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Der gute Ruf ist ruiniert

Hamburg (ots)

Joseph Stiglitz von der Columbia University, zuvor Chefökonom der
Weltbank:
Amerika braucht viel Kapital und wird es nach dem Terrorangriff
kaum bekommen
Die Attacke kam zu einer Zeit, in der die US-Wirtschaft viel Grund
zur Besorgnis gab. Wir verzeichneten den größten Anstieg der
Arbeitslosigkeit seit langem. Der Index des Konsumentenvertrauens gab
kräftig nach, und die Zahl der Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten
wuchs schnell. Unter Präsident George W. Bush hat sich die
Haushaltslage dramatisch verschlechtert.
Das ist schlimm angesichts der drei größten Probleme: der
niedrigen Sparneigung der privaten Haushalte, des hohen
Handelsbilanzdefizits der USA und schließlich der absehbar hohen
Kosten der Sozialversicherung. So weit die Situation vor der
Terrorattacke. Jetzt kommen zu den ökonomischen noch die politischen
Probleme. Zudem werden einige Branchen wie die Luftfahrtindustrie und
der Tourismus hart getroffen. Und es ist fraglich, ob weiterhin so
viel Kapital in die Vereinigten Staaten fließt. Erst haben wir unsere
Attraktivität als Ökonomie mit hohem Wachstum eingebüßt. Nun
verlieren wir auch noch den Ruf als sicheres Investitionsziel.
Vergangene Woche konnten Investoren mit ihren Papieren an der Wall
Street nicht handeln. Das hatte niemand erwartet. Folglich dürften
Anleger nun ihr Geld verstärkt in anderen Ländern investieren.
Zusammengenommen heißt das: Amerika braucht Mittel, die ihm jetzt
aber so leicht nicht mehr zufließen werden. Die zusätzlichen
Staatsausgaben können den Rückgang der privaten Nachfrage kaum
ausgleichen. Was den Vereinigten Staaten jetzt helfen würde, wäre
eine vernünftige Steuerpolitik der Regierung. Allerdings sieht es
nicht danach aus, dass wir diese bekommen werden.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 39/2001 mit
   Erstverkaufstag am Donnerstag, 20. September 2001, ist unter
   Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei.
Für Rückfragen steht Ihnen 
Elke Bunse, Verena Schröder
ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 
(Tel. 040/ 3280-217, -303, Fax -558, 
e-mail:bunse@zeit.de,  schroeder@zeit.de) gern zur Verfügung

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