Frankreich bekennt sich zur aktiven Sterbehilfe extrem behinderter frühgeborener Kinder
In Deutschland ist nur eine Minderheit dazu bereit
Hamburg (ots)
Deutsche Mediziner und Ethiker halten die aktive Sterbehilfe bei frühgeborenen Kindern mit schweren Behinderungen wie sie in Frankreich praktiziert wird für ethisch nicht vertretbar. "Wenn wir Leben gegen Leid ausspielen, landen wir bei der Eugenik", sagt der Theologe und Ethiker Dietmar Mieth von der Universität Tübingen gegenüber der ZEIT. Wie die Hamburger Wochenzeitung in ihrer neuesten Ausgabe berichtet, entscheiden sich auch deutsche Neonatologen dafür, die lebensverlängernden Maßnahmen bei extrem geschädigten Frühgeborenen mit geringer Lebensperspektive zu begrenzen; etwa indem sie die künstliche Beatmung abstellen. Nur eine kleine Minderheit ist jedoch bereit, Schmerzmittel in hohen Dosen oder andere Medikamente zu geben, um das Frühchen zu töten.
In Frankreich ist das anders. Hier bekennen sich laut einer Umfrage, die kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde, drei viertel der befragten Neonatologen dazu, aktive Sterbehilfe zu leisten, um das Leiden der extrem behinderten frühgeborenen Kinder zu beenden. Ein französisches Ethikkomitee hatte kürzlich das Verhalten gutgeheißen. "Weder als Mensch noch als Theologe kann ich Ärzte verurteilen, die in solchen Fällen dem Leben ein Ende setzen", sagt der protestantische Moraltheologe Jean-François Collange, der dem französischen Ethikkomitee angehört, gegenüber der ZEIT.
PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 43/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 19. Oktober 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Inteviews kann angefordert werden.
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