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Trotz Krise - weniger Massenproteste

Hamburg (ots)

In Deutschland wird viel demonstriert.
Massenproteste aber sind weniger geworden, auch in der jetzige Krise.
Der Berliner Soziologieprofessor Dieter Rucht, 56, sieht die Gründe
darin, dass heute jede Berufs- und Interessengruppe für sich allein
protestiert. "Es gibt zwischen den betroffenen Menschen vielfach
keine Verbindung ... Sie haben keine gemeinsame Lebenswelt und
deshalb keine Vernetzung," sagt er der ZEIT.
Rucht: "Grundsätzlich muss ein Problem als von Menschen
verschuldet gelten. Niemand protestiert gegen ein Erdbeben ... Die
wirtschaftliche Krise, das Wachstum, das sich über Jahrzehnte
abschwächt, und die Überalterung der Gesellschaft erscheinen aber
vielen Leuten eher wie eine Naturkatastrophe. Dieter Rucht weiter:
"Die meisten Leute in diesem Land haben noch zu viel zu verlieren,
und viele hoffen noch, dass sie selbst ihren Weg machen und
persönlich Erfolg haben werden. So gesehen, ist die Lage noch nicht
schlecht genug. Glücklicherweise."
Die Frage, ob unter konservativen Regierungen mehr demonstriert
wird, beantwortet Dieter Rucht eindeutig mit einem ‚Ja'. "In
Deutschland wurde unter den Kanzlern Brandt und Schmidt weniger
demonstriert als unter Adenauer und Kohl." An der grüblerischen
deutschen Mentalität liege es nicht, dass wilde Streiks und große
Massendemonstrationen ausbleiben - "die Strukturen sind einfach
anders".
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 51, EVT 12. Dezember
   2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder Verena
Schröder, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, (Tel.: 040/
3280-217, -303, Fax: 040/3280-558, e-mail:  bunse@zeit.de, 
schroeder@zeit.de).

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