Homosexuelle Männer und Frauen sind vorbildliche Eltern
Hamburg (ots)
Ein schwuler Vater, eine lesbische Mutter, so das zählebige Vorurteil, würden nicht als positives Vorbild taugen und seien folglich schlechte Eltern. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen kommen jedoch zu einem völlig anderen Schluss. Schwule und Lesben geben genauso gute Eltern ab.
Die Soziologin Gill Dunne vom Gender Institute der Londoner School of Economics hat in einer Studie die Vaterkarrieren von hundert schwulen Männern untersucht. Ihr Fazit lautet sogar: heterosexuelle Väter könnten sich die Homokollegen zum Vorbild nehmen. "Ist der Papa anders, lernen die Kinder, mit Unterschieden zurechtzukommen. Ob schwul, ob Flüchtling, ob schwarz - die Kinder entwickeln ein größeres Maß an Toleranz gegenüber Menschen, die sich von der Norm unterscheiden", sagt Dunne. Sogar die eigene Persönlichkeit, vermutet Dunne, reift schneller im Kielwasser von Papas schwulen Neigungen: "Die Kinder begannen, sich selbst zu definieren. Sie fragten sich: Wer bin ich? Wie bin ich?"
Weitere Untersuchungen, die vor allem in den USA und England durchgeführt wurden, haben ergeben, dass homosexuelle Väter im Durchschnitt eine stabilere Umwelt für ihre Kinder bereitstellen und mehr positive Beziehungen zu ihren Kindern aufbauten als heterosexuelle Väter. Schwule geben ihren Kindern mehr Erklärungen, reagieren stärker auf kindliche Signale und setzen deutlichere Grenzen als die heterosexuellen Kollegen. Und von lesbischen Eltern erzogene Kinder, dies belegte die US-Psychologin Charlotte Patterson in mehreren Studien, zeichnen sich durch besondere emotionale Stabilität aus.
Ein weiteres Vorurteil ist längst ausgeräumt worden. Keine Untersuchung konnte nachweisen, dass Schwule zum Schwul- und Lesben zum Lesbischsein erziehen. Die Kinder der Million homosexuellen Eltern in Deutschland werden also, wie der Rest der Bevölkerung, zu sechs bis neun Prozent schwul oder lesbisch sein.
Unter www.zeit.de/links erfahren Sie mehr über das Erziehungsgeschick schwuler Männer
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 32/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 3. August 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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