Sir Simon Rattle will mit Philharmonikern den Ton Berlins prägen
Hamburg (ots)
Sir Simon Rattle, Nachfolger von Claudio Abbado als Chefdirigent bei den Berliner Philharmonikern, will "in den ersten drei Jahren gut ausbalancierte Programme" und "stilistisch weit auseinander liegende Dinge" angehen. In Würdigung seines Vorgängers sagt der 47jährige Engländer im ZEIT-Gespräch, es sei "ein großes Verdienst von Claudio Abbado, dass er Karajan vergessen gemacht hat". Dennoch gebe es "eine Menge Aufbauarbeit zu leisten".
Zur Rolle der Philharmoniker in Berlin sagt Rattle: "Wir können in Berlin nicht mehr die glamouröse Diva sein, die außerhalb steht. Wir müssen für unsere Privilegien etwas zurückgeben." Durch ein "groß angelegtes Education-Projekt" möchte er das Publikum stärker an den Aktivitäten der Berliner Philharmoniker beteiligen. Er glaubt, dass er mit den Berliner Philharmonikern den Ton der Hauptstadt prägen kann: "In einem Land, in dem Kultur eine solche Glaubwürdigkeit genießt wie hier in Deutschland, kann man in dieser Position etwas bewirken."
In seinem ersten Konzert am 7. September 2002 steht mit Asyla, einem Stück des jungen englischen Komponisten Thomas Adés, zeitgenössische Musik auf dem Programm. Dies sei allerdings keine programmatische Absichtserklärung. Er wolle versuchen, das Repertoire von Symphonieorchestern wieder zu erweitern. "Man darf nicht den Fehler machen, die Musikgeschichte zu begradigen und sie auf wenige gültige Entwicklungslinien zu reduzieren." Rattle weiter: "Kunst kann nie nur ein intellektuelles Konstrukt sein." Statt objektiver Qualitätskriterien sei Schönheit das Entscheidende.
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 35, EVT 22. August 2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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