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DIE ZEIT

Streit um Wirtschaft als Schulfach

Hamburg (ots)

Eine Woche, nachdem Arbeitgeber und Arbeitnehmer
überraschend vorgeschlagen haben, das Fach Wirtschaft an allen
Gymnasien Deutschlands einzuführen, hat DIE ZEIT sich im Düsseldorfer
Rückert-Gymnasium umgesehen, wo die Revolution schon stattgefunden
hat. In einem Pilotprojekt wird hier das alte Fach
Sozialwissenschaften zu einer Art Wirtschaftswissenschaft
umgewandelt. Es läuft so gut, das die Landesregierung sich jetzt
entschieden hat, das von der Bertelsmann-Stiftung geleitete Projekt
auf weitere Gymnasien und andere Schulformen zu übertragen. Denn:
"Die Schüler kommen in Scharen in die Kurse", erklärt Ulrike Lexis,
Projektleiterin von der Bertelsmann-Stiftung.
Leider sind die Düsseldorfer Schüler nur ein paar "happy few", wie
der Siegener Wirtschaftsprofessor und Vorsitzende der Deutschen
Gesellschaft für ökonomische Bildung meint. Denn "es herrscht ein
furchtbare Durcheinander" in der deutschen Bildungslandschaft. In
einer Studie hat er untersucht, wie wirtschaftliche Inhalte an
Gymnasien vermittelt werden. Das sei nicht nur von Bundesland zu
Bundesland unterschiedlich, so sein Fazit, sondern von Schule zu
Schule, eigentlich von Lehrer zu Lehrer. Infolgedessen machen private
Initiativen, beispielsweise vom Deutschen Aktieninstitut, vom Verband
der Jungunternehmer und vom Bundesverband der Banken "ihren"
Wirtschaftsunterricht. Sie organisieren Betriebspraktika,
veranstalten Wirtschaftswochen, gehen in die Schulen.
Damit die Schüler nicht einseitig informiert werden, hat die
Bundesregierung nun ein eigenes berufsbildendes Programm ins Leben
gerufen. Ohne in die Kompetenz der Länder eingreifen, will Berlin
"eine Linie" in die Ausbildung bringen, erklärt Martin Knoop,
Referatsleiter im Bildungsministerium. Wirtschaftswissenschaftliche
Bildung, so die Experten, bleibt in Deutschland trotzdem Flickwerk.
Dabei sind sich Eltern, Schüler und Lehrer Umfragen zufolge einig,
dass man von Wirtschaft etwas verstehen muss, um die Welt von heute
zu verstehen. Am Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit
ändern Projekte wie in Nordrhein-Westfalen nur wenig.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 36/2000 mit
   Erstverkaufstag am Donnerstag, 31. August 2000 ist unter
   Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut
   des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
Für Rückfragen steht Ihnen das Team der ZEIT-Presse- und Public
Relations Elke Bunse (Tel. 040/ 3280-217, Fax -558, e-mail: 
bunse@zeit.de) und Victoria Johst (Tel. 040/3280-303, Fax-570,
e-mail:  johst@zeit.de) gern zur Verfügung.

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