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Schärfere Regeln für den Neuen Markt fordert DWS-Aufsichtsrat Christian Strenger und kritisiert die Laxheit der Börse

Hamburg (ots)

Der Aufsichtsrat der Fondsgesellschaft DWS,
Christian Strenger, wirft der Deutschen Börse Versäumnisse im Umgang
mit den Aktionären vor. "Vielleicht liegen der Börse die Emittenten,
die dafür zahlen, dass sie am Neuen Markt notiert sind, näher am
Herzen", sagt Strenger in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE
ZEIT. "Die Emittenten sehen sie regelmäßig. Die Investoren dagegen
sind nur eine große, anonyme Masse. Ich will nicht sagen, dass die
Börse die Aktionäre nicht berücksichtigt. Aber mit den Unternehmen
hat man privatrechtliche Verträge. Da fällt es vielleicht schwer,
einer Firma, die einen Insolvenzantrag stellt, zu sagen: Jetzt fliegt
ihr raus." Ein Insolvenzantrag müsse aber dazu führen, "dass ein
Unternehmen aufgrund völlig unklarer Verhältnisse sofort aus dem
Qualitätssegment Neuer Markt verschwindet - wenn es die Börse mit dem
Wort Qualität ernst meint", sagte Strenger, der auch Mitglied der
Regierungskommission Corporate Governance ist.
"Was auf alle Fälle besser werden muss, ist die Balance zwischen
den Interessen der Unternehmen und denen der Aktionäre", so Strenger.
"Im Augenblick werden die Regeln vom Schiedsrichter, und das ist die
Börse, nicht schnell genug angepasst. Einige Unternehmen nutzen das
aus und spielen auch im Abseits weiter. Natürlich muss man
Verständnis dafür haben, dass die Börse die Verträge erfüllen will,
die sie mit den Unternehmen geschlossen hat. Es wäre aber an der
Zeit, in krassen Fällen ein mutiges Signal zu setzen. Das würden auch
die ‚guten' Unternehmen verstehen."
Zudem sollten Altaktionäre ihre Aktienverkäufe vorher anmelden
müssen, forderte der DWS-Aufsichtsrat - "wenn der Betrag bestimmte
Grenzen überschreitet." Strengers Konzept: "Man legt drei Kriterien
fest - absolute Höhe der Transaktion, Prozentsatz am Aktienkapital
und Prozentsatz des Besitzes der Person.
Wichtig ist, dass es um alle Transaktionen geht, nicht nur um
Verkäufe. Derzeit liegt das Problem doch eher darin, dass die Kurse
unten sind und sich Vorstände oder sonstige Insider billig eindecken
wollen. Das möchte man gern vorher wissen."
Außerdem plädierte Strenger für eine deutlich längere Haltefrist,
während der Altaktionäre ihre Anteile nicht verkaufen dürfen. "Für
das Management denke ich an eine Frist von 36 Monaten, bei
Aufsichtsräten, die Aktien halten, an 12 oder 24 Monate, je nach dem,
wie viel Aktien es sind. Das sollte noch durch eine erfolgsabhängige
Komponente ergänzt werden: Entwickelt sich der Kurs
überdurchschnittlich gut, sollten die Altaktionäre auch zusätzliche
Aktien verkaufen dürfen. Damit könnte man auch zu starke Kursanstiege
dämpfen, wie wir sie im vergangenen Boom erlebt haben." Am Neuen
Markt habe es zunächst das Problem gegeben, "dass der free float zu
gering war, dass also zu wenig Aktien verfügbar waren, weil zu viele
in den Händen von Großinvestoren waren. Auch deswegen sind die Aktien
so hoch geschossen. Das hätte nicht passieren müssen", sagte der
DWS-Aufsichtsrat.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 33/2001 mit
   Erstverkaufstag am Donnerstag, 9. August 2001, ist unter
   Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der
   Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
Für Rückfragen steht Ihnen 
Elke Bunse, 
ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 
(Tel. 040/ 3280-217, Fax -558, 
e-mail:bunse@zeit.de) gern zur Verfügung

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