Exklusiv in der ZEIT: Allensbach-Studie zeigt, wie die Deutschen ihren Körper optimieren wollen: 90 Prozent würden auf ein Ersatzteil zurückgreifen, wenn das eigene Organ geschädigt ist
Hamburg (ots)
Eine im Auftrag des Deutschen Studienpreises der Körber-Stiftung vom Institut für Demoskopie Allensbach gerade abgeschlossene repräsentative Meinungsumfrage - in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT erstmals veröffentlicht - fördert in dieser Hinsicht Erstaunliches zutage: Eine Mehrheit der Deutschen kritisiert zwar den heute betriebenen Körperkult. Aber dies setzt voraus, dass ein solcher faktisch vorhanden oder aber zumindest in den Köpfen wirksam ist.
Zwar herrscht ganz überwiegend Skepsis vor, wenn der Mensch sich zum Herrn über sich selbst machen will. Gleichzeitig aber werden bereits routinemäßig praktizierte Eingriffe wie zum Beispiel Herzverpflanzung oder künstliche Befruchtung von einer deutlichen Mehrheit befürwortet. 26 Prozent aller Befragten würden sich einzelne Hirnzellen transplantieren lassen. Immerhin jeder Fünfte fände es jetzt schon gut, wenn man durch den Einbau eines Chips die Gehirnleistung verbessern könnte, und jeder Zehnte begrüßt die mögliche Verpflanzung von Gehirnen. In der jüngsten Altersklasse der Umfrage, bei den 16- bis 29-Jährigen, verdoppelt sich dieser Anteil sogar. Den Kopf möchte dabei allerdings kaum jemand verlieren. Nur 4 Prozent der Befragten würden ihren Schädel auf einen fremden Körper setzen lassen - oder sollte man sagen: immerhin vier Prozent?
Das Herz, vor Jahrhunderten noch Sitz der Seele, Hort der Liebe und Quelle gewaltiger Mythologien ist heute fast ein auswechselbares Körperaggregat. Über 90 Prozent würden auf ein Ersatzteil zurückgreifen, wenn das eigene Organ geschädigt ist. Dabei würden 8 Prozent immerhin auch ein tierisches Herz - von Affe oder Schwein - in ihrem Körper schlagen lassen. Was das Embryonenschutzgesetz verbietet - Embryonen als Ersatzteillager -, stößt auch bei der Mehrheit der Befragten auf ethische Bedenken. Nur 6 Prozent würden sich ein aus embryonalen Zellen herangezogenes Organ einpflanzen lassen. Den Verheißungen der Organzüchter sieht dennoch fast die Hälfte der Deutschen erwartungsvoll entgegen. 47 Prozent würden sich ein Ersatzorgan aus eigenen Zellen züchten lassen.
PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 44/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 26. Oktober 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei.
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