Peter Rühmkorf: Ohne Fernseherfahrung geistig unterbelichtet
Hamburg (ots)
Am 25. Dezember 1952 ging das Deutsche Fernsehen auf Sendung. "Eine große technische Sensation, die auf unser gesamtes Nervensystem übergriff", sagt der Schriftsteller und Dichter Peter Rühmkorf, 73, der ZEIT. Für ihn war das erste nationale TV-Ereignis das Endspiel der Fußball-WM 1954.
Der Unterschied zwischen Lektüre und Fernsehen liegt für Rühmkorf in der Entfremdung: "Beim Leser bilden sich die Imaginationen im Kopf, während dir im Fernsehen alles aufbereitet zugeliefert wird ... Man geht nicht mehr auf Tanzpartys oder irgendwelchen Abenteuern nach, sondern lässt sich bei VOX und RTL 2 was vorvögeln." Er vergleicht diese "Schaulust", gegen die "kein Kraut gewachsen" ist, mit dem Sexualtrieb.
Die Sendung "Am laufenden Band" habe er wirklich am "laufenden Band gesehen"; das "Wort zum Sonntag" hieß für ihn bereits in den Siebzigern "Das Wort zum Bierholen" und das "Literarische Quartett" vermisst er nur "teils, teils": "Es war wenigstens mal ein Versuch, etwas so Unanschauliches wie die Literatur als Erregungsgegenstand zu skandalisieren." Für Peter Rühmkorf ist das "Ding mit bloßen Verwünschungen nicht mehr aus der Welt zu bringen ... Wer nicht über eine gewisse Fernsehbildung verfügt, scheint mir irgendwie geistig unterbelichtet."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 1, EVT 23. Dezember 2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder Verena Schröder, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, (Tel.: 040/ 3280-217, -303, Fax: 040/3280-558, e-mail: bunse@zeit.de, schroeder@zeit.de).
Original content of: DIE ZEIT, transmitted by news aktuell