Rafik Schami träumt im LEBEN der ZEIT davon, wieder in Damaskus zu sein
Hamburg (ots)
Der syrische Schriftsteller Rafik Schami, 54, verliess Syrien aus politischen Gründen und lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Der inzwischen hierzulande sehr populäre Autor träumt in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT davon, zurückzukehren: "Ich möchte nach Damaskus, in meine Heimatstadt. Und dann nach Malula, in mein aramäisches Dorf ... dieser Traum verfolgt mich seit 15 Jahren."
Rafik Schami: "Und seit Emil, mein Sohn, mich immer öfter und immer deutlicher an meine eigene Kindheit erinnert, seit ich fühle, um wie viel anders er aufwächst hier in Deutschland, während ich älter und älter werde und mich immer weiter von jenen Jahren entferne, seither träume ich davon, mit Emil all die Orte zu besuchen, von denen ich ihm bisher nur erzählen konnte."
Im Traum erscheint ihm alles wunderbar einfach: Ein Landsmann von ihm taucht auf, ein Doppelgänger, der seine Rolle als Rafik Schami in Deutschland übernehmen wird. "Ich aber habe drei Monate Zeit. Und den Reisepass meines Doppelgängers. Und weil er ein harmloser, unbescholtener Syrer ist, kann ich mit diesem Pass unbehelligt nach Damaskus fahren. Mit Frau und Sohn in die schönste Perle unter den Städten der Welt! Was für Glück! Nach 15 Jahren Verbot! .... Und schließlich Damaskus! Die Abara-Gasse im christlichen Viertel. Sie hat sich seit meiner Kindheit kaum verändert. Und endlich kann ich mit Emil Murmeln spielen, wo ich als Kind immer Murmeln gespielt habe. Auf der Straße, dem wunderbaren Ort meiner Kindheit..."
"Wir spielen zwei Runden, und schon umgibt uns eine riesige Schar von Kindern. Und bald ist Emil einer von ihnen. Sie verständigen sich auf Arabisch, Italienisch, Deutsch, Englisch und Händisch - das ist die meistverbreitete Sprache der Welt und die einzige, die ohne Grammatik auskommt. Am besten aber ist Emils Arabisch, wenn er flucht. Bald stehe ich allein da, an die Mauer gelehnt. 'Irgendetwas geht uns auf dem Weg ins Grab verloren', flüstere ich. Da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und drehe mich um. Es ist meine Frau. 'Elscham hilue ktir', sagt sie auf Arabisch, 'Damaskus ist wunderschön.'"
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 07/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 8. Februar 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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