogener Kirchengegner mit einem tief verwurzelten Sinn für das Rituelle und Symbolische", schreibt Moreau. "Ich war immer davon überzeugt, dass Buñuel die göttliche Präsenz nur deshalb so energisch verneinte, weil er zugleich eine große Sehnsucht danach verspürte."

"Das Beharren auf der Vergänglichkeit und Fleischlichkeit des Menschen, auf einer radikal diesseitigen Existenz drückte sich bei Buñuel auch durch ein besonderes Verhältnis zu Insekten aus", schreibt Jeanne Moreau. "Anfang der zwanziger Jahre hatte Buñuel als junger Mann in Madrid eine Weile Entomologie studiert. Und letztlich betrachtete er die Menschen stets mit dem Blick eines warmherzigen Insektenforschers."

Luis Buñuel bleibt für Jean Moreau in Erinnerung als "ein Mensch mit unglaublichem Humor (meistens war er schwarz). Und als der ältere Herr, mit dem ich in Paris immer früh essen ging. Schon am späten Nachmittag trank Buñuel als Aperitif den von ihm erfundenen Cocktail Buñueloni, eine erstaunliche Mischung von starken Alkoholsorten, die ich aber nie probiert habe. Danach gingen wir in die Brasserie du Dôme, nicht weit von seinem Hotel am Bahnhof Montparnasse. Dort erzählte er mir einmal nach dem Essen, wie er sich selbst zum Einschlafen bringe: 'Ich lege mich auf den Rücken, schließe die Augen und stelle mir alle möglichen Arten von Insekten vor.' Und wenn ich heute an Buñuel denke, dann an diesen Mann, der sich halb wach in sein Laken eingewickelt hat und die Tiere an sich vorbeiziehen lässt: Ameisen, Spinnen, Käfer, Skorpione, Bienen, Fliegen. Der große Regisseur und Entomologe nimmt die Parade ab, bevor er in den Schlaf sinkt".

Pressekontakt:

Den kompletten ZEIT-Beitrag der ZEIT Nr. 7 vom 7. Februar 2008 senden
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Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
(Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: bunse@zeit.de)

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