Astrid Proll: Baader-Film - eine deutsche Spaßguerilla
Hamburg (ots)
Astrid Proll, ehemaliges RAF-Mitglied, sieht den Film "Baader" von Christopher Roth anlässlich des 25. Todestages von Andreas Baader als gescheitert an. Gescheitert "an dem Anspruch, zu dem der Titel des Films die Autoren verpflichtet: ein Leben darzustellen und zu erklären. Roth hat ein MTV-Fernsehspiel gedreht über eine deutsche Spaßguerilla - mit einem Pophelden Andreas Baader", schreibt sie in der ZEIT.
Proll: "Das Gefühl unseres radikalen Aufbruchs vermittelt Christopher Roth nicht. Die RAF wird bei ihm zu einer aufregenden Fantasie, einem Spiel, bei dem junge Leute mit Pistolen herumfuchteln dürfen. Wir haben nie mit Pistolen herumgefuchtelt. Die Männer der RAF trugen die Waffen zwar schon etwas offener, wir Frauen aber eher in der Handtasche. Und die RAF war für uns kein Spiel. Wir hatten Angst um unser Leben, auch wenn wir nicht wagten, darüber miteinander zu sprechen. Wir verdrängten unsere Angst."
Auch die "herablassende Reduzierung der Figur Meinhof auf eine Nebenrolle ist falsch. Meinhof war lange die Stimme der RAF", sagt Astrid Proll. "Die beiden Filmautoren Christopher Roth und Moritz von Uslar haben aus einem Drama eine Komödie gemacht, die ihnen misslungen ist."
Astrid Proll, 55, war Ende der sechziger Jahre Mitglied der RAF. Sie lebte ein Jahr lang mit Andreas Baader und Gudrun Ensslin im Untergrund, bis sie 1971 festgenommen wurde. Sie saß vier Jahre im Gefängnis wegen Banküberfalls und Urkundenfälschung.
Den kompletten ZEIT-Beitrag (DIE ZEIT Nr. 43, EVT 17. Oktober 2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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